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Am Anfang war die Mail

Am Anfang war die Mail

Titel: Am Anfang war die Mail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Nasir
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beenden. »Sorry, dass ich dich noch so spät gestört habe! Ich wünsch dir eine gute Nacht, Sophie.«
    »Joshua?« Sie klang irritiert.
    »Ja?«
    »Warum hast du mich angerufen?«
    ›Boah, was ist das jetzt für eine tückische Frage?‹ Sein Herz klopfte wieder schneller. »Ich … äh … ich weiß es nicht genau! Ich schätze, ich wollte wissen, warum du nicht geblieben bist.« Sein Magen fing an zu kribbeln.
    Sophie gab nicht auf. »Hm, die Sache verstehe ich auch nicht. Warum wolltest du, dass ich mich heute mit dir treffe?«
    ›Mann, jetzt bohrt sie aber!‹ Er suchte nach einer guten Ausrede. Er durfte ihr auf keinen Fall offenbaren, wie wichtig sie ihm war. Aber irgendwie wollte ihm das gerade jetzt nicht recht gelingen. »Weil du morgens mein erster und abends mein letzter Gedanke bist. Ich denke an dich, während ich an einem Song schreibe oder in einem Interview sitze. Wenn wir uns mailen, stelle ich mir vor, wo du dich gerade aufhältst. Ich sehne mich danach, ein echtes Gespräch mit dir zu führen. Ich wünsche mir, dich in den Arm zu nehmen.« Er schluckte laut. »Ich möchte dich berühren, spüren wie du dich anfühlst. Ich möchte an deinen Haaren riechen.« Verlegen lachte er trocken. »Ganz schön blöde, oder?!«
    Die Worte waren wie eine Flut aus ihm herausgebrochen. Hatten den Staudamm der Schüchternheit überrollt. Einmal angefangen konnte es nicht gestoppt werden.
    Sie schwieg.
    ›Keine Antwort ist auch ’ne Antwort‹, ging es ihm durch den Kopf. Und doch fühlte er sich erleichtert. Seitdem er seine Gefühle ausgesprochen hatte, war eine Last von seinem Herzen gefallen.
    »Bleibt ihr bis morgen in Darmstadt?«, fragte sie schließlich.
    »Ja.«
    »Können wir uns morgen in Frankfurt treffen?« Ihre ausdruckslose Stimme verriet ihm nichts über ihre Gefühle.
    »Ja, gerne«, antwortete er glücklich.
    Die beiden machten einen Treffpunkt aus. »Morgen um vier. Am Main. Auf der Brücke Eiserner Steg. Okay! Aber Sophie, wie erkenne ich dich?«
    Sie lachte. »Ich schreib mir meinen Namen auf die Stirn. Nein, du wirst mich schon erkennen. Und falls nicht: Ich kenne ja dich. Jetzt schlafen Sie gut, Mathias Berg.«

    Klick. Das Gespräch war beendet.

    Joshua saß noch eine Minute mit offenem Mund da.

Der Eiserne Steg

    S CHON BEIM FRÜHSTÜCK wurde ihm nach den ersten Bissen richtig übel. Jo dachte, er hätte sich eine Magen-Darm-Grippe eingefangen, aber Nicklas erklärte ihm, das käme von der Aufregung.
    Wann war er das letzte Mal so verliebt gewesen? War er das überhaupt jemals? Das flaue Gefühl waren Schmetterlinge im Bauch! Wieso die Leute dies allerdings schön fanden, konnte er nicht nachvollziehen. ›Was ist daran toll, wenn einem zum Kotzen zumute ist?‹
    Am Morgen ergab sich unerfreulicherweise eine Diskussion mit dem Manager. Dieser hatte ein wichtiges Interview mit einem Radiosender vereinbart. Leider genau zu der Zeit, als Joshua mit Sophie verabredet war. Natürlich wollte Mark, dass Jo das Treffen absagte und mit dem Rest der Band zum Interview erschien. Josh versuchte zu erklären, warum, wieso und weshalb er sich unbedingt jetzt mit dieser Frau treffen musste.
    Anfangs blieb Mark uneinsichtig. Glücklicherweise mischte Nicklas sich in das Gespräch ein und unterstützte Joshua. »Wenn sie dir tatsächlich so wichtig ist, Junge, dann will ich euch nicht im Wege stehen. Aber heute Abend wirst du pünktlich im Bus sitzen! Nicht, dass du noch mit ihr durchbrennst.«
    »Ja, Mama!«, hatte Josh geantwortet, und Nicklas musste lachen.
    Überglücklich war der Schlagzeuger auf sein Zimmer gestürmt. Er duschte ausgiebig und zog sich an. Zum ersten Mal dachte er sogar einige Sekunden darüber nach, ob er lieber ein Hemd oder einen Pullover anziehen sollte. Als er realisierte, was ihm da gerade durch den Kopf ging, musste er über sich selbst lachen.

    Als Joshuas am Nachmittag um Viertel vor vier am Main entlang lief, war er aufgeregt. Er spürte sein Herz kräftig schlagen. Und es zeigte sich zudem wieder dieses flaue Gefühl im Magen.
    Jo erkannte den Eisernen Steg schon aus der Ferne. Gemütlich schlenderte er weiter und näherte sich dem Treffpunkt. Eine Menge Leute trotzten verpackt in dicken Mänteln dem kalten Wetter. Mit Handschuhen und Schals wehrten sie sich gegen die Witterung.
    Er trug ebenfalls eine dicke Jacke und hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen. Keiner erkannte ihn. Allerdings war das sowieso eher die Ausnahme.
    Sophie zu entdecken war leicht. Sie

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