Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
„Es ist doch seltsam, dass nur du etwas gehört hast. Ich vermute, in dem verdammten Tuch war ein Betäubungsmittel.”Ragnor nickte hastig und begab sich in die Schlafkammern von Maramba und Kamar und von Lars und Tana. Alle schliefen tief und waren wie Menno nicht wach zu kriegen.„Lasst sie schlafen und hole das Verbandszeug”, wies Rurig den Jungen an.Ragnor beeilte sich und holte sich Tanas Verbandszeug, säuberte die Wunde des Kriegers, legte ein Kräuterpäckchen auf und verband sie, wie er es von Tana gelernt hatte.„Das war knapp”, meinte Rurig, mit nachdenklichem Gesicht, als er dann mit verbundener Schulter auf seinem Bett saß. „Warum haben sie es wohl auf mich abgesehen? Hier ist doch nichts zu holen!”Ragnor zuckte mit der Schulter und schüttelte ratlos den Kopf. „Ich hatte Glück. Ich habe mein Tuch nach dem Waschen offensichtlich draußen vergessen.”„Ja, meines liegt bei Mennos Tuch”, bestätigte Rurig die Vermutung des Jungen. „Deshalb bin ich wohl auch nicht betäubt worden. Es war ein Glück, dass ich immer bei offenem Fenster schlafe, da ist das Betäubungsmittel wohl nicht bis zu mir herüber gelangt. Wir haben ganz schön Glück gehabt. Menno hat also doch recht gehabt mit seinem Verdacht.” Rurig erhob sich vorsichtig und half Ragnor, die beiden Toten nach draußen zu tragen. Der Krieger war ziemlich erschöpft, als sie die Toten endlich draußen hatten. “Lasst uns schlafen gehen. Vor morgen früh kriegen wir die anderen doch nicht wach. Die Tücher habe ich auf die Veranda gelegt, wo sich das Betäubungsmittel verflüchtigen kann”, sagte er, nachdem sie fertig waren.
Ragnor nickte und ging wieder in seine Schlafkammer. Es dauerte aber bis zum Morgengrauen, bevor er einschlafen konnte, denn das Geschehen dieser Nacht ließ ihn lange nicht los.
Als er am nächsten Morgen erwachte, waren die anderen schon aufgestanden. Ragnor betrat den Wohnraum und fand Lars dort vor, der mit besorgtem Gesicht am Tisch saß. Dieser sah auf, als der Junge hereinkam und sagte mit leiser Stimme: „Rurig geht es schlecht. Die Klinge war offensichtlich vergiftet. Er hatte Mühe, uns zu berichten, was passiert ist, denn er hat hohes Fieber und seine Wunde hat ganz violette Wundränder.”Entsetzt sah ihn der Junge an, der mit so etwas überhaupt nicht gerechnet hatte. Er stürzte hinüber in Rurigs Kammer, wo Tana neben dem Bett Rurigs saß und ihm gerade kalte Wickel machte, um das Fieber zu senken.Der Krieger war wach, lächelte schwach, als er den Jungen erkannte und sagte mit leiser Stimme: „Sieht so aus, als ob er mich doch erwischt hat. Das verdammte Gift rast in meinen Adern, und ich fürchte, ich werde bald zu fantasieren anfangen.”Dem Jungen schossen die Tränen in die Augen. Mit flehendem Blick wandte er sich an die Alte: „Du hast doch sicher ein Gegenmittel. Bitte hilf ihm!”Tana schüttelte resignierend den Kopf: „Ich kenne das Gift nicht. Ich werde aber alles tun, was ich kann. Aber ich kann dir nichts versprechen.”
Als er ein wenig später teilnahmslos bei Lars in der Wohnstube saß, kamen Menno, Kamar und Maramba von draußen herein. Sie hatten die Verbrecher am Waldrand verscharrt. Menno hatte außerdem die Taschen und die Ladung der angeblichen Händler untersucht und einen Beutel mit hundert Goldtalenten gefunden. Diese Summe war ein kleines Vermögen, wenn man bedachte, dass ein Goldtalent einhundert Silbertalenten entsprach. Die Warenladung bestand aus Stoffen, Gewürzen und einigen Werkzeugen, wie sie Händler normalerweise mitführten. An ihr war nichts Auffälliges zu entdecken gewesen.
Die Bewohnter von Calfors Klamm saßen danach eine Weile um den Tisch und diskutierten das Geschehen der letzten Nacht. Als Maramba den Versuch machte, Ragnor aufzumuntern, indem er ihn für seinen vorbildlichen Kampf lobte, reagierte der Junge nur mit einer müden Handbewegung. Die Sorge um seinen väterlichen Freund beherrschte sein ganzes Denken und er hatte momentan keine Freunde an der Belobigung.Die Diskussion über eventuelle Motive lieferte keine Ergebnisse. Sie waren sich nur einig, dass es sich bei den beiden um Spezialisten gehandelt hatte. Tücher mit Betäubungsmitteln und vergiftete Dolche waren Werkzeuge von Berufsmördern.
In der folgenden Nacht ging es Rurig zusehends schlechter. Menno saß die ganze Nacht an seinem Bett und versuchte den fantasierenden Krieger zu beruhigen und sein Fieber mit Kräutertee und Wickeln zu drücken. So ging es drei weitere
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