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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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wollen. Sie standen mit dem Rücken zur Wand, die sie hatte niederreißen wollen, damit sie weiterkamen.
    Dann erschien ihm im Traum ihr Gesicht, wie es aussah auf dem Seziertisch, nachdem man sie gefunden hatte. Dieser Anblick versetzte ihm jedesmal einen solchen Schock, dass er aus dem Schlaf aufschreckte.
    Seltsamerweise nicht heute Nacht. In dieser Nacht träumte er nicht von diesem Bild.
    Er sah sie nur verschwommen. Ihr Haar war nicht dunkel; im Licht erschien es rot.
    Das war nicht Nancy. Es war eine Person, die ihr ähnlich sah. Die sich so bewegte wie sie.
    Es war Nicks Nichte. Leichtfüßig schritt sie vorwärts, langsam und selbstbewusst. Jetzt stand sie vor ihm. Der Traum ging weiter. Die Erinnerung wurde ein blasses Bild, die Gegenwart drängte sich in den Vordergrund. Diese Frau war ganz anders, sehr lebhaft, sehr real, temperamentvoll. Sie … streckte die Hand nach ihm aus. Sie berührte ihn … Sie…
    Er wurde wach. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Wecker klingelte.
    Scheiße.
    Nein, das war gar nicht der Wecker. Es war das Telefon. Zum Teufel, wie spät war es? Mitten in der Nacht. Obwohl seine Glieder bleischwer waren und er sich miserabel fühlte, war er für das Klingeln dankbar. Es hatte ihn aus den Tiefen eines Traumes gezogen, wie er ihn so bizarr noch nie gehabt hatte. Mit Nicks Nichte im Mittelpunkt. Er musste aufpassen, dass er ihr nicht über den Weg lief. Höllisch aufpassen.
    Das durfte wohl nicht allzu schwierig sein in Anbetracht der Umstände, unter denen sie ihre flüchtige Bekanntschaft gerade aufgefrischt hatten.
    Das Telefon …
    Das Läuten schrillte schmerzhaft in seinen Ohren.
    Er griff nach dem Hörer. Während er lauschte, umklammerten seine Finger ihn so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.

3. KAPITEL
    „V om Gesicht ist nicht viel übrig geblieben“, sagte Martin Moore, während er dem uniformierten Beamten zunickte, der ihn und Jake hinter das gelbe Band treten ließ, mit dem der Tatort – ein abgelegener Weg, auf dem die Leiche gefunden worden war – abgesperrt war.
    „Vermutlich ist sie durch den Regen der vergangenen Tage hier heruntergeschwemmt worden. Ich denke, man hat sie nur ein paar Zentimeter tief weiter oben auf dem Weg verbuddelt.“
    Es war früher Samstagmorgen. Der Tag würde bald anbrechen.
    Er wünschte, er wäre in der vergangenen Nacht beim Bier geblieben und hätte keinen Scotch getrunken.
    Jetzt hätte er einen gebrauchen können. Martys Anruf war mehr als Besorgnis erregend gewesen.
    Das lange Wochenende konnte er nun vergessen. Da die Untersuchung niemals offiziell abgeschlossen worden war, hatte man ihn zu Hilfe gerufen. Vor fünf Jahren, als die ersten Morde passiert waren, war Marty zwar noch für das Sitten- und Rauschgiftdezernat zuständig, aber mittlerweile arbeitete er schon so lange mit Jake zusammen, dass er sich mit den Verbrechen, die als „Bordon-Morde“ in die Kriminalgeschichte eingegangen waren, genauso gut auskannte wie seine Kollegen. Und da er in der Gegend wohnte, war er als Erster am Tatort eingetroffen.
    Scheinwerfer tauchten die noch dunkle Szenerie in ein gespenstisches Licht. Den größten Teil der Gegend, die als Bauland erschlossen worden war, hatte man den Everglades abgetrotzt. Der Untergrund war weich und die Vegetation üppig. Nur vereinzelt sah man in der Ferne einige Lichter der umliegenden Ortschaften. Kurz vor Tagesanbruch nahm das Licht in den Sümpfen eine merkwürdig braune Färbung an, als wollten die Everglades klar machen, dass dieses Gebiet eigentlich Niemandsland war.
    Ein paar Meter vor der Leiche blieb Jake stehen, um sich einen ersten Eindruck von der Toten und dem Fundort zu verschaffen. Eine Joggerin hatte sie entdeckt. Ziemlich leichtsinnig, dachte er, um diese Uhrzeit zu laufen, wenn die Nacht noch über den Sümpfen hing und in den düsteren Schatten und dem dichten Unterholz so manches Unheil lauern konnte.
    Die Läuferin war noch da – eine Frau in mittleren Jahren mit einem hübschen, wenn auch etwas knochigen Gesicht. Sie trug ein Stirnband, Jogging-Shorts, T-Shirt und Laufschuhe von der Sorte, in denen alle Jogger ihrem morgendlichen Ritual auf den stillen Wegen rund um das landwirtschaftlich genutzte Land nachgingen. Der Leichenfund hatte ihr ziemlich zugesetzt. Jake hörte ihr leises Schluchzen, während sie mit den Polizisten sprach, die sie mit einer Decke und heißem Kaffee versorgt hatten.
    „Ich bin hier nichts ahnend vorbeigelaufen, und auf einmal … mein

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