Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
Nächte, ohne dass irgendeine Besserung eintrat. Im Gegenteil, der Krieger wurde zusehends schwächer, da er außer ein bisschen Flüssigkeit keine Nahrung bei sich behalten konnte.In der vierten Nacht tat Ragnor Dienst in Rurigs Kammer. Der Junge war entsetzt über das eingefallene Gesicht und die mit kleinen roten Pusteln übersäte Haut seines Kampfgefährten, der ihm immer wie ein großer Bruder und väterlicher Freund begegnet war. Er setzte sich an Rurigs Bett und legte seine Linke auf dessen schlaffe rechte Hand. Er saß lange so da, bis er im Sitzen einnickte und ein seltsamer Traum seinen Anfang nahm:Er stand in einer kristallenen Kugel, trat dann durch ein rotes, ringförmiges Tor und stand dann plötzlich in einem roten Tunnel, welcher mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war, in der er sich nur langsam bewegen konnte. Quorum und Quart hingen an seinen Hüften in den Scheiden, und er war erstaunt, atmen zu können als wäre die Flüssigkeit gar nicht da. Vorsichtig berührte er die Wand links von ihm mit der Hand. Sie war weich und warm. Als er nach vorne blickte, konnte er ungefähr zehn Schritte weit sehen, bevor der Tunnel eine Kurve machte. Schließlich ging er mit langsamen Schritten los und sogleich verspürte er ein unbestimmtes Gefühl der Gefahr. Ragnor zog Schwert und Dolch aus der Scheide und näherte sich vorsichtig der ersten Biegung.
Als er um die erste Kurve schauen konnte, sah er drei gelbe, schleimige kegelförmige, gesichtslose Gestalten mit vielen Tentakeln an den Wänden des Ganges hängen. Langsam bewegte er sich auf den Feind zu, Schwert und Dolch in Bereitschaft. Als er sich der ersten Gestalt auf vier Schritt genähert hatte, krochen die Tentakel durch die Flüssigkeit auf ihn zu. Er wich mit einer bedachten Bewegung aus, und es gelang ihm das gelbe Ding mit dem Schwert zu durchbohren. In diesem Moment verlor es seine Kegelform und zerfloss zu gelbem Schleim, der sich, als er den Boden berührte, schnell auflöste. Auf dieselbe Weise erledigte er auch die nächsten beiden Gegner. Aber auch er kam nicht ohne Blessuren davon. Jedes Mal, wenn es einem seiner Gegner gelang, ihn mit seinen Tentakeln zu berühren, durchfuhr ihn ein brennender Schmerz und zu seinem Schrecken erkannte er, dass sie ihm dabei Kraft entzogen, je länger die Berührung dauerte. Bei seiner nächsten Begegnung auf seinem weiteren Weg war er daher schon sehr viel vorsichtiger und versuchte, was er an Geschick gelernt hatte, mit den Erfahrungen der zähen Bewegungen in der Flüssigkeit zu verbinden und anzuwenden. So kämpfte er sich durch die verschlungenen Gänge und erschlug zahllose, gelbe Monster auf der Suche nach einem Ausgang. Er fühlte, wie seine Kraft bei jeder Berührung durch seine Gegner nachließ und ihm der Schweiß ausbrach, was ihn seltsam berührte, befand er sich doch offensichtlich in einer Flüssigkeit. Die ganze Situation war so unwirklich und doch seltsam real. Ragnor versuchte, sich zu konzentrieren, und erinnerte sich an das, was Rurig ihn gelehrt hatte: „Gib niemals auf und kämpfe bis zum letzten Atemzug.” An diesem Lehrsatz zog er sich immer wieder hoch, wenn seine schwerer und schwerer werdenden Arme Schwert und Dolch kaum noch halten konnten. Nach einer ihm endlos scheinenden Zeit betrat er mit schweren Schritten eine schrecklich gezackte rote Schlucht über deren violetten Rand etwas Helles zu sehen war. Dort traf er auf ein gelbes Monster, das mehr als viermal so groß war, wie alle, die er bisher getötet hatte. Mit letzter Kraft, alle Vorsicht außer Acht lassend, stürzte er sich auf den Gegner, dessen Tentakel auf ihn zuschossen und versenkte, trotz der Schmerzen der grässlichen Umarmung durch die Tentakel, beide Waffen tief im Körper seines Feindes.
In diesem Moment endete der merkwürdige Traum abrupt, der Junge schreckte hoch und nahm dabei unwillkürlich seine Hand von Rurigs Rechter. Er riss dabei die Augen auf und erwachte dadurch schweißgebadet und erschöpft. Zuerst hatte er Probleme, sich zu orientieren, so sehr wirkte der Eindruck des seltsamen Traumes noch nach. Doch als sein Blick auf Rurig fiel, weiteten sich überrascht und ungläubig seine Augen: Die roten Pusteln waren verschwunden, die Haut hatte wieder ihre normale Färbung angenommen und der Krieger schlief ruhig und friedlich. Ragnor legte ihm vorsichtig die Hand auf die Stirn und tatsächlich, Rurig schien auch kein Fieber mehr zu haben.Voller Freude stürzte der Junge in den Wohnraum und
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