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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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Nummer«, flüsterte Tom von rechts, und Joshua zeigte ihm unter dem Tisch den Mittelfinger.

    Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, konzentrierte Jo sich auf Sophie. »Ich könnte doch aber auch ›Für Schneewittchen‹ schreiben, oder?« Er zwinkerte ihr frech zu.
    »Schneewittchen?« Sie zog die Stirn in Falten und guckte ihn an. »Nein, mir wäre Nadja-Sofie lieber, wenn du es heute noch schaffst!«
    Jetzt war er irritiert. ›War das etwa ein zickiger Unterton?‹
    »Ähm, okay, … ich dachte nur, … weil … na ja … wegen des Spitznamens.«
    »Dem was?« Sie setzte jetzt ein Blick auf, in dem deutlich stand: »Bist du irgendwie blöd, oder so?«
    Jo fand, dass sie jetzt mit der Tarnung etwas übertrieb. »Ach nix!«
    ›Nadia … mit I und Sophie mit PH!‹, dachte er, während er schrieb. Er reichte ihre CD grinsend an seinen Bandkollegen weiter.
    Das Mädel nahm im Anschluss Tom den Tonträger aus der Hand und sagte zu Jo: »Nadja mit J. Und Sofie mit F. Wie wäre es mit: erst fragen und dann schreiben. Mann, ist mir echt zu doof hier!«
    Sichtlich genervt steckte sie ihre Sachen in die Handtasche und stapfte davon. Verdutzt schaute Josh ihr nach. Als die Welle der Erkenntnis über ihn hereinbrach, sackte er lustlos auf seinem Stuhl zusammen.

    Die nächsten 45 Minuten brachte er enttäuscht hinter sich.

Zurück nach Köln

    N ACH DER Autogrammstunde folgten zwei Interviews. Für Joshua war das eine Qual. Obwohl er versuchte, sich zusammen zu reißen, konnte man seine Trübseligkeit nicht übersehen.
    Die Fragen der Reporter beantwortete er halbherzig. Meistens sagte er nichts. In Gedanken durchlief er immer und immer wieder die Autogrammstunde. Durchlitt die Schmach ständig aufs Neue. ›Wie konnte mir das bloß passieren, dass ich mich da so verrenne? Ich war mir sicher, dass sie es ist!‹
    Motzig saß er am Rand und beteiligte sich nicht. Anschließend fiel es ihm schwer, für die Fotos lächelnd zu posieren. Langsam wurden seine Bandkollegen sauer. Die Stimmung zwischen den Jungs war angespannt.
    Im Van pflanzte Joshua sich wortlos auf seinen Sitz. Er stöpselte Kopfhörer in seine Ohren, schaltete seinen Discman an und schloss die Augen. Da am nächsten Tag keine Termine anstanden, fuhren sie nach Hause in ihre Kölner Wohnung.
    Nach der Hälfte der Strecke gesellte sich Nicklas zu Jo. Mit einem Finger stupste er ihn an. Mürrisch öffnete Joshua seine Augen und zog sich den rechten Stecker aus dem Ohr.
    »Was?«, brummte er.
    »Mal unter uns: Was war denn vorhin los? Ich hab das gar nicht richtig mitbekommen. Warum bist du so schlecht gelaunt?« Nick sprach leise.
    Die anderen Jungs dösten.
    »Ach, … es war … vergiss es!« Motzig guckte Josh aus dem Fenster in die Dunkelheit.
    Nicklas erwiderte nichts, sondern schaute seinen Freund weiter an.
    Nach einer langen Pause beugte Jo sich zu ihm vor und flüsterte: »Mann, ich dachte sie wäre es! Es ist total verrückt, aber ich hab mir gewünscht sie würde heute kommen. Und dann kam dieses Mädel und wollte eine Widmung, und ich dachte plötzlich, es ist irgendwie ein Code. Und dann der Name: Sie hieß Nadja-Sofie!«
    Nick pfiff leise durch die Zähne. »Oh, wow, … ja, was für ein Zufall! Eigentlich schon viel zu unglaublich!«
    »Ja, nur anders geschrieben, und dann hab ich, na ja da war ihr Dekolleté, ich wollte gar nicht, aber ich bekam … du weißt schon was!« Jo nickte mit dem Kopf Richtung Schritt.
    »Oh«, entfuhr es Nick.
    »Japp! Oh!« Joshua sank seufzend in seinen Sitz zurück und rieb sich das Kinn. »Mann, Nicki, das ist total strange! Ich weiß nicht, was mit mir los ist, aber ich komme nicht damit klar, dass ich wollte , dass sie kommt. Ich kapier das nicht!«
    »Was verstehst du denn daran nicht? Du hast dich verliebt!«
    »Verliebt? Quatsch! Nein! Ich finde nur … nein, nicht verliebt!« Jo zog eine Schnute und schüttelte den Kopf.
    Nick drückte kurz Joshuas Schulter und ging auf seinen Platz zurück. Besorgt dachte er: ›Jetzt nimmt die Katastrophe ihren Lauf!‹

    Jo blieb grübelnd zurück. Schließlich zog er sein Handy aus der Tasche und ging online. Schon wieder. Obwohl er sich vorgenommen hatte, es nicht zu tun. Er aktualisierte seinen Posteingang. 118 neue Elemente. Suchend scrollte er nach unten. Hatte sie ihm noch eine Mail geschrieben? Vielleicht war ihr Date ja schlecht gelaufen und … ›Krieg dich ein, du bist nicht in sie verliebt.‹
    Schnell fand er ihre Antwort.

    Hey, ich wollte nur mal

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