Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
weiterziehen können? Vielleicht könnt Ihr uns dann den Weg erklären, damit wir diesmal auch den großen Wald erreichen.”
Inzwischen waren Lars und Tana auf die Veranda getreten, und Lars mischte sich ein, als er bemerkte, dass Menno nicht gerade begeistert war, die Fremden aufzunehmen: „Ihr seid selbstverständlich unsere Gäste.” Dabei sah er Menno tadelnd an, denn die Gastfreundschaft war dem Alten heilig.Mit einem freundlichen Lächeln bedankte sich der Händler.
Die beiden Reisenden überquerten nun den Bach, stiegen ab, und Lars zeigte ihnen die Scheune, in der sie ihre Waren lagern und ihre Pferde unterstellen konnten.
Als Rurig, Kamar und Ragnor vom Kampftraining mit dem Pferd zurückkamen, saßen die beiden Fremden mit Lars auf der Terrasse und unterhielten sich angeregt über die neusten Nachrichten aus Caer.Rurig grüßte kurz und ging dann mit Menno und den beiden anderen ins Haus. Während Ragnor seine Waffen in seine Kammer trug, fragte Rurig den stämmigen Seemann mit leiser Stimme: „Was hältst du von den beiden?”„Nicht viel. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl”, antwortete Menno mit finsterem Blick. „Es ist schon ziemlich schwierig, sich im Pass zu verlaufen und aus Versehen nach Calfors Klamm zu kommen. Aber vielleicht täusche ich mich auch.”Rurig schaute ihn nachdenklich an und meinte dann: „Na ja. Warten wir es ab. Morgen früh sind wir die zwei ja wieder los. Auf jeden Fall werden wir heute Nacht die Dolche bereithalten. Sicher ist sicher.”
Als sie nach dem Abendessen mit den Fremden am Feuer saßen, zerstreuten sich die Bedenken der beiden aber nach und nach, denn der kleine Händler, mit Namen Nifur, konnte herrliche Geschichten erzählen, während sein dunkler struppiger Begleiter, mit Namen Gors, den er als seinen Diener vorgestellt hatte, kein Wort sagte. Ragnor, der ihn eine Zeit lang beobachtet hatte, war sich nicht einmal sicher gewesen, ob dieser überhaupt sprechen konnte. Der merkwürdige Diener gab den ganzen Abend keinen Ton von sich und hielt seine Augen, während der Kleine sprach, die meiste Zeit gesenkt, offenbar ganz in die Betrachtung seines Bierkruges vertieft.
Der Kleine erzählte von lustigen Erlebnissen, die er beim Handel in Lorca gehabt hatte, und alle lachten herzlich, wenn er mit drolligen Gesten seine Pointen auf den Punkt brachte. Ragnor amüsierte sich köstlich, und als sie schließlich alle schlafen gingen, wies man den beiden einen Schlafplatz am Feuer in der Hütte an und nicht im Heu in der Scheune, wie es ursprünglich vorgesehen gewesen war.Der Kleine bedankte sich artig und schenkte jedem der Anwesenden ein buntes Seidentuch aus seinen Waren.
Ragnor schlief schnell ein und träumte einen seltsamen Traum. Er sah vor seinen Augen Mordgesellen mit Dolchen durch das Haus schleichen. Verwirrt schreckte er hoch. Als er sich orientiert hatte, hörte er ein dumpfes Poltern aus Rurigs Schlafkammer. Er schlich zur Tür und öffnete dieser vorsichtig und leise einen Spalt weit.
Da stand der struppige Diener vor Rurigs Schlafkammer und hielt einen Dolch in der Hand. Irgendetwas stimmte hier nicht! Ragnor öffnete die Tür ganz und trat geräuschvoll hinaus, Quart in der Hand, den er vorsichtshalber aus der Scheide gezogen und mitgenommen hatte. Als der Diener, der in ein merkwürdiges Kapuzengewand gekleidet war, ihn erblickte, ging er unverzüglich und ohne einen Ton von sich zu geben zum Angriff über.
Er war allerdings viel zu langsam für den Jungen. Ragnor blockte den Dolch mit Quart ab und trat, wie er es von Maramba gelernt hatte, kräftig gegen die Kniescheibe seines Gegners. Der Struppige heulte auf und ging zu Boden. Wieder polterte es in Rurigs Kammer. Ragnor bekam es mit der Angst um seinen Freund zu tun. Er wich einem weiteren Angriff seines Gegners geschickt aus, sprang hoch, wie er es von Maramba gelernt hatte und traf seinen Gegner mit voller Wucht gegen den Kehlkopf. Der stürzte mit einem erstickten Gurgeln zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Umgehend rannte der Junge zu Rurigs Kammertür und riss sie auf. In Rurigs Kammer war aber alles schon vorbei. Der Krieger saß auf seinem Bett und hielt sich die blutende Schulter. Der Kleine lag mit verdrehten Gliedern vor dem Bett auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Menno aber lag auf seinem Bett und schlief, als ob ihn die ganze Sache nichts anginge. „Sieh nach den anderen”, sagte der Krieger, als er Ragnor bemerkte, der etwas fassungslos in der Tür stand.
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