Am Anfang war die Mail
sprachlos. Es sah fantastisch aus. ›Fantastulös!‹
Sie hatte seine Hand nicht losgelassen. Sie genossen die Aussicht und schwiegen.
Nach einigen Minuten blickte Jo auf Sophie hinab. Sie stand weiterhin am Geländer, hielt seine Hand und guckte verträumt in die Ferne. Sie blinzelte, und ihre Wimpern beeindruckten ihn aufs Neue. In diesem Moment wurde er von seinen Emotionen überwältigt. Jo registrierte die Kälte des Novemberabends und die Wärme, die ihre zierliche Hand ausstrahlte. Kleine Atemwölkchen tanzten vor ihrer Nase. In der Luft lag der Geruch des Mains. Jo stand hier mit dem schönsten Mädchen, das er je gesehen hatte, und war absolut glücklich. Sein Herz galoppierte.
Seinem Gefühl folgend, drehte er sie langsam zu sich herum. Schaute ihr tief in die Augen. Sophie wich seinem zärtlichen Blick nicht aus. Josh legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie in Zeitlupe an sich heran. Er sah, wie sie ihre Augen schloss. Mit seinen Lippen strich er sanft über ihren Mund und gab ihr einen zarten Kuss. Sophie öffnete ihre Augen und schaute ihn an.
Eine kleine Denkfalte trat zwischen ihre Augenbrauen. Sie atmete durch den geöffneten Mund und formte heiße Wolken in der kalten Luft. Dann schlang sie ihre Arme um Joshuas Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Jo hielt sie fest in seinen Armen und erwiderte ihre Zuneigung. Die Welt um ihn herum löste sich auf. In einem Vakuum schwebend verlor er sich in den Gefühlen.
Er fuhr mit der Hand durch ihre langen, seidigen braunen Haare, … als er am Hinterkopf … eine kleine Beule fühlte.
Er blickte sie erschrocken an.
März
J OSHUA PACKTE GERADE seinen großen Rucksack, als es an der Zimmertür klopfte.
»Ja?« Er hielt inne und schaute zur Tür rüber.
Nicklas steckte seinen Kopf hinein. »Oh, du packst schon? Ich dachte, du fährst erst heute Abend?«
»Ähm, nee, ich werde den Zug um kurz nach vier nehmen.« Jo fuhr fort, einige Klamotten zusammen zu legen.
»Ah, okay. Ich wollte auch nur kurz nach dir schauen und eine gute Fahrt wünschen.« Nick betrat das Zimmer und setzte sich auf die Fensterbank.
»Danke! Was machst du übers Wochenende?« Josh war fertig mit dem Packen, schnürte den Rucksack und setzte sich Nick gegenüber auf einen Stuhl.
»Nichts Besonderes. Ich werde mich ein wenig mit Marco zusammensetzen. Wir haben gute Ideen für neue Songs.« Fröhlich grinste er.
»Oh, ja, das ist gut! Wird sicher cool, wenn wir im Mai nach Norwegen ins Studio fahren. Da freu ich mich schon total drauf!« Symbolisch rieb Josh sich die Hände.
Nicklas nickte ernst und betrachtete seinen Freund noch einen Moment. »Und, wie geht’s ihr?«, fragte er schließlich.
Joshuas Lächeln verblasste für einen kurzen Moment. Er stand vom Stuhl auf und lief langsam im Zimmer hin und her.
»Ihr geht’s gut – den Umständen entsprechend. Die Ärzte haben gesagt, dass sie vollständig gesund werden wird. Sie hatten Angst, dass im Gehirn vielleicht etwas kaputt gegangen ist, weil es bei der dritten Operation Komplikationen gab. Aber sie ist echt tough.« Mit hoffnungsvollem Blick lächelte er verträumt. »Sie wird das schaffen.«
Nick erhob sich ebenfalls und ging auf Josh zu. Ernst sagte er: »Natürlich wird sie das! Heute ist erster Besuchstag, oder?«
»Genau.«
»Und? Bist du aufgeregt?« Neckisch grinste Nick Josh an. Der ließ sich lachend aufs Bett fallen. »Klaro! Ich hab sie kurz nach Weihnachten das letzte Mal gesehen. Ihr ging es damals nicht gut. Aber ich bin froh, dass der Tumor raus ist. Es war schön gestern, mit ihr zu telefonieren.«
»Das war echt knapp bei ihr. Wird es dir schwer fallen im Sommer? Also, wenn wir dann fast drei Monate in Norwegen sind.« Nicklas setzte sich neben Josh aufs Bett.
»Hm, na ja, wir haben dort viel zu tun. Ich werde sicher abgelenkt sein. Außerdem müssen wir mal abwarten, wie sich jetzt alles entwickelt.« Josh zwinkerte seinem Freund zu. »Ihre Eltern sind noch skeptisch.«
Nick lachte. »Ja, der Ruf eines Rockstars ist nicht immer der beste! Du wirst sie sicher noch mit deinem Charme um den Finger wickeln.«
Joshua blickte Nicklas einen Moment ernst an. »Ich hab mich noch gar nicht bei dir bedankt.«
»Ach, jetzt hör aber auf«, wollte Nick unterbrechen.
»Nein, im Ernst, du hast für mich die Geschichte gelesen, du hast mich ermutigt, mit Sophie in Kontakt zu treten. Du hast mir die ganze Zeit über zur Seite gestanden und mich unterstützt. Und letzten Dezember, als Sophie fast
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