Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
und den Bogen auf und ging zur Wachposition am Korridor hinüber, welcher durch die Tannen führte. Menno hatte ihm eingeschärft, dass er ab heute besonders gut aufpassen sollte, da sie durch den durchgehenden Betrieb der Räuchergruben nun leichter zu entdecken waren, nicht nur für Menschen oder Orks, sondern vor allem auch für Raubtiere.
Die Wachstation war eine geschickt gewählte Kuhle zu Beginn des Korridors, von der man einen guten Einblick hatte, etwa zwanzig Schritt weit. Ragnor setzte sich auf den Holzklotz, welchen Menno zurechtgemacht hatte und lauschte in die stille Nacht hinein. Es fiel ihm in dieser Nacht besonders schwer, konzentriert zu bleiben, denn er hatte einen wirklich anstrengenden Tag hinter sich. Immer wieder bemerkte er, dass seine Augenlider schwer wurden, was ihn dazu bewog, von Zeit zu Zeit kurz aufzustehen um durch etwas Bewegung wieder wacher zu werden.Er war gerade bei einer seiner Gymnastikübungen, da hörte er ein leises Geräusch hinter sich. Als er herum fuhr, erkannte er einen lang gestreckten grauen Schatten, höchstens zehn Schritte von sich entfernt, im Korridor. Dieser Schatten stieß ein bedrohliches Knurren aus.Das Tier hatte Ragnor wohl noch nicht bemerkt, da dieser im Dunklen stand. Vorsichtig tastete seine Hand nach dem Dolch. Leise zog er Quart aus der Scheide. Als er versuchte, mit der anderen Hand auch noch das Schwert zu ziehen, stieß er an einen dürren Zweig. Fluchend ließ er das Schwert los, denn der Schatten fuhr herum und sprang auf ihn zu. Ragnor sah zwei kalte, grüne Lichter auf sich zu rasen. Er versuchte auszuweichen, doch das Tier streifte ihn trotzdem an der Schulter und warf ihn zu Boden. Blitzschnell fuhr es herum und sprang blitzschnell wiederum auf ihn zu. Ragnor, der dieses Mal nicht mehr ausweichen konnte, stieß mit aller Kraft zu. Er fühlte wie Quart tief in die Brust des Tieres drang, während sich die spitzen Zähne des Raubtiers in seine linke Schulter bohrten. Durch die Wucht des Aufpralls stürzten beide nieder und dabei prallte Ragnor mit dem Kopf so unglücklich auf einen Stein, dass er sofort das Bewusstsein verlor.
Als er wieder erwachte, lag er im Zelt unter seiner Felldecke und Menno beugte sich besorgt über ihn. „Wie fühlst du dich?”, fragte dieser mit ernster Miene.Ragnor bewegte erst einmal vorsichtig seine Glieder, verzog dann das Gesicht, weil seine dick verbundene Schulter höllisch schmerzte, und antwortete mit leiser Stimme: „Es geht. Was ist denn eigentlich passiert?”„Du hast mit einem Waldlöwen gekämpft und ihn getötet. Aber du hast sehr viel Glück gehabt, da dein Dolch genau das Herz der Großkatze getroffen hat. Sonst wärst du jetzt vermutlich tot. So ist dir aber, außer ein paar Prellungen und einem Brummschädel, offensichtlich nichts passiert. Du kannst froh sein, dass du dein Kettenhemd getragen hast, sonst hätte er dir glatt die Schulter abgebissen. Jetzt schlaf ein wenig und erhole dich. Ich werde derweil dein Kettenhemd reparieren.” Mit diesen Worten verließ Menno das Zelt.
Ragnor schloss die Augen und dachte: „Und alles nur, weil ich beinahe eingeschlafen bin“. Er schämte sich sehr, doch kam er dabei mit seinen Überlegungen nicht sehr weit. Die Erschöpfung forderte ihren Tribut, und er schlief nach einer kurzen Grübelphase sofort wieder ein.Am nächsten Morgen weckte ihn der Geruch von würzigem Kallatee auf. Er erhob sich vorsichtig und trotz der Schmerzen in der Schulter gelang es ihm, sich anzukleiden.Als er vor das Zelt trat, sah er Rurig und Menno bereits am Feuer sitzen. Neben dem Feuer lag das tote Tier. Schweigend trat er näher und betrachtete respektvoll den mächtigen Löwen. Erst jetzt ging ihm auf, dass er wirklich viel Glück gehabt hatte.„Neun Fuß lang und vier Fuß Schulterhöhe”, bemerkte Rurig trocken.Ragnor betrachtete den Löwen mit einer Mischung aus Bewunderung und nachträglicher, kalter Angst. Das gelbbraune Fell mit der stolzen Mähne und das aufgerissene Maul mit den mächtigen Zähnen beeindruckten ihn doch sehr. Vorsichtig, auf seine verletzte Schulter achtend, beugte er sich hinunter und griff in das kräftige Fell, das sich weich wie Seide anfühlte.
Menno, der inzwischen hinzugetreten war, packte den Löwen an der Schulter und drehte ihn um. Er zeigte mit der Hand auf die schmale Wunde, die Quart dem Tier geschlagen hatte. „Genau ins Herz”, bemerkte er.„Wahrscheinlich war das mehr das Werk von Quart, als meines”, entgegnete der Junge
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