Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
verlegen.„Wie dem auch sei”, meinte Menno aufmunternd. „Du wirst eine prächtige Kette aus Löwenzähnen und Krallen bekommen, und das Fell ist mehr wert, als alles, was wir hätten jagen können. Aber wir werden es nicht ganz verkaufen. Tana wird dir zu Hause aus den schönsten Teilen eine Winterjacke machen, gegen die deine Bärenfelljacke richtiggehend schäbig wirken wird.”
Dem Jungen war die Anerkennung, die aus den Worten Mennos sprach, richtiggehend peinlich, hatte er doch das Gefühl, einfach nur unendlich viel Glück gehabt zu haben.Sie traten gemeinsam zum Feuer, und Rurig reichte dem Jungen schweigend einen Becher mit Tee. Er erzählte Menno und Rurig, wie sich die Sache aus seiner Sicht zugetragen hatte, und er schämte sich sehr, dass er beinahe auf der Wache eingeschlafen war.Rurig und Menno hörten mit ernstem Gesicht zu. Als Ragnor geendet hatte, schwiegen sie lange.Dann sagte Rurig in bestimmtem Ton: „Du brauchst dir deswegen wirklich keine Vorwürfe zu machen. Menno und ich hätten eigentlich wissen müssen, dass der Tag für dich ausgesprochen anstrengend gewesen war. Außerdem sind diese Biester ausgesprochen leise. Du kannst froh sein, dass du ihn überhaupt vorher gesehen hast. Also lasse die Sache auf sich beruhen. Nun werden Menno und ich auf Pelztierjagd gehen, und du wirst das Lager hüten. Mit dem Bogenschießen wirst du wohl ein paar Tage warten müssen, bis die Prellung an der Schulter abgeheilt ist.”
Die folgenden drei Tage gingen Menno und Rurig auf Pelztierjagd. Sie stellten Fallen, sammelten die Beute ein und brachten sie zu Ragnor ins Lager, der den Tieren das Fell abzog und es dann zum Trocknen auf die Lederschnüre hängte. Auf diese Weise kamen gut fünfzig Felle von Mardern, Wieseln und Ottern zusammen, welche einen guten Preis auf dem Markt von Mors erlösen würden. An einem der Abende berichteten die Männer, dass sie während ihres Streifzuges, aus einiger Entfernung vermutlich kurz das Weibchen des Löwen gesehen hatten, den Ragnor getötet hatte.
So verging die erste Jagdwoche wie im Fluge. Dank der Heilkräuter, welche Tana eingepackt hatte, gingen auch die Prellungen, die Ragnor erlitten hatte, schnell zurück, sodass er nach zwei Tagen bereits wieder ein Kaninchen mit dem Bogen schießen konnte. Es war bei Ragnor schon immer so gewesen, dass Verletzungen aller Art bei ihm viel schneller ausheilten als bei anderen Menschen. Immer, wenn sich Ragnor als Kind eine Verletzung zugezogen hatte, war die Heilung jedes Mal in knapp der halben Zeit erfolgt, die Tana ursprünglich veranschlagt gehabt hatte. Sie hatte aber nie eine einleuchtende Erklärung dafür gefunden, was bei ihrer Erfahrung in der Heilkunde an sich schon erstaunlich gewesen war.Inzwischen hatten sie auch dem Löwen das Fell abgezogen, Zähne und Krallen entfernt und den restlichen Kadaver dann vergraben. An den folgenden Abenden saß Menno am Feuer und bohrte mit einer erhitzten eisernen Ahle vorsichtig kleine Löcher in die Zähne und Krallen für Ragnors Kette, während Rurig und der Junge leichte Schwertübungen abhielten. Als Menno nach drei Tagen dann mit seiner Arbeit fertig war, reihte er die Zähne und Krallen auf ein dünnes, aus Hirschleder gefertigtes, Band auf. Als er sie Ragnor nach der Übungsstunde überreichte, war dieser zwar sehr verlegen aber durchaus auch ein wenig stolz auf diese prächtige Trophäe.
Dann war der Tag der Wildschweinjagd angebrochen, die Menno mit Ragnor durchzuführen gedachte. Am frühen Morgen beluden sie ihre beiden Esel. Diesmal blieb der Bogen zu Hause. Dafür führte jeder der Männer zwei Sauspieße mit sich, eine Waffe, die Ragnor nicht mochte.Rurig winkte den beiden hinterher, als sie durch den Korridor das Tannendickicht im Morgengrauen verließen. Er würde, während die beiden die Sauen jagten, das Fleisch von den Räuchergruben nehmen und es noch einmal mit Salz und Kräutern einreiben. Dann würde es in Leinen gewickelt und in die mitgebrachten Ledersäcke verpackt werden. Danach würde er die Gruben und Roste neu für das Fleisch der Wildschweine herrichten.
Ragnor und Menno zogen diesmal nicht ins Tal hinunter, wie bei der Hirschjagd, sondern gingen über den Hügel im Rücken ihres Lagers in den Hochwald, in welchem viele Roteichen standen, deren Früchte die Lieblingsnahrung der Wildschweine darstellten. Nach einiger Zeit wurde der Hochwald dichter und Menno bedeutete Ragnor, dass sie ihr Ziel erreicht hätten. Sie banden die Esel auf
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