Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
ihm, während sie dem Bachlauf Richtung Faen folgten, dass es öfter Überfalle auf Jäger und fahrende Händler gab. Ernst klärte er den Jungen auch darüber auf, dass es die Pflicht jedes ehrenwerten Menschen war, sich um Überfallene zu kümmern. Nur letzte Nacht hatten sie keine Möglichkeit gehabt, einzugreifen, da die Entfernung für eine nächtliche Expedition zu groß gewesen war, und deshalb hatte Rurig seine Kameraden gar nicht erst geweckt.
Die Sonne näherte sich ihrem Zenit, als die beiden sich dem Ort näherten, wo Rurig den Überfall vermutete. Sie bewegten sich jetzt sehr vorsichtig auf einen häufig benutzten Lagerplatz oberhalb des Faen, zu. Nachdem sie die Esel angebunden hatten, pirschten sie die letzten Schritte vorsichtig heran, jede sich bietende Deckung nutzend.Als sie aus ihrer Deckung, einigen eng zusammenstehenden Bäumen mit niedrigem Gestrüpp dazwischen, vorsichtig auf den fast kreisrunden Lagerplatz spähten, sahen sie zwei große, halb zertrümmerte Händlerwagen umgekippt vor der Feuerstelle liegen. Vorsichtig sondierten sie das Umfeld. Als sich nichts rührte, flüsterte Rurig dem Jungen zu: “Du gibst mir Deckung mit dem Bogen, ich sehe mir die Sache mal aus der Nähe an.”Lautlos zog er das Schwert aus der Scheide und rannte geduckt zum ersten Händlerwagen hinüber. Dann verschwand er hinter dem Wagen. Kurze Zeit später tauchte er am linken Wagenrand auf und winkte Ragnor zu sich heran. Der Junge rannte zu ihm hinüber.„Hier gibt es einen Schwerverletzten und drei Tote. Geh und hole die Maulesel her.”Der Junge nickte und rannte wortlos zurück, um die Esel zu holen. Als er zurückkam, kniete Rurig bei einer Gestalt am Feuer. Ragnor band die Esel an eines der Wagenräder nahm die Verbandstasche ab und ging zu Rurig hinüber.Als er näher trat, erkannte er, dass es ein alter Mann war, um den dich Rurig kümmerte. Er hatte ihm sein zerfetztes Leinenhemd ausgezogen und Ragnor sah, dass die Schulter ganz blutig war. Die Augen des Verwundeten waren geschlossen. Vermutlich war er bewusstlos.
„Das Schulterblatt ist zertrümmert und vermutlich sind einige Rippen gebrochen”, erklärte der Krieger. Rurig wies auf die Tasche mit dem Verbandszeug sagte: „Gib mir die Leinenstreifen und mach die Kräuterpäckchen nass. Ich will ihn verbinden, bevor er wieder aufwacht.”Schnell und routiniert arbeiteten die beiden, bis der Alte mit einem festen Verband versehen war. Als sie ihn gerade in eine Decke einrollen wollten, öffnete dieser kurz die Augen, sah sie verständnislos an und wollte sich in Panik aufrichten. Behutsam drückte ihn Rurig zurück auf sein Lager. „Es ist alles in Ordnung”, sagte er, um den Alten zu beruhigen. „Wir sind keine Räuber, die sind weg.” Er gab ihm einen Schluck von Tanas Heiltrunk. Der alte Mann schloss die Augen und war kurze Zeit später eingeschlafen. Sanft deckte Rurig den Verwundeten zu und erhob sich mit einer entschlossenen Bewegung.„Jetzt lasst uns die Toten begraben, während der Alte schläft.”Sie gingen zum anderen Wagen hinüber, wo zwei junge Männer und eine alte Frau erschlagen in ihrem Blute lagen. Schaudernd wandte sich Ragnor ab.„Wer tut denn so etwas?”, fragte er mit Abscheu.„Vermutlich Räuber”, antwortete Rurig. Er deutete auf die Wagen und sagte: “Sie sind leer. Sie wurden vollständig ausgeräumt und anschließend zertrümmert.”
Schweigend hoben die beiden die Gräber für die Toten aus und legten sie hinein. Dann verschlossen sie die Gräber und sprachen ein kurzes Gebet für die Toten. „Ama, großer Schöpfer, nimm sie gnädig in dein Reich auf und bestrafe ihre Mörder, wie sie es verdienen“, sprach Ragnor in großem Ernst.Dann sahen sie wieder nach dem Alten. Dieser schlief ganz ruhig, was vor allem auf Tanas Heiltrunk zurückzuführen war. Rurig bückte sich und berührte leicht das Gesicht des Greises, dessen weißer Bart ihm bis auf die Brust reichte. Da öffnete der Verwundete plötzlich Augen und starrte die beiden Jäger mit angstvollen Augen an. “Wo sind die anderen?”, fragte er mit angestrengter Stimme.„Wie viele seid ihr denn gewesen?”, fragte ihn Rurig mit leiser Stimme, um den Alten nicht zu erschrecken.„Sieben. Drei Männer und vier Frauen”, antwortete der Alte schwach. „Die beiden anderen Männer und eine alte Frau haben wir dort drüben begraben. Die anderen drei Frauen haben sie wohl mitgenommen“, antwortete Rurig.Entsetzt weiteten sich die Augen des Greises.
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