Am Anfang war die Mail
lieben, alten Omi bildete sich deutlich vor seinem inneren Auge ab.
»Min Jung«, hatte sie immer gesagt, wenn er etwas angestellt hatte, und sie schüttelte mit betroffenem Gesicht den Kopf. Ihre Hände hatte sie wie Mark in die breiten Hüften gestemmt. Je mehr er es versuchte, das ganze herunterzuschlucken, umso mehr wollte es aus Nick heraus. Das ließ sich nicht zurückhalten. Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. Es fiel ihm schwer einzuatmen, und sein Kopf wurde noch roter.
Marco grinste breit.
Sven schaute von Marco zu Nick und fing ebenfalls allmählich an zu lächeln. Marcos Schultern bebten, als er sich Nicklas Lachanfall anschloss. Er hatte keine Ahnung, worüber sie eigentlich lachten - es steckte ihn einfach an. Höchstwahrscheinlich war das zuvor übermäßig ausgeschüttete Adrenalin dafür verantwortlich.
Joshua, der sich all dem amüsierten Übermut nicht anschließen konnte, fing wieder an, gegen die Tür zu trommeln. Mark stand mit drei Fragezeichen über seinem Kopf im Flur. Jetzt konnte auch Sven sich nicht mehr zurückhalten. Er stimmte wie ein Esel in das Gelächter seiner Freunde ein.
Nicklas wischte sich die Tränen aus den Augen.
Marco kniff die Beine zusammen. »Hört auf, ich mach mir … mach mir … ich mach mir gleich in die Hose!« Er hatte Mühe, den Satz auszusprechen.
Mark schüttelte ablehnend den Kopf und trat zu Joshua an die Tür.
»Was ist hier los? Kann mich mal bitte jemand aufklären?« Behutsam hielt er Jos Arme fest.
Mit wutverzerrtem Blick zischte Joshua: »Es ist gar nichts los!« Er drehte sich weg, walzte durch den Flur und ging in sein Zimmer. Laut knallte die Tür zu.
Mark blieb ratlos zurück und schüttelte den Kopf. ›Was haben die denn eingenommen?‹
Mark wandte sich an die Tür. »Tom? Tom, bist du da drin?«
Nach einer kurzen Pause sagte dieser voller Vorsicht in der Stimme: »Jaaa?!«
»Tom, mach die Tür auf.«
Es folgte ein leises Klicken, und die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet. Ängstlich spähte er in den Flur. Das Lachen der drei Jungs erstarb gleichzeitig, und sie schauten ihn an. Die plötzliche Stille war unheimlich. Tom fühlte sich unbehaglich. Alle gafften ihn an.
»Was denn?«, fragte er piepsig.
Nicklas war der Erste, der wieder anfing zu lachen. Marco schleppte sich mit letzter Kraft ins Bad. Sven wieherte.
»So Jungs. In die Küche! Und zwar alle!« Marks Ton verriet, dass seine Geduld bald zu Ende sein würde. »Joshua!«, brüllte er laut durch den Flur. »Du kommst sofort in die Küche!« Die Klospülung rauschte. »Du auch Marco! Ich will wissen, was in euch gefahren ist!«
Als alle am Tisch saßen, schwiegen sie einheitlich. Mark musterte jeden einzeln. Nicklas grinste noch immer. Marco und Sven hatten sich gefangen und saßen teilnahmslos am Tisch. Tom blickte ängstlich zu Joshua. Der wiederum glotzte motzig und gleichermaßen stur auf den Tisch. Mark bemerkte, dass seine Augen leicht gerötet waren. ›Hat Jo geweint?‹
Trotz mehrmaliger Aufforderung wollte keiner der Jungs erzählen, was passiert war. Mark seufzte. Er würde noch dahinter kommen. Er besprach mit ihnen einige wichtige Details der kommenden Tage und wollte gehen. Er hatte gelernt, dass Drängen zu keinem Ergebnis führte.
»Hm, hast du noch einen kurzen Moment?« Josh blickte endlich auf und sah ihm direkt in die Augen.
»Klar.« Mark setzte sich wieder hin.
Nicklas nickte Jo aufmunternd zu. Josh nutzte nun doch diese Gelegenheit und erzählte seinem Manager von Sophie. Er erzählte von dem netten E-Mail-Kontakt, der sich ergeben hatte und wie lange er bereits stattfand. Er gab sogar zu, dass der Kontakt meist von ihm ausging und er das Mädchen gerne treffen würde. Die anderen Jungs hörten zu und unterbrachen ihn nicht. Von der ursprünglichen E-Mail, mit der alles seinen Anfang nahm, erzählte Jo allerdings nicht.
Mark zeigte viel Verständnis. Abschließend sagte er: »Wenn Sophie dir signalisiert, dass sie gerne Backstage kommen möchte, dann habe ich nichts dagegen, wenn du ihr einen Pass organisierst.« Väterlich legte er Josh einen Arm um die Schultern. »Wenn sie nicht fragt, und du vermutest, dass sie in einer Beziehung ist, dann tu dir und ihr einen Gefallen, und lass die Sache auf sich beruhen.«
Der Manager verabschiedete sich, und die Jungs bereiteten ihr Abendessen vor. Die Stimmung blieb schlecht.
Tom ließ es sich nicht nehmen, Jo vor dem zu Bett gehen erneut zu ermahnen: »Vielleicht ist das alles Quatsch,
Weitere Kostenlose Bücher