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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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signalisierte, dass eine neue E-Mail eingegangen war.

    Echt? Toll, … ich will auch so einen Job! Kannst mich ja mal deinem Chef empfehlen ^^ :o)
    Hast du eigentlich schon ›The Dark Knight‹ geschaut? Ich muss ihn unbedingt noch sehen. Vor allem, weil ich Heath Ledger in seiner letzten Rolle sehen will :( *schnief*

    Joshua verbrachte die nächsten zwei Stunden gut gelaunt auf der Dachterrasse und mailte mit Sophie. Er fand diesen Kontakt einfach schön. Angenehm. Sie tauschten ihre Interessen aus. Ihre Meinungen und Gedanken. Sie fragte ihn nicht nach der Band oder der laufenden Tour. ›Ob sie wohl gerne fragen würde?‹
    Und er fragte nicht nach der Geschichte, die der Anfang ihrer Gemeinsamkeit war. Obwohl ihm die Ungewissheit auf der Seele brannte.
    Gerade hatte Sophie ihm geschrieben, dass sie für heute Schluss machen müsse, als Nicklas durch die Tür trat. »Ah, hier steckst du! Hast du Hunger? Wir haben ’ne leckere Tortilla gemacht und wollen gleich essen.«
    Als Josh das Wort Tortilla hörte, knurrte sein Magen. Grinsend strich er sich über den Bauch. »Mir scheint, ich bin hungrig.«
    »Dann beende, was immer du hier tust, und komm runter.« Nick zwinkerte nicht wie sonst, sondern blickte Jo ernst an.
    »Warte, ich bin schon fertig. Ich komm direkt mit.« Er schwang sich aus der Hängematte, klemmte sich seinen Laptop unter den Arm und nahm das leere Glas vom Tisch.
    »Bist du denn zu einem Entschluss gekommen?«, fragte Nicklas. Seine Hand lag auf der Klinke, doch er öffnete die Tür nicht.
    »Was meinst du damit?«, antwortet Josh neutral.
    Nicklas seufzte. »Wie genau soll das weitergehen? Ist das jetzt eine Brieffreundschaft? Willst du mit ihr telefonieren? Sie treffen? Was ist, wenn sie doch irgendwann eine Geschichte über euren Kontakt schreibt und das Ganze ins Forum stellt?«
    Genervt erwiderte Josh: »Was ist denn dann? Mal ehrlich, was würde denn so außerordentlich Schlimmes passieren? Und außerdem: Was hätte sie denn bitte davon?«
    Darauf hatte Nick keine Antwort, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, vielleicht will sie damit …«
    »Nicki, bitte, … du musst mir da vertrauen! Wir schreiben uns ausschließlich in Bezug auf Filme, Schauspieler, Musik, und einmal haben wir uns einen halben Nachmittag über Geister, Vampire und Dämonen unterhalten. Was soll sie mir daraus für einen Strick drehen? Ich bin mir sicher, wir werden keine böse Überraschung erleben.« Jo sprach überzeugend auf seinen Freund ein.
    »Hoffen wir, dass du recht hast. Tom wird schon ganz eifersüchtig.« Nicklas lachte und boxte Joshua gegen den Arm. In dem Moment wurde die Tür von Innen aufgestoßen.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Nick.
    »Habe ich da gerade meinen Namen gehört? Ich eifersüchtig? Auf wen?« Mit forschem Blick musterte Tom die zwei anderen. Zuerst antwortete keiner. Schließlich ergriff Nicklas das Wort. »Mr. Curiosity, du musst deine Nase und Ohren wohl in alles hineinstecken. Wir reden über Sophie!«
    Da machte Tom ein übertrieben betroffenes Gesicht und nickte. »Ja, das stimmt! Joshi, du brichst mir das Herz.«
    »Ha, ha – ihr seid ja so lustig, Jungs. Ich kann auch nix dafür, dass die Mädels mich immer so geil finden!« Jo streckte sich und fuhr sich lässig durch die Haare.
    »Ja, du Adonis! Aber mal ernsthaft: Du mailst ja schon länger mit ihr. Nicht dass du ihr noch deine Nummer gibst.« Tom wollte mit dem Spruch einen warnenden Scherz machen.
    »Würde ich nie nicht machen. Großes Indianerehrenwort.« Mit einem unschuldigen Blick legt Jo eine Hand aufs Herz. Im Stillen dachte er: ›Wie oft ich schon kurz davor war, sag ich lieber nicht.‹
    »So, Jungs, es rührt mein Herz, das ihr euch so viele Gedanken macht«, sagte Jo, »aber es ist eigentlich so harmlos und unwichtig, dass es sich nicht lohnt, darüber zu spekulieren oder zu reden.«
    »Und uneigentlich?«, bohrte Tom weiter.
    Jo verdrehte die Augen. Wie immer, wenn er genervt war. »Es gibt kein uneigentlich. Der Kontakt ist harmlos und bedarf keiner weiteren Diskussion.«
    »Na, wenn das so ist!« Tom war vorerst zufrieden und ließ das Thema ruhen.
    Nick schwieg. Er merkte, dass sein Freund nicht ganz ehrlich war. ›Hoffentlich weißt du, was du machst!‹

    Joshuas Magen knurrte erneut. »Können wir jetzt endlich Tortilla essen?« Er quetschte sich an Tom vorbei und stieg die Treppe herunter.

Bad Vibrations

    F REITAGABEND. Zwei weitere Wochen waren vergangen.

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