Am Anfang war der Tod
kommt.“
„Ein Mörder, der annimmt, dass sein Opfer getötet wird?“
Sie blieb unnachgiebig. „Ich bin sicher, dass das schon passiert ist.“
Er drehte sich um und ging weiter. Sie folgte ihm. „Offenbar sind Sie doch der Meinung, dass etwas nicht stimmt. Sonst wären Sie ja wohl kaum hierher gekommen.“
Wieder blieb er stehen. „Es ist schon eine merkwürdige Geschichte. Aber ich habe nicht gelogen, als ich Ihnen sagte, dass ich momentan eine Menge zu tun habe. Ich werde mit Carnegie reden – er leitet die Ermittlungen bei diesem Fall – und sehen, was ich herausfinden kann. Und Sie vergessen bitte nicht, dass Sie noch nicht einmal Streifenpolizistin sind. Sie gehen auf die Akademie. Glauben Sie ja nicht, dass Sie schon irgendwelche Befugnisse hätten. Sie könnten in gefährliche Situationen geraten, denen Sie überhaupt nicht gewachsen sind.“
Triumphierend sagte sie: „Also glauben Sie auch …“
Er reagierte unwirsch. „Ich glaube, falls er mit harten Drogen zu tun hatte, dann könnten Sie auch ziemliche Probleme bekommen. Vergessen Sie nicht, wo wir sind. Bei einigen der übelsten Verbrechen hier in der Gegend ist Rauschgift mit im Spiel. Wenn Sie also Ihrem Freund helfen wollen, besuchen Sie ihn so oft Sie können, passen Sie im Unterricht auf und überlassen Sie die Arbeit den erfahrenen Polizisten.“
„Jawohl, Sir. Detective Dilessio.“ Hoch erhobenen Hauptes schritt Ashley vor ihm her zur Tür, die zur Tiefgarage des Krankenhauses führte. „Doch angesichts der Tatsache, dass die erfahrenen Polizisten bis über beide Ohren in Arbeit stecken und nicht so fest an Stuart glauben wie ich, habe ich doch keinen schlechten Riecher bewiesen, oder?“
„Carnegie ist ein guter Mann“, sagte er ausdruckslos. „Sie sehen die Sache nur aus Ihrer Perspektive. Sie können es den Leuten nicht verdenken, wenn sie glauben, Ihr Freund sei süchtig. In seinem Blut befand sich immerhin eine Menge Heroin, als er eingeliefert wurde. Nehmen Sie’s den anderen also nicht übel, wenn die sich ihre eigene Meinung bilden. Vielleicht stimmt es ja, was Sie sagen. Wenn das so ist, dann werden wir das beweisen. Wir sind keine Zauberer, aber wir können auch die härtesten Nüsse knacken – meistens jedenfalls. Also haben Sie ein wenig Vertrauen, ja?“
„Natürlich“, antwortete sie steif.
Er hielt ihr die Tür zur Garage auf. Sie ging voraus zu ihrem Wagen, betätigte die Fernbedienung, stieg ein und war sich seiner Gegenwart nur zu bewusst, als er neben ihr Platz nahm. Ärgerlich über sich selbst, als sie sich dabei ertappte, besonders vorsichtig zu fahren, nur weil er neben ihr saß, musste sie scharf bremsen, um nicht an dem Schalter vorbeizufahren, wo sie bezahlen musste. Mist. Jetzt glaubte er vermutlich auch noch, dass sie nicht einmal richtig Auto fahren konnte.
Als sie auf die Straße eingebogen waren, hatte er immer noch kein Wort gesagt. Um das ungemütliche Schweigen zu unterbrechen, fragte sie ihn: „Wie gefällt Ihnen denn Ihr neuer Liegeplatz?“
„Gut. Er ist sehr günstig. Ich bin kein großer Koch, deshalb bin ich froh, dass es nicht weit ist bis zum nächsten Restaurant.“
„Sie gehen wohl schon ziemlich lange zu Nick?“
„Sieben oder acht Jahre.“
„Erstaunlich, dass ich Sie nicht kenne. Gut, ich habe Sie ein paar Mal gesehen. Aber dass Sie Stammgast sind …“
Er zuckte mit den Schultern. „Stammgast wäre zu viel gesagt. Sonntags komme ich hin und wieder. Aber nicht wirklich oft.“
„Ich kenne die meisten Polizisten, die zu uns kommen. Sie haben mir geholfen, als ich mich bei der Polizeiakademie beworben habe. Ich bin überrascht, dass Nick mir nicht geraten hat, mit Ihnen zu sprechen.“
„Vermutlich war ich zu der Zeit nicht da, und wenn, dann hätte ich Ihnen wahrscheinlich nicht zugeraten.“
„Wirklich?“
Er gab keine Antwort. Dabei hatte er gerade angefangen, menschlich zu wirken.
„Glauben Sie, dass Frauen nicht zur Polizei gehen sollten?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Was sagen Sie denn dann?“ hakte sie nach.
Er drehte sich zu ihr und betrachtete sie im Schein der Straßenlampen, die ihr Gesicht in regelmäßigen Abständen in helles Licht tauchten. „Vielleicht sind Sie nicht der Typ dafür“, meinte er. „Sie sind ziemlich hartnäckig …“
„Ist das nicht ein Vorteil?“ konterte sie.
„Hartnäckigkeit ist nur gut im Zusammenhang mit Geduld. Da draußen geht es um Teamarbeit. Sie machen mir nicht den Eindruck, als würden
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