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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Leib. Sie schien nackt gewesen zu sein. Mit seinem Kugelschreiber schob er vorsichtig ein paar Blätter zur Seite, um mehr sehen zu können. Unglücklicherweise waren ihre Hände bereits total verwest, ebenso wie große Teile ihres Gesichts.
    Wieder ein Mord in seinem Bezirk. Wo Millionen von Menschen zusammenlebten, war so etwas einfach unvermeidbar.
    Jetzt war ihm auch klar, warum Martin so nervös gewesen war, als er ihn angerufen und gebeten hatte, so schnell wie möglich zu kommen.
    Obwohl von dem Gesicht nicht mehr viel übrig geblieben war, hatte man es im Gegensatz zu den Händen nicht allein dem Verwesungsprozess überlassen.
    Es bestand kein Zweifel daran, dass die Ohren abgeschnitten worden waren.
    Ihm lief es kalt den Rücken hinunter. Gleichzeitig spürte er eine Bitterkeit, die er fast schmecken konnte.
    Déjà vu.
    Peter Bordon, auch Papa Pierre genannt, saß schon seit einiger
    Zeit hinter Gittern. Genauer gesagt, fünf Jahre. Aber selbst diese flüchtige Überprüfung der Leiche reichte aus, um Erinnerungen an die makabren Umstände wachzurufen, unter denen zahlreiche Mordopfer entdeckt worden waren, als Bordon noch der Anführer einer bizarren Sekte war, die sich People for Principle nannte.
    „Doch, er ist noch im Gefängnis“, sagte Martin, der die Gedanken seines Partners erraten konnte.
    „Bist du sicher?“
    „Ja. Als ich die Leiche sah, habe ich das sofort nachgeprüft, nachdem ich dich angerufen hatte“, erwiderte Martin. „Er sitzt hinter Gittern. Da können wir sicher sein. Egal, ob das in diesem Fall eine Rolle spielt oder nicht.“
    „Mist“, murmelte Jake. Irgendwie tat ihm die Tote Leid. Peter Bordon hatte damals wie ein neuer Prophet eine Gruppe von Anhängern um sich versammelt. Er hatte über Gemeinschaftssinn gepredigt, über Arbeit, die allen Menschen zugute kam, und seine Anhänger ermahnt, auf die Annehmlichkeiten eines sündigen Lebens in Luxus zu verzichten. Für die meisten seiner Schützlinge bedeutete das, alles, was sie sich erarbeitet hatten, auf Bordons Bankkonto zu überweisen.
    Drei seiner angeblichen Jünger waren tot aufgefunden worden. Man hatte sie auf Feldern und in Kanälen entdeckt.
    Mit abgeschnittenen Ohren.
    Eine Tatwaffe war nie aufgetaucht. Es hatte keine heißen Spuren gegeben. Bordon war der einzige Verdächtige gewesen, aber man hatte nicht den geringsten Beweis für seine Schuld gefunden. Die Polizei hatte Durchsuchungsbefehle für seine Grundstücke und Häuser beantragt; bis auf einige illegale finanziellen Transaktionen war jedoch nichts ans Licht gekommen. Die hatten jedenfalls ausgereicht, um ihn für einige Zeit ins Gefängnis zu bringen.
    Eines Nachts war dann ein Mann ohne festen Wohnsitz in eines der kleineren Polizeireviere gestürmt und hatte behauptet, die Morde begangen zu haben.
    Auf Grund seines Geständnisses wurde er des mehrfachen Mordes angeklagt, doch während der Untersuchungshaft erhängte er sich in der Zelle mit seinem Gürtel.
    Damit war der Fall eigentlich erledigt.
    Jake und die meisten seiner Kollegen hatten von Anfang an nicht daran geglaubt, dass ein Verrückter für eine Reihe von Morden verantwortlich war, die so sorgfältig ausgeführt worden waren. Offiziell war die Akte nie geschlossen worden, aber mit dem Tod des Geständigen konnten sie Bordon nur wegen der illegalen Geldgeschäfte vor Gericht stellen. Und weil keine weiteren Leichen gefunden wurden, hatte man die Untersuchungen schließlich eingestellt.
    Allerdings hatte Jake sich mit dem Ergebnis nie zufrieden gegeben. Für ihn war der Fall noch längst nicht abgeschlossen.
    Bordon war in die Morde verwickelt. Davon war Jake überzeugt. Nur – es gab keine Beweise. Dass Bordon die Taten nicht selbst ausgeführt hatte, stand für Jake ebenfalls fest. Aber er hatte sie angeordnet.
    Jetzt saß er zwar im Gefängnis, doch das bedeutete nicht, dass er von dort aus nicht die Fäden in der Hand hielt.
    Bordon verfügte über eine Macht, die stärker war als jede Waffe. Er konnte Männer und Frauen manipulieren, er war in der Lage, in ihre Gedanken einzudringen.
    Er musste seine Hände nicht mit dem Blut anderer Menschen besudeln.
    Einen Mord zu planen war allerdings genauso strafbar, wie einen Mord auszuführen. Allerdings musste die Absicht nachgewiesen werden.
    Vor fünf Jahren hatte die Polizei, verzweifelt auf der Suche nach Beweisen, bis in die geheimsten Winkel von Bordons Leben geleuchtet. Sie hatten keine Bestätigung dafür finden können, dass er die

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