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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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verknallt in dich zu sein. Ist das jetzt nicht doch irgendwie gruselig?«
    »Du glaubst, sie liebt mich?«, fragte Josh ein wenig verträumt.
    Eine Zeit lang erwiderte Nicklas nichts. Er betrachtete Jo und sah ein Funkeln in dessen Augen, welches er sofort verstand. In seinem Innern stritten Freund und Bandkollege heftig miteinander. Der eine wollte helfen, der andere warnen. Der Freund gewann die Oberhand. »Triff dich mit ihr! Ich glaube, ihr solltet dringend miteinander reden!«
    Josh legte sofort die Stirn in Falten. »Nee, das geht nicht! Die anderen würden das nicht gut finden.«
    Nicklas war positiv überrascht, dass Jo zuerst an die Band dachte. ›Aber sollte unser Leben nicht trotzdem Priorität haben?‹
    »Lass uns mit allen reden. Mit den Jungs, mit unserem Coach und auch mit Mark«, seufzte Nick. »Stell dir vor, sie ist die Eine!« Er zwinkerte. »Wir können doch nicht riskieren, dass dir die Frau deines Lebens durch die Lappen geht!«
    Josh grinste verlegen. ›Die Eine! Gibt es das wirklich?‹
    »Ich habe eine Idee«, sagte Jo. »Sie kommt auf unser Konzert in Darmstadt, im November. Das hat sie mir vor einiger Zeit erzählt. Ich sag ihr einfach, sie soll den Leuten am Eingang das Codewort ›Schneewittchen‹ nennen. Die sollen sie dann Backstage bringen. Meinst du, das lässt sich organisieren?«
    »Natürlich können wir das organisieren. Du könntest ihr auch sagen, sie soll sich Schneewittchen auf die Stirn tätowieren, damit du sie im Publikum finden kannst. Oder dass sie ein Schild mitbringen soll, auf dem steht: Ich bin Schneewittchen – nimm mich Joshua! Hier und jetzt!« Nick machte ein ernstes Gesicht.
    »Ja, das könnte ich tun«, antwortete Jo geistesabwesend, »ist aber nicht so spannend, oder? Außerdem bezweifele ich, dass sie soviel Text auf ein Plakat bekommt.« Schelmisch grinste er und ignorierte Nicks Ironie.
    »Oh, Mann, du kannst ihr jederzeit einen Backstage-Pass schicken, bis November ist noch Zeit! Rede mit den anderen.«
    »Ich denke darüber nach.«

    Am Nachmittag trafen sich die Jungs im Proberaum. Am nächsten Abend stand ein Live-Auftritt an, und es gab noch Kleinigkeiten zu verbessern.
    Der folgende Tag war stressig. Sie mussten früh aufstehen, proben und am Nachmittag zu einem kurzen TV-Interview. Josh überlegte, einen geeigneten Moment abzuwarten und die ganze Band mit seinem Gedanken, Sophie zu treffen, zu konfrontieren. ›Sie sind meine Freunde. Meine besten Freunde. Sie werden es verstehen!‹

    Der Auftritt am Abend war der totale Wahnsinn! Die Fans waren super gut drauf und grölten alle Lieder mit. Sie hüpften und waren unermüdlich. Das Gefühl, da oben auf der Bühne stehen zu dürfen, war für die Jungs überwältigend!
    Als Jo spät nachts unter der Dusche stand, malte er sich aus, wie es werden würde, Sophie zu treffen. Sie würde am Eingang das Codewort benutzen und unauffällig hinter die Bühne kommen. Er könnte ihr »Hallo« sagen, und sie könnte das Konzert genießen. ›Und danach … rhrhrhr!‹, ihm lief ein wohliger Schauder über den Rücken, ›… könnten sie sich besser kennenlernen.‹

    Als er eine Erektion bekam, drehte er das Wasser auf eiskalt …

Krach in der Band?

    D IE ZEIT VERGING wie im Fluge. Im Verlauf der Tour wurde alles hektischer. Joshua hatte kaum Zeit, an Sophie zu denken. Der E-Mail-Verkehr ebbte weiter ab. Er kam nicht mehr regelmäßig dazu, seine Nachrichten zu lesen und zu beantworten. An vielen Abenden fielen die Jungs todmüde ins Bett. Sogar der Sonntag, an dem er für gewöhnlich Zeit für seine Post hatte, war nun mit vielen anderen Dingen vollgestopft. Freizeit wurde zum Fremdwort.
    Sophie schien zu wissen, dass Josh nur wenig Zeit hatte. Sehr unregelmäßig bekam er Post von ihr.
    Oft dachte er: ›Jetzt hat es sich erledigt.‹ Doch meistens bekam er am selben Tag ein Lebenszeichen. Es war aber nicht zu übersehen, dass ihre Mails kürzer und oberflächlicher wurden. Manche klangen, als wären sie an einen lästigen Brieffreund gerichtet. Pflichterfüllung. Ausschließlich drehte sich der Inhalt um das Wetter, Filme und Musik. Sophie berichtete, was sie zuletzt im Kino gesehen hatte, und er musste in der Regel passen. Aus Zeitmangel war er lange nicht mehr im Kino gewesen. Jo war sich sicher, dass sie jetzt einen Freund hatte. ›Wahrscheinlich der Typ von dem ›Saw‹-Videoabend. Bestimmt geht sie mit ihm ständig ins Kino.‹
    Seine Euphorie für sie wurde schwächer. Es gab Tage, da kam ihm die

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