Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
rief laut nach allen Bewohnern, um sein Glück mit ihnen teilen zu können. Verschlafen kamen sie aus ihren Schlafkammern und konnten erst gar nicht fassen, was ihnen der Junge da erzählte. Gemeinsam gingen sie dann leise in Rurigs Kammer, der weiterhin tief schlief und versammelten sich um sein Bett. Schweigend und fassungslos betrachteten sie ihren schlafenden Freund.Lars war der Erste, der das Schweigen brach und mit leiser Stimme sagte: „Es ist ein Wunder geschehen. Ich glaube, er ist über den Berg.” Die anderen nickten und Tana beugte sich zu Rurig hinunter und öffnete vorsichtig seinen Wundverband. Die violette Färbung der Wunde war verschwunden. Sie sah nun aus wie eine ganz normale Stichverletzung. Tana schloss den Verband wieder und deckte den Krieger vorsichtig zu. Dann bedeutete sie den anderen, mit ihr zusammen den Raum nun zu verlassen. Alle nickten zustimmend und verließen leise Rurigs Schlafkammer.
Draußen in der Wohnstube setzten sich alle um den großen Tisch und Tana brachte heißen Kallatee für jeden, welcher wie immer in einem kleinen kupfernen Kessel über dem Feuer die ganze Nacht vor sich hin geblubbert hatte.„Nun erzähl mal. Was hat sich denn in dieser Nacht ereignet?”, fragte der alte Lars den Jungen, nachdem er an seinem heißen Tee genippt hatte.Ragnor blickte müde auf, denn kaum hatte er sich gesetzt, war seine Erschöpfung, die durch Rurigs wundersame Genesung verdrängt worden war, bleiern in seine Glieder zurückgekehrt. „Es hat sich eigentlich nichts ereignet, ich bin kurz eingeschlafen und habe komisch geträumt”, antwortete er mit müder Stimme.„Erzähl uns von deinem Traum”, forderte ihn der Alte auf.Also erzählte er, dass er mit seiner linken Hand auf Rurigs rechter Hand eingeschlafen war, und was er in den roten Gängen mit der seltsamen Flüssigkeit und in der Schlucht mit den gelben Monstern erlebt hatte. Als er geendet hatte, schwiegen alle einen Moment, dann nahm Kamar Ragnors linke Hand und zeigte auf den Ring, den Ana dem Jungen geschenkt hatte. „Ich vermute, dass es der Ring mit seiner Quasarmagie war, welcher es dem Jungen erlaubt hat, Zugang zu Rurigs Körper zu finden und das Gift zu besiegen. Er hat in Rurigs Adern gegen das Gift gekämpft und in der Wunde, der gezackten Schlucht, den Giftherd beseitigt”, deutete er den Traum des Jungen.Lars nickte, nach kurzer Überlegung, zustimmend: „Ja, das wäre möglich.” Er wendete sich wieder Ragnor zu und bemerkte erst jetzt die totale Erschöpfung des Jungen und seine völlig von Schweiß durchnässte Tunika. Sein Bericht hatte ihn die letzte Kraft gekostet, sodass er bei Kamars Ausführungen bereits eingenickt war und den Kommentar des Orks gar nicht mehr mitbekommen hatte.Lars weckte ihn vorsichtig auf und sagte mit bewegter Stimme: „Zieh dir was Trockenes an und leg dich hin. Du bist ja fix und fertig. Für den Rest der Nacht wird Menno die Wache bei Rurig übernehmen.” Ragnor nickte schwach und erhob sich schwankend.Tana sprang mit besorgtem Gesicht auf, stützte ihn und begleitete ihn in seine Schlafkammer. Dort half sie ihm wie früher, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, beim Ausziehen. Ragnor ließ es widerspruchslos geschehen, obwohl er sonst sicherlich geschimpft hätte, denn seine Erschöpfung machte es ihm schon schwer, auch nur die Arme zu heben. Er kroch dankbar unter seine Decke und fiel sofort in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
Die anderen saßen noch eine Weile beisammen und diskutierten die seltsamen Geschehnisse der Nacht. Kamar hielt es für an der Zeit, die anderen über die Ergebnisse der Schwertmeditationsübungen zu unterrichte, um ihnen ein Bild von Ragnors Beziehung zum ‚Quasar‘ zu vermitteln. Sie hörten sehr aufmerksam zu. Als Kamar geendet hatte, schwiegen sie alle nachdenklich.Auf Lars, vom Alter durchfurchten Gesicht spiegelten sich die ganzen Widersprüche, die ihn durchtobten, als er den Erläuterungen Kamars folgte. Er hatte schon immer gewusst, dass Ragnor ein ungewöhnlicher Junge war und dies schien sich nun, durch seine seltsame Fähigkeit, mithilfe des Quasar wundersame Dinge zu vollbringen, zu bestätigen. Während er zuhörte, versuchte sich der alte Lehrer ein Bild zu machen, welche Konsequenzen dieses offensichtliche Potenzial von Macht auf das weitere Leben des Jungen wohl habe würde.Entschlossen ergriff er das Wort, als er sah, dass die anderen offensichtlich von ähnlichen Gedanken geplagt wurden: „Ich glaube, wir alle sind
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