Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
ich glaube, du hast recht. Ich werde für ihn tun, was immer ich kann.”„Das weiß ich”, sagte Rurig, stolz auf Ragnors Stärke, und legte dem Jungen zum Zeichen seines Vertrauens die Hand auf die Schulter. Er wies mit der rechten Hand hinüber zu ihrem Gepäck, das sie unter einer Roteiche abgelegt hatten, und sagte: „Lasst uns das kleine Zelt über dem Alten aufbauen. Danach werde ich aufbrechen. Und denke daran, mache nur ein kleines Feuer und sei wachsam, bis ich wieder da bin.”Nachdem Rurig mit den beiden Eseln aufgebrochen war, kochte der Junge den Blaukräutersud und sah dann wieder nach dem Alten. Als er das Zelt betrat, war der alte Mann wach. Ragnor gab ihm zu trinken, und der Greis dankte mit schwacher Stimme.„Werdet ihr mir helfen?”, fragte er dann.„Ja“, antwortete der Junge, „Rurig ist aufgebrochen, um Menno mitzuteilen, dass wir deine Töchter suchen gehen. Er wird heute Nacht zurückkommen.”„Das werde ich wohl nicht mehr erleben.”, meinte der Greis gefasst. Er sah das Erschrecken im Gesicht des Jungen und lächelte schwach. „Du brauchst mir nichts vormachen. Ich bin ein alter Mann und ich weiß, dass ich jetzt sterben muss. Aber bevor ich gehe, möchte ich gerne noch meinen Frieden mit Ama machen und ihm danken, dass er euch hierher geführt hat, um meinen Töchtern zu helfen”, sagte er. „Aber bevor ich gehe, will ich dir meine Töchter beschreiben, damit ihr das Wichtigste über sie wisst und sie auch erkennst, wenn ihr sie seht”, fuhr er fort. “Die älteste heißt Ana, sie hat schwarzes Haar, ist dreißig Jahre alt und eine ruhige, liebenswerte Frau mit starkem Willen. Sie lebte schon lange mit dem älteren der beiden Toten, mit Namen Kjell, zusammen. Meine zweite Tochter heißt Bela, sie hat braunes Haar, ist fünfundzwanzig Jahre alt und sehr geschickt in allen Dingen des Lebens. Sie hat zuweilen allerdings eine scharfe Zunge, was die Männer bisher von längeren Gemeinschaften mit ihr abgehalten hat, obwohl sie eigentlich sehr hübsch ist. Meine Jüngste ist Cina, sie hat goldblonde Haare, ist zweiundzwanzig Jahre alt und sehr lieb und freundlich. Sie war mit dem jüngeren der beiden Toten, mit Namen Tore, erst seit einem Mond zusammen. Es war ihre erste gemeinsame Fahrt.” Erschöpft legte er eine kleine Pause ein, bevor er fortfuhr: „Meine Töchter sind arbeitsame und praktisch veranlagte Frauen und werden euch keinen Kummer machen, wenn ihr ihnen helft. Sie haben in Mors ein Zuhause, werden euch nicht zur Last fallen und für alle eure Auslagen aufkommen, wenn ihr erst zurück seid.”Dann schloss er seine kurze Beschreibung und bat den Jungen mit matter Stimme, ihn jetzt allein lassen, damit er sein Gebet sprechen und seinen Frieden in Ama finden könne.
Als der Junge einige Zeit später wieder nach dem Alten sah, war dieser eingeschlafen. Ragnor deckte eine warme Felldecke über ihn und machte sich daran, seine Wachposition aufzusuchen.Gegen Mitternacht hörte er in der Ferne Hufgeklapper. Dann ertönte auch schon der dreimalige Käuzchenschrei, das vereinbarte Erkennungszeichen. Rurig war zurück. Nachdem er mit den beiden Eseln den Lagerplatz erreicht hatte, traten die beiden leise ins Zelt. Der Greis lag mit entspanntem Gesichtsausdruck unter seiner Decke. Vorsichtig berührte Rurig sein Gesicht. Es war bereits eiskalt.„Er hat seinen Frieden gefunden. Leg dich jetzt hin. Ich werde die letzte Wache übernehmen. Besprechen werden wir uns morgen früh, wenn wir den Alten begraben.”, sagte der Krieger, zu Ragnor gewandt. Er legte ihm tröstend den Arm um die Schulter, und die beiden Männer traten hinaus ans Feuer. Diese erste direkte Begegnung mit dem Tod eines Menschen hatte den Jungen ziemlich mitgenommen, sodass Rurig, der die Gemütsverfassung des Jungen wohl erkannte, ihn zum Schlafen schickte und selbst für den Rest der Nacht die Wache übernahm.
Am nächsten Morgen, während sie den Alten begruben und dann anschließend ihre Sachen zusammenpackten, erklärte Rurig dem Jungen, was er mit Menno besprochen hatte und wie sie weiter vorgehen würden.Die beiden erfahrenen Kämpfer hatten beschlossen, dass Rurig und Ragnor die Verfolgung der Entführer aufnehmen würden, während Menno sich weiter um die Fleischverarbeitung kümmern würde. Dieser Entschluss war ihnen nicht leicht gefallen, aber es war die einzige Möglichkeit, schnell etwas für die drei Frauen zu tun. Rurig vermutete, dass die Räuber im Umkreis von drei Tagesreisen zu finden
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