Am Anfang war die Mail
gestorben wäre …« Die Stimme von Josh brach eigenartig. Er sammelte und räusperte sich. »… also, du warst echt immer für mich da. Das werde ich dir nie vergessen.«
Nicklas akzeptierte Joshuas Dank gerührt und umarmte ihn. Genau in dem Moment ging die Zimmertür auf, und Tom kam unaufgefordert herein. Als er die beiden sah, rief er: »Hey, ihr beiden Süßen!«
Jo schaute kurz auf und murmelte: »Fresse halten!«
Tom verschränkte die Arme vor der Brust. »Also wenn ihr zwei Täubchen fertig gekuschelt habt, wollt ihr vielleicht mit uns etwas essen?« Er klimperte übertrieben mit den Wimpern.
Josh ließ von Nick ab und stand auf. »Also, ich fahr gleich zum Bahnhof. Ich werde im Zug irgendwas essen.«
»Ach, stimmt, Romeo fährt zu Julia. Was ist mit dir, Dicker?« Tom kniff Nick in den kaum vorhandenen Bauchspeck.
»Ja, ich esse mit.«
Nicklas wollte das Zimmer verlassen, drehte sich aber noch einmal um. »Ach, und Joshi, grüß mir deine Süße. Ich möchte sie gerne bald kennenlernen.«
Joshua reckte einen Daumen in die Luft. »Geht klar!« Er blickte auf die Uhr. »So, ich ruf mir jetzt ein Taxi, und dann hau ich ab!«
Als Joshua später im Zug saß und auf dem Weg nach Frankfurt war, wurde ihm vor Aufregung leicht übel.
Glücklich schaute er aus dem Fenster.
***
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Leseprobe "Ausgeliefert" von Sascha Ehlert
Kategorie: Thriller |
100 Seiten | E-Book: 5,99 € | ISBN 978-3-942277-98-3
Prolog
M ACHT IST EIN ERHABENES Gefühl, wenn man sie inne hat. Man wendet seinen Blick auf sein Opfer, sieht dessen Leiden und weiß, dass der eigene Wille das einzig Entscheidende ist. In größter Abhängigkeit kriecht dieses unterlegene Wesen am Hacken des Stiefels entlang und winselt um Gnade. Winselt um die Gunst seines Herren. Die Ausübung dieser Macht kann Leib und Seele vollkommen vereinnahmen und erfüllt den Sinn des Daseins. Man spielt ein wenig Gott und ignoriert dessen Existenz.
Die Macht zieht allerdings eigenartige Kreise, wenn man sie plötzlich aus der Hand geben muss. Wenn sich das Vieh, das sich stets im Schatten bewegt hat, nun plötzlich wider seiner Natur aufbäumt. Der eigentliche Herr muss seiner Kraft erneut Nachdruck verleihen, auch wenn er dies bereits wieder und wieder getan hat. Doch nun erhebt sich der Dreck aus dem Staub und ist gewillt, jeglichen gebrochenen Widerstandskräften zum Trotz ein Leben in Selbstbestimmung zu führen. Macht kann bröckeln, wenn der Herr nachlässig wird.
In dem tiefen Loch liegt die zuvor mächtigste Frau der Gruppe. Sie hat die Zügel in der Hand gehabt, hat allen gezeigt, wozu sie fähig gewesen ist. Keiner hat es gewagt, an ihr zu zweifeln. Doch Jackie hat einen Fehler begangen. Einen Fehler, der ihr in diesem Loch erst bewusst wird. Sie atmet schwer. Staub legt sich auf ihre Lunge, und Blut tränkt ihr Gewand. Sie ist verletzt. Verletzungen zugefügt durch ihre eigene Gefolgschaft.
»So werdet ihr es mir büßen!«, ruft sie hinauf. »Jeder Einzelne von euch wird sein hageres Leben lassen müssen!«
Doch erreicht Jackie die Meute mit ihren Worten nicht. Stumm sehen sie zu ihr hinunter, umrunden allmählich in abgehackten Schritten das Loch in der Mitte des nahen Waldes, das sie zuvor gegraben hatten. Von ihnen ist nichts als ein Murmeln, ein Stöhnen zu hören. Zu sprechen sind sie seit langem nicht mehr fähig. Diese Gabe hatte Jackie ihnen nehmen lassen. Unbarmherzig und mit eiserner Faust. Dieses Loch soll nun die letzte Ruhestätte der Herrin sein. Die Sklaven Jackies haben ihren Aufstand nicht geplant, doch waren sie zu viele, als dass die Herrin sich hätte länger wehren können.
Bleiern legt sich der Schmutz auf Jackies Stimme. Noch ist es nur Staub, der auf sie herniederfällt. Bald werden es jedoch die ersten Erdbrocken sein, die ihren Körper bedecken sollen.
»Ihr seid nutzlose Tiere!«, kreischt Jackie. »Abschaum, der es nicht wert gewesen ist, am Leben erhalten zu werden!«
Sie sucht den Blickkontakt zu ihren ehemaligen Lieblingspuppen. Ruby und Scarlett haben ihr immerzu zur Seite gestanden, doch nun gehören sie nicht mehr ihr. Sie haben sich von ihrer Herrin abgewendet. Jackie ist entmachtet. Besitzt lediglich den blutverschmierten Fetzen auf ihrem Leib, hat keine Gewalt mehr über ihre Schar.
Ruby wühlt mit ihrem Stiefel Blätter und Erde in das Loch. Langsam, ohne Eile - wie es ihre Herrin gern hatte, wenn sie ihre Sklaven quälte. Mit sichtbarem Genuss starrt Ruby auf das gebrochene
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