Am Anfang war die Mail
ihren Job. Sie sagten mir gerade, ihr Chef sieht es nicht gerne, wenn Sie privat telefonieren. Darf ich daher annehmen, dass Sie Festangestellte sind? Nicht arbeitslos oder Selbstständig?« Er klang wie ein Geschäftsmann.
»Das ist richtig«, erwiderte sie.
»Wie viele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Firma insgesamt? Also auch an anderen Standorten, falls vorhanden. Einen bis 500, 501 bis 1000 und so weiter.« Nebenbei tippte Joshua laut auf der Tastatur seines Laptops.
Sophie überlegte einen Moment, bevor sie antwortete. »Hm, wir sind unter 500.«
Wieder tippte Josh auf die Tasten. »Bei der Versicherung …«
»Woher wissen Sie das?«, unterbrach sie ihn sofort.
Schweiß brach ihm aus. Verdammt, ja, woher wusste er das? Gekünstelt lachte er, während ihn die wütende Stimme innerlich mit »Trottel, Trottel, Trottel!« beschimpfte.
»Das war nur geraten.« Mit der nächsten Frage, wollte er sie ablenken. »Treten bei Ihnen im Büro Unfälle auf?« Er schloss die Augen. Ihm war klar wie bescheuert seine Fragen wirkten.
Sophie zögerte wieder einen Moment. »Nein, eigentlich passieren hier keine Unfälle.«
»Und uneigentlich?« In Gedanken äffte er Tom nach.
Jetzt lachte sie. Joshuas Nackenhaare stellten sich auf. Ihr Lachen klang sehr schön. »Es gibt kein uneigentlich. Hier passieren wirklich keine Unfälle.«
»Wann waren Sie das letzte Mal im Krankenhaus?« Unbekümmert klingend, stellte er die Frage. Innerlich fuhr sein Magen Achterbahn.
Sophies Lachen verstummte. Es entstand eine lange Pause.
»Hallo? Sind Sie noch dran?«, fragte Jo.
»Ähm, ja, ich war schon lange nicht mehr im Krankenhaus.«
Sie log. Das spürte Joshua sofort. »Also sind Sie sehr gesund?« Er versuchte, freundlich zu klingen.
»Meine Krankenakte geht Sie nun wirklich nichts an. So, ich muss langsam Schluss machen.«
Und wie ihn das was anging. »Gut, wir können das abkürzen. Ich brauche nur noch ein paar Angaben für die Statistik: Sie sind weiblich? Ja, klar, äh, verraten Sie mir Ihr Geburtsjahr?«
»1988.« Jetzt war ihr Ton sehr kühl.
»Wie viele Personen leben in Ihrem Haushalt?«
»Nur ich. Also, eine«
Josh tippte wieder auf seinem Laptop. »So, das war es schon. Ich wünsche noch einen schönen Tag und danke für Ihre Zeit. Tschüss.«
»Ja, bitte. Ciao.«
Joshua legte auf. ›Gott, war das schlecht.‹ Sein T-Shirt klebte am Oberkörper. Er war total verschwitzt. ›Puh, das ist nervenaufreibend gewesen.‹
Jetzt hatte er aber ihre Stimme gehört. Vor seinem geistigen Auge erschien Schneewittchen. ›Sie muss einfach schön sein.‹
Jo verließ die Küche und klopfte an Nicks Tür.
»Ja?«, hörte er seinen Bandkollegen sagen.
Nachdem Jo das Zimmer betrat, schloss er die Tür und setzte sich neben Nick auf die Couch. »Ey, die Nummer stimmt.«
»Und?« Mit großen Augen schaute Nicklas ihn an.
»Ich hab mich total zum Depp gemacht. Das war echt gerade das schrägste Telefonat meines Lebens.« Jos Wangen glühten.
»Und?«, wiederholte Nick ungeduldig.
»Ach, … sie hat eine tolle Stimme.« Träumerisch legte Josh die Hände hinter seinem Kopf.
»Ich habe das Gefühl, du findest sie insgesamt toll! Was habt ihr besprochen? Trefft ihr euch? Ist sie jetzt endlich ausgeflippt?«
»Nein, ich weiß nur, dass sie zwanzig ist, bei der Versicherung arbeitet und alleine lebt.«
Irritiert schüttelte Nick den Kopf. »Was sind das denn für Infos?«
»Das sind nun mal Infos, die mal herausbekommt, wenn man als Mathias Berg eine Telefonumfrage macht«, erklärte Joshua verlegen.
»Bitte, wer? Du hast ihr nicht gesagt, wer du bist? Warum das denn?«
»Egal. Wichtig ist: Was mache ich jetzt? Ich glaube, sie hat wirklich eine schlimme Krankheit.«
»Ja? Wie kommst du darauf?«, hinterfragte Nick.
»Ich hab sie nach ihrem Gesundheitszustand gefragt, … und da hat sie gelogen! Da bin ich mir ganz sicher.« Jo bestätigte sich selbst durch eifriges Nicken.
Nicklas fasste zusammen. »Hm. Also kann man festhalten: Sie hat dir ihre Nummer geschickt, sie ist Nadia, und sie hat diesen Tumor. Ist der Fall jetzt erledigt?« Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte er seinen Kumpel.
Joshua lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, Mann! Ihre Stimme ist so schön. Ihr Lachen ist so schön. Ihre E-Mails sind so schön. Es ist doch furchtbar, wenn sie krank ist.«
»Ja, aber jetzt können wir davon ausgehen, dass sie in der Geschichte von sich selbst geschrieben hat. Also scheint sie sehr
Weitere Kostenlose Bücher