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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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knapp eineinhalb Stunden zurück. Jo saß im Hotelzimmer auf dem Bett und wählte ihre Nummer. ›Entweder ist ihr Telefon noch eingeschaltet oder nicht.‹
    Es klingelte.
    ›Na immerhin.‹
    Nach dem zweiten Klingeln vernahm er ein verwundertes: »Ja, hallo?«
    »Sophie?« Sein Mund war ganz trocken.
    »Ja?«
    »Hi.« Mehr brachte Josh erst mal nicht heraus.
    »Hi?«
    »Ich … ähm … wie geht’s dir?« Behutsam sank er auf sein Bett.
    »Gut, danke. Sorry, aber wer ist denn da?« Ihre Stimme klang sanft.
    »Ich bin es. Joshua!« Sein Herz klopfte.
    Stille.
    »Joshua.« Wiederholte sie eintönig. Entweder schaltete sie nicht, welcher Joshua sich in der Leitung befand oder glaubte ihm nicht. Noch bevor er etwas fragen konnte, sagte sie: »Es ist schon ziemlich spät!«
    Ihm lag eine Entschuldigung auf den Lippen. Doch heraus kamen andere Worte. »Du bist heute nach dem Konzert nicht geblieben.«
    Sie schwieg. Er wurde nervös. Seine Hände waren eiskalt. Jo wechselte sein Handy ans andere Ohr. Angestrengt lauschte er. Ihre Atmung war gleichmäßig. Sie war entweder sehr skeptisch oder total sprachlos.
    »Ich, ja, ich war mit Freundinnen da, und die wollten direkt nach dem Konzert nach Hause«, brachte sie endlich hervor. »Ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich das Schneewittchen bin, auf das gewartet wird. Hätte ich das getan, hätten sie mir tausend Fragen gestellt, und dann hätten sie wissen wollen, wer mein Blind-Date ist. Noch schlechter hätte ich sagen können, dass du auf mich wartest. Es tut mir leid.«
    Jo grinste. ›Das Wort ›Hätte‹ liebt sie scheinbar.‹
    »Hätte-hätte liegt im Bette und ist krank«, neckte er sie.
    Sophie kicherte leise. Josh dachte über das nach, was sie gesagt hatte. »Hast du denen nie von uns erzählt?« Er klang enttäuscht.
    Jetzt musste Sophie lachen »Von uns ? Was soll ich denn von uns erzählen? Dass wir uns geschrieben haben? Du schreibst sicher vielen Menschen. Würde ich dem Haufen irgendetwas dieser Art erzählen, hätten sie da eine riesen Sache daraus gemacht. Morgen hätte mit Sicherheit alles über eine heiße Affäre in einem der Boulevardblätter gestanden.« Sie lachte erneut. »Das ist ja wohl nicht in deinem Sinne.«
    »Und sicher auch nicht im Sinne deines Freundes, oder?!« Jo klang gereizter als beabsichtig.
    Sophie schwieg.
    »Tut mir leid, Sophie.« Auf einmal kam er sich total blöd vor. Er hatte sich von Monat zu Monat immer mehr auf ihre E-Mails gefreut. Fand den unbeschwerten Kontakt schön. Die Natürlichkeit, die zwischen ihnen herrschte. Sophie hatte ihn nicht wie jemand Besonderen behandelt. Sie war bemüht gewesen, Joshua als Menschen kennenzulernen, nicht den berühmten Schlagzeuger.
    Jetzt merkte Jo, dass Nicklas recht behielt. Er hatte sich verliebt! In ein Phantommädchen, dem er E-Mails sendete. Was hatte er sich erhofft? Dass sie sich auch in ihn verliebte?
    »Josh? Bist du noch da?«
    »Ja.« Er atmete niedergeschlagen aus.
    »Sorry noch mal, dass ich dich versetzt hab!« Sie klang aufrichtig. »Ich wollte nicht …«
    »Nee, ach Quatsch, ist okay. Du brauchst dich nicht entschuldigen. Anscheinend hast du mir einen großen Gefallen getan. Unser Manager wäre mit Sicherheit ausgerastet, wenn er morgen in der Klatschpresse solche News gelesen hätte.« Tonlos lachte er. »Wie hat dir unser Konzert gefallen?«
    »Es war super! Echt! Ich mag eure neuen Lieder total gerne. Vor allem das eine, wobei du auf der kleinen Trommel spielst. Das war echt mega schön!« Sophie plapperte aufgeregt.
    Josh bemerkte ihre Begeisterung. War ihre beherrschte Art ein falscher Eindruck? War sie aufgeregter, als er dachte?
    Josh lächelte. »Schön, das freut mich. Das heißt, du würdest wieder auf ein Konzert kommen?« Er kannte die Antwort auf diese Frage.
    »Auf jeden Fall.« Diesen Satz hauchte sie fast.
    ›Ich habe mehr Wirkung auf sie, als ich dachte!‹ Selbstbewusstsein belebte ihn neu. Er richtete sich gerade auf und sprach mit seiner lässigen Aufreißerstimme weiter. »Das bedeutet mir sehr viel, dass du das sagst! Echt schade, dass wir uns heute nicht mehr sehen können.« Josh hielt inne. Nein, er wollte nicht in alte Muster zurückfallen. Sophie war ihm zu wichtig. Er räusperte sich. Er würde nicht versuchen, sie mit seinen schmierigen Sprüchen einzulullen. ›Ich muss ihre Entscheidung akzeptieren! Sie ist nicht geblieben und hat unseren Kontakt nicht auf dieselbe Art und Weise empfunden wie ich.‹
    Abrupt wollte er das Gespräch

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