Am Anfang war der Tod
besonders gut. Sind Sie sicher, dass diese Person hinter Ihnen her war?“
„Natürlich.“
Er schrieb immer noch nicht weiter.
Stattdessen seufzte er. „Vielleicht war es auch bloß ein überarbeiteter Chirurg, der zu seinem Wagen gegangen ist. Oder eine Krankenschwester. Bei dem Licht spielt einem die Fantasie schnell einen Streich.“
„Officer, ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich selbst auf die Polizeiakademie gehe. Mich kann so schnell nichts erschrecken, und ich sehe auch nicht in jeder dunklen Ecke Gespenster. Ich bin wirklich verfolgt worden. Anderen könnte es schließlich genauso ergehen. Sie sehen eine Person mit OP-Kittel und Mundschutz in der Tiefgarage eines Krankenhauses und denken nicht im Traum daran, dass sie überfallen oder vielleicht sogar vergewaltigt werden könnten.“
Allmählich verlor sie die Geduld, aber damit würde sie erst recht nichts erreichen.
„Gut“, sagte Officer Mica schließlich. „Wir schauen uns nach jemandem in OP-Kittel und mit Gummihandschuhen um. Damit werden wir zwar den reibungslosen Schichtwechsel ein wenig durcheinander bringen, aber wir tuns. Ich verspreche es Ihnen.“
Er notierte noch etwas auf seinen Block und reichte ihr den Bericht zum Unterschreiben. Ihre Aussage hatte er zwar notiert, aber sie ahnte, dass er immer noch glaubte, ein übermüdeter Arzt, der seinen Wagen in der Nähe von ihrem geparkt hatte, sei einfach nur hinter ihr her gegangen.
„Danke“, sagte sie frustriert. Sie meinte es genauso aufrichtig wie er sein Versprechen.
Officer Mica wiederholte resigniert, dass sie nach dem Mann suchen würden. Er gab ihr seine Karte und sagte, dass sie ihn jederzeit anrufen könne, um zu erfahren, ob sie den Verfolger dingfest gemacht hatten.
„Wenn diese Person wirklich etwas im Schilde geführt hat, dürfte sie inzwischen längst über alle Berge sein“, meinte Micas Kollege freundlich. „In dieser Ausstaffierung ist es natürlich kein Problem für ihn, im Krankenhaus unterzutauchen. Wir rufen Sie an, wenn wir etwas herausfinden sollten, und sagen dem Wachpersonal im Krankenhaus, dass es die Augen offen halten soll.“
Ashley schaute auf sein Namensschild. Officer Creighton. Sie fand ihn viel sympathischer als Officer Mica.
„Vielen Dank“, sagte sie. „Würden Sie mir auch Ihre Karte geben?“
Er reichte ihr eine. Mica sagte nichts.
Sie war ganz und gar nicht beruhigt, als sie nach Hause fuhr. Jetzt, nachdem die unmittelbare Gefahr vorüber war, spürte sie mehr Wut als Angst. Sie war noch einmal davongekommen. Der oder die Nächste hatte möglicherweise nicht so viel Glück. Über Micas Reaktion hatte sie sich mächtig geärgert. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass ihre Geschichte ja wirklich etwas seltsam geklungen hatte. Selbst wenn sie ihr geglaubt hätten, wäre es ziemlich absurd gewesen, in einem Krankenhaus nach einem Verfolger zu suchen, der Operationskittel, Handschuhe und Mundschutz trug. Das wusste sie natürlich auch.
Als sie vor Nicks Restaurant parken wollte, stand jemand auf ihrem Platz, obwohl das Schild „Reserviert“ unübersehbar war. Leise fluchend suchte sie weiter, bis sie weiter unten, wo die Straße nicht mehr gut beleuchtet war, eine Parklücke fand.
Wenn sie die Polizeiakademie verlassen sollte, würde sie ihre Pistole zurückgeben müssen. Vorläufig jedoch hatte sie noch das verdammte Ding und wusste damit umzugehen. Warum also trug sie sie jetzt nicht bei sich?
Weil sie bisher noch nie in eine Situation geraten war, in der sie eine Schusswaffe gebraucht hätte.
Und dennoch …
Als sie aus dem Wagen stieg, sah sie sich automatisch um. Misstrauisch musterte sie jeden Schatten.
Über den Kiesweg eilte sie zur Bar. Eigentlich wollte sie den Seiteneingang benutzen, aber dann überlegte sie es sich anders und lief ums Haus herum zur Hintertür, die zur Pier führte.
Einige Gäste saßen noch auf der Terrasse und genossen den Blick auf den Hafen und die Boote. Ashley verlangsamte ihre Schritte. Ihr Ärger war immer noch nicht verflogen. Schließlich blieb sie stehen und ließ ihren Blick über den Hafen wandern.
Da hinten lag Dilessios Boot. In der Kabine brannte noch Licht.
Rasch lief sie zur Pier. Als sie nur noch wenige Meter von seinem Boot entfernt war, blieb sie zögernd stehen. Würde sie ihm nicht auf den Wecker fallen, wenn sie ihn jetzt schon wieder behelligte? Er hatte ihr doch versprochen, alles zu tun, was in seiner Macht stand.
Was solls! Stuart lag im Krankenhaus, immer
Weitere Kostenlose Bücher