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Am Anfang war der Tod

Am Anfang war der Tod

Titel: Am Anfang war der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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die Dunkelheit hinaussah. Sie trug ein langes, enges T-Shirt, das ihre Körperformen betonte. Im elektrischen Licht leuchtete ihr Haar flammend rot. Die langen Locken bedeckten wie ein Schutzschild ihren Busen. Der dünne Stoff ließ der Fantasie nur wenig Raum. Ihr war nicht im Geringsten bewusst, wie verlockend sie aussah.
    Seine Hände verkrampften sich, und er fühlte die Anspannung in seinem ganzen Körper. Du hast keine Ahnung, wie gut ich dich kenne, Ashley, dachte er. Ich wusste, dass du diejenige bist, die noch wach ist; ich wusste, dass ich dich sehen würde, wenn ich hierher komme. Und eines Tages, Ashley, wirst du erfahren, wie ich mich die ganze Zeit über gefühlt habe.
    Eines Tages.
    Die Glastüren standen weit offen …
    Und dieser Tag …
    … könnte doch auch heute sein.
    Nein. Nicht heute. Heute Nacht wollte er sie nur betrachten.
    Aber bald. Bald würde sie es wissen. Er würde schon dafür sorgen, dass sie es erfuhr.
    Die Nacht war herrlich, die Luft angenehm mild. Aber nicht einmal die Sterne am Himmel oder das weiche Mondlicht, das in den hübschen kleinen Garten fiel, konnte sie von ihren Überlegungen ablenken.
    Sie trat in das Zimmer zurück und ging hinüber zum Schreibtisch. Dort lag ihr Zeichenblock schon bereit.
    Sie begann zu zeichnen. Zunächst den Körper … den Körper auf dem Highway.
    Ein junger Mann, dessen Muskeln sich unter der Haut abzeichneten. Blutflecke hier und da. Das helle Haar fiel ihm weich ins Gesicht.
    Neben ihm … der Polizist, der als Erster am Unfallort eingetroffen war. Der Streifenwagen. Die beiden Fahrer und ihre Autos. Die Fahrzeuge, die sich auf dem Highway stauten, wendeten … und fast über den Mittelstreifen fuhren.
    Der Mittelstreifen. Der Verkehr auf der Gegenfahrbahn …
    Die Person, die am Rand des Highways gestanden hatte.
    Sie zeichnete und schraffierte, so dass die Zeichnung, obwohl nur schwarzweiß und mit zahlreichen Grautönen versehen, auf unheimliche Weise echt wirkte. Bis auf diese Person hatte sie alles detailliert getroffen. Diese mysteriöse Figur neben der äußersten rechten Spur. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich an keine Einzelheiten erinnern …
    Ansonsten war alles so, wie es sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte – als ob eine Kamera in ihrem Gehirn eingebaut wäre.
    Alles war haargenau wiedergegeben … bis auf die geheimnisvolle Figur, die alles zu beobachten schien und nach etwas Ausschau hielt.
    Wonach?
    Wollte er sich vergewissern, dass der Mann, diese bemitleidenswerte, fast nackte und blutüberströmte Figur, wirklich tot war?
    Plötzlich fröstelte sie.
    Die nächtliche Brise …
    Nein, es war mehr als das. Etwas, das ihr ein unangenehmes Gefühl verursachte.
    Schnell warf sie einen Blick hinter sich. Obwohl sie sich albern vorkam, trat sie zu den Glastüren, schob sie zu und drehte den Schlüssel um. Sie betrachtete die dünnen Vorhänge. Die Sonne würde ungehindert hindurchdringen und das Zimmer am nächsten Morgen in gleißende Helligkeit tauchen.
    Am nächsten Morgen. Es war bereits Morgen, und bald würde die Sonne aufgehen.
    Sie zog die dünnen Vorhänge zur Seite und bemerkte die lichtundurchlässigen Jalousien. Nachdem sie sie hinuntergelassen hatte, kontrollierte sie noch einmal das Türschloss und legte sich auf die Couch.
    Sie schloss die Augen, aber das Bild des Körpers auf dem Highway wurde sie nicht los.
    Fluchend schüttelte sie ihr Kissen auf. Schafe zählen war ihr immer ziemlich töricht vorgekommen …
    Aber sie musste jetzt unbedingt schlafen.
    Deshalb zählte sie Pferde.
    Ein seltsamer Traum. Sonnenlicht fiel durch dichten Nebel. Im Traum kam sie auf ihn zu. Manchmal befanden sie sich an einem Strand, und in der nächsten Sekunde waren sie in der Kabine der
Gwendolyn
. Langsam trat sie näher zu ihm hin. Das Haar fiel ihr über den Rücken, über nacktes Fleisch, das halb in der Sonne, halb im Schatten war.
    Nancy.
    Er träumte oft, dass sie hier war, mit ihm zusammen, und dass sie ihm etwas zu sagen versuchte. Aber so war es noch nie gewesen. Früher hatten sie nur miteinander geredet. Hatten über den Fall gesprochen. Die Enttäuschungen, die Spuren, die ins Nichts führten. Doch sie hatte etwas gewusst. Weil sie eine unglückliche Ehe führte, konzentrierte sie sich ganz und gar auf ihren Beruf – ungeduldig und rücksichtslos gegen sich selbst.
    Sie waren ein gutes Team.
    Aber eben nicht gut genug. Da war noch mehr gewesen, etwas, das sie gespürt hatte. Sie hatte etwas tun

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