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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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was ich gesagt habe, … aber vielleicht auch nicht! Denk noch mal über die Sache nach! Ich bleibe weiterhin dagegen, sie einzuladen.«
    Als Jo etwas darauf erwidern wollte, blickte Tom ihn giftig an und ging auf sein Zimmer.

    Seufzend und mit schwerem Herzen ging Joshua an diesem Abend schlafen.

Endlich ein Foto?

    J OSH SASS AN SEINEM Laptop und starrte auf den Bildschirm. In zwei Tagen würde das Konzert in Darmstadt stattfinden. Sophie hatte sich nicht mehr gemeldet. ›Soll ich ihr schreiben? Ich könnte ihr die Karten anbieten, und wenn sie sie annimmt, könnte ich so tun …‹
    Nein. Er wollte niemanden belügen. Mark hatte ihm einen Rat gegeben. Den fand Jo gut. Frustriert schob er den Gedanken an Sophie bei Seite und verfasste einen neuen Newsletter.
    Im Namen der Band gab Joshua bekannt, dass es um Weihnachten herum still werden würde. Alle Bandmitglieder hatten vor, zu ihren Familien zu fahren und dort in Ruhe den Jahreswechsel zu erleben. Er aktualisierte die kleine News-Box auf der Homepage und lud neue Fotos hoch. Die Bilder zeigten die Band hinter den Kulissen. Einige private Aufnahmen waren brandneu. Auf den neuen Bildern war zu sehen, dass Jo sich die Haare kurz rasiert hatte. Im Anschluss rief er seine Eltern an, da ihm der familiäre Kontakt noch immer wichtig war.
    Eine halbe Stunde später saß er wieder am PC. In der kurzen Zeit gingen 87 neue Elemente im Posteingang ein. Es gab auch eine neue Nachricht von Sophie. ›Yes!‹
    Ungeduldig kämpfte Josh sich durch die Flut der E-Mails fremder Fans. Alle beteuerten, ihn genauso toll zu finden wie vorher. Manche fanden ihn mit der neuen Frisur noch süßer, hübscher, attraktiver. Eine Karina fand die kurzen Haare »fantastulös«. Einige fanden, es mache ihn älter und andere empfanden ihn jünger. Als letzte Mail las er Sophies. Das Beste sollte man sich ja bekanntlich bis zum Schluss aufheben.
    Sie gab überraschenderweise kein konkretes Statement ab.

    Hab gesehen du hast die Haare ab. Wette verloren?? LG Sophie

    Wie immer lächelte er, als er ihre E-Mail las. Wette verloren? Sie war die Einzige, die seine neue Frisur auf diese Art kommentierte. Er hatte sich nicht viel dabei gedacht. Er wollte einfach etwas anderes. Aber wegen einer Wette? ›Witziger Einfall.‹

    Nee, keine Wette verloren … hahaha – aber lustiger Gedanke! Beste Grüße Joshua

    Gebannt saß er vor dem Monitor und hoffte, dass sie ebenfalls online war und ihm antwortete. Schon wenige Minuten später, kam tatsächlich ihre Nachricht.

    Mir ist aufgefallen, du weißt ja gar nicht wie ich aussehe. Schick dir jetzt mal ein Foto von mir!

    Mit klopfendem Herzen las er diese zwei Sätze. Er sah die kleine Büroklammer, die darauf hinwies, dass es einen Anhang gab. Er musste jetzt nur darauf klicken. Seine rechte Hand vibrierte leicht vor Aufregung. ›Albern, sich so aufzuführen.‹
    Er schloss die Augen. Jo wollte sie erst wieder öffnen, wenn das Bild vollständig aufgebaut war. So, Doppelklick! Er zählte: »… drei, … vier, … fünf!«
    Er machte die Augen auf. Auf dem Bildschirm war ein leuchtendes, helles und sehr schönes Foto von … Schneewittchen. Sie hatte ihm ein Comicbild geschickt. Grinsend schüttelte er den Kopf und schrieb ihr zurück.

    Ja, wie soll ich sagen, so in etwa hatte ich dich mir vorgestellt!

    Ihre Antwort kam noch schneller als die davor.

    Das war natürlich alles nur ein kleiner Spaß. Hier ein richtiges Bild von mir!

    Grinsend holte er Luft und schloss wieder die Augen. »… vier, … fünf!«
    Diesmal entfuhr ihm beim Anblick des Fotos ein erstickter Schrei. Beinahe wäre er rückwärts vom Stuhl gefallen. Das Grauen, welches seine Augen fast erblinden ließ, konnte er nur schwer beschreiben. Zu sehen war eine Frau, mit guten 120 Kilo Übergewicht, die sich in einer Küche befand. Sie saß an einem Tisch, der von Müll und dreckigem Geschirr übersäht war. Sie hatte einen Ellenbogen aufgestützt und eine Zigarette in der Hand. Der Hintergrund des Raumes zeigte eine Küchenzeile mit Herd und Spüle. Die Frau hatte einen kräftigen Damenschnurrbart und einen fettigen dunklen Pferdeschwanz. ›Das muss ein Scherz sein?!‹
    Angewidert schloss er dieses Bild und fragte sich, ob Sophie zwei Scherze hintereinander machen würde. Das konnte unmöglich sein Schneewittchen sein. Er war unfähig, darauf zu antworten. Was sollte er sagen? Die Minuten verstrichen. Gerade als er sich ausloggen wollte, kam noch eine Mail von ihr.

    Na, bist du

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