Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
uns einig, dass in ihm große Fähigkeiten schlummern, deren wahren Umfang wir nur erahnen können. Unsere Aufgabe besteht nun darin, den Jungen moralisch so zu stärken und zu entwickeln, dass er diese ‚Macht‘, die ihm diese Fähigkeiten früher oder später eröffnen werden, gut nutzen wird”. Als er besorgte Blicke in der Runde bemerkte, setzte er beruhigend und mit einem gewissen Stolz in der Stimme hinzu: „Keine Bange. Der Grundstein ist gelegt. Ragnor ist für sein Alter ein moralisch hochstehender Mensch. Es liegt an uns, ihn auf seinem weiteren Weg zu begleiten und ihm weiter den rechten Weg zu weisen.” Seine heimlichen Bedenken, die ihn quälten, sprach Alte allerdings nicht aus. Ragnor neigte zum Jähzorn, wenn er sich ungerecht behandelt fühlte oder wenn etwas seinen moralischen Vorstellungen widersprach und Lars nahm sich vor, mit dem Jungen verstärkt daran zu arbeiten, dass er diesen Zorn beherrschen lernte.Kamar nickte zustimmend und sagte: „Ja, das kann ich nur bestätigen. Er ist mein Freund und hat keine Vorurteile gegen mich, obwohl ich ein Ork bin. So etwas findet man nicht oft unter ‚normalen‘ Menschen. Ich bedauere nun aber fast, dass ich schon sehr bald in meine Heimat zurückkehre. Ich wäre gern geblieben, um euch weiter dabei behilflich zu sein.”Maramba lachte und klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter, denn er hatte bemerkt, dass es Kamar ernst war. Deshalb eröffnete er ihm: „Ich und alle anderen werden bei ihm bleiben. Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Er hat viele gute Freunde, die ihn auf seinem weiteren Weg begleiten werden.”Tana lachte nun ebenfalls und setzte fast ein wenig vorwurfsvoll hinzu: „Er hat vollkommen recht. Was sitzen wir hier und haben fast so etwas wie Angst vor jemanden, den wir alle so sehr lieben? Wir sollten uns eigentlich freuen. Seine Fähigkeiten haben Rurig schließlich vor dem sicheren Tod gerettet, der ihm ohne diese Quasarmagie sicher gewesen wäre.”Alle stimmten ihr letztendlich gern und irgendwie auch erleichtert zu. Man beschloss nun Frühstück zu machen und mit der Tagesarbeit zu beginnen, denn es lohnte sich nun nicht mehr noch einmal zu Bett zu gehen, da draußen bereits der Morgen zu grauen begann.
Es war schon um die Mittagszeit, als der Junge wieder erwachte. Er versuchte, wie gewohnt, aus dem Bett zu springen, musste aber feststellen, dass er immer noch eine gewisse Schwäche in seinen Gliedern verspürte, so, als ob er zu viel und vor allem zu schwer gearbeitet hätte. Doch er schüttelte diese Schwäche mit jugendlichem Schwung ab und schlüpfte in seinen hirschledernen Anzug. Dann betrat er voller Neugier den Wohnraum, da er wissen wollte, wie es Rurig heute Morgen wohl ging und ob das gestern Nacht nicht nur ein Traum im Traum gewesen war.Als er aus der Kammer trat, sah er Tana an der Feuerstelle stehen und im großen kupfernen Kessel das Mittagessen bereiten. Der Duft eines herrlichen Bratens, der über dem Feuer garte, erinnerte seinen Magen daran, dass er gewaltigen Hunger hatte. Fast unwillig schüttelte er diesen Gedanken ab. Zuerst war nur Rurig wichtig.„Wie geht es Rurig heute Morgen?”, fragte er die Alte, die sich sichtlich erfreut zu ihm umdrehte, als er sie ansprach.„Ach, du bist wach. Das ist gut. Es gibt gleich was zu essen. Rurig ist vor etwa einer Stunde ebenfalls aufgewacht und wird heute zum Essen herauskommen. Geh dich waschen, dann kannst zu ihm in die Kammer gehen und ihm helfen”, sagte die Alte, ohne sich umzudrehen.
Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen. Als er nach einer hastigen Wäsche am Brunnen Rurigs Kammer betrat, saß der Krieger bereits angekleidet auf dem Bett und begrüßte ihn: „Ah, Ragnor! Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich glaube, ich habe es überstanden. Es ist schon ganz erstaunlich, selbst diese verdammte Wunde schmerzt mich kaum noch. Bitte hilf mir auf, denn ich bin wohl wegen des heftigen Fiebers noch ein wenig wackelig auf den Beinen. Nach dem Mittagessen wird es sicher schon besser gehen, ich habe nämlich einen Bärenhunger!”Ragnor lachte erleichtert, als er sah, dass sein väterlicher Freund tatsächlich wieder fast gesund war, und bekannte grinsend: „Ich habe auch gewaltigen Appetit, also lasst uns gehen.” Auf den Jungen gestützt, ging der Krieger zum großen, alten Esstisch hinüber, und die beiden setzten sich erwartungsvoll an den Tisch, den Tana inzwischen bereits gedeckt hatte.
Der Duft von Wildschweinbraten,
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