Am Anfang war die Mail
wasserfesten Filzschreiber aufzuheben. Sein Blick streifte Sophies Dekolleté.
Er murmelte: »Ja, ja, … alles klar!«
Ihm wurde warm, viel zu warm für seinen Geschmack.
Er fühlte sich auf dem unbequemen Stuhl vor ihr plötzlich klein … und eingeengt. Joshua hatte den Stift aufgehoben und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
Tom fand das Verhalten seines Bandkollegen äußerst dubios. Als er gerade wegschauen wollte, bemerkte er eine Beule in Joshuas Jeans. ›Das darf doch nicht wahr sein?!‹
Schnell guckte er nach rechts zu Marco. Der war mit signieren beschäftigt. Tom drehte sich um und hielt nach Mark Ausschau. Der lief, Gott sei Dank, mit dem Handy am Ohr hin und her und achtete nicht auf die Band. Zur Sicherheit schielte Tom noch einmal auf Joshuas Schritt. Aber da gab es keinen Zweifel.
Er beugte sich zu Jo rüber und flüsterte: »Alter, was ist los? Hast du ’ne Latte?«
»Hab ich was?«, flüsterte Jo irritiert zurück.
»Mann, ob du ne Latte hast?«, zischte er durch die geschlossenen Zähne.
Josh verstand nicht, was Tom wollte. Sein erster Gedanke projizierte einen Latte macchiato vor sein inneres Auge, bis Tom unauffällig mit dem Kinn auf Joshs Schritt deutete. Jetzt erst guckte der Schlagzeuger an sich herunter.
»Ach du Scheiße«, entfuhr es ihm leise.
Tom musste kichern. Wie ein Schuljunge hielt er sich die Hand vor den Mund. Joshua wurde rot und wand sich auf seinem Stuhl. Das erklärte natürlich das eingeengte Gefühl. Er wollte die Beine übereinander schlagen, doch es gelang ihm nicht. Er guckte sich hektisch um und suchte etwas, das er sich auf den Schoß legen konnte. Die Menge bekam zum Glück nichts mit. Sie waren alle mit Kreischen, Fotografieren und ihn Ohnmacht fallen beschäftigt. Jetzt war er dankbar, dass der Tisch vorne eine Sichtblende hatte, sodass die Fans die Beine und seinen Schoß nicht sehen konnten. Sie blickten alle auf die aktuellen Tourposter. Sophie stand aber genau vor ihm, und wenn sie das sah …! Er wollte im Erdboden versinken. Josh war froh zu sehen, dass sie gerade damit beschäftig war, ihre Digitalkamera einzustellen. Er registrierte, dass er sich jetzt genauso fühlte, wie Nadia in der Geschichte. Wie von einem peinlichen Dämon besessen. So viele Zeichen.
Sophie ließ sich nichts anmerken. Sie stand vor ihm und werkelte weiter an ihrer Kamera herum. Schließlich schaute sie gelangweilt zu ihm hinunter. »Wird das mit dem Autogramm heute noch was?«
In der Tat eine Meisterin der Tarnung. Joshua nickte, guckte sich noch einmal um und sah, dass seine Jacke über der Stuhllehne hing. Er drehte sich halb herum und zog kräftig an ihr. Er wollte sie sich auf den Schoß legen. Doch sein Stuhl stand mit einem Bein auf dem rechten Ärmel, und er schaffte es nicht, sie hervorzuziehen. Mit beiden Händen packte er zu und zog mit gesteigerter Kraftanstrengung. Durch das heftige Ziehen beanspruchte er den braunen Plastikstuhl übermäßig. Ein Bein brach, und er kippte seitlich um.
Die Assistentin der Geschäftsleitung beobachtete das Geschehen aus dem Hintergrund. Sie sah, wie ein Junge aus der Band plötzlich so heftig an seiner Jacke zerrte, dass er samt Stuhl das Gleichgewicht verlor. Noch nie zuvor hatte sie gesehen, dass es jemand schaffte, sich den eigenen Stuhl unterm Hintern wegzuziehen. Schwupps! Weg war er! Einige der Fans fingen an zu kichern, und auch zwei Bandkollegen mussten lachen. Für die Assistentin war es allerdings überhaupt nicht komisch. Sie orderte über ihr Walkie-Talkie sofort einen neuen Stuhl und eilte an den Tisch, um dem jungen Mann auf die Beine zu helfen.
Kurz schaute sie auf den Sitzplan in ihrem Klemmbrett und fragte: »Herr Streta, meine Güte! Haben Sie sich etwas getan?« In Gedanken machte sie sich auf wütende Beschimpfungen und die Androhung einer Klage gefasst. ›Wieso hat der Chef bloß auf diese billigen Stühle bestanden?‹
»Ähm, nein, danke. Es ist alles in Ordnung!« Joshua stand auf und blickte an sich hinab. Erleichtert stellte er fest, dass wirklich alles wieder in Ordnung war. Diese kleine Panne schien überaus unerotisch gewesen zu sein.
Ein neuer Stuhl wurde gebracht. Er verbeugte sich, erntete Applaus und setzte sich anschließend wieder.
»Brauchen Sie ein Glas Wasser?«, bemühte sich die Assistentin weiter.
»Nein, danke, es ist wirklich alles okay!«
Die junge Frau nickte und verschwand im Hintergrund.
›Ist ja noch mal gut gegangen‹, dachte sie erleichtert.
»Geile
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