Am Anfang war Quasarmagie: Ragnor Band 1 (German Edition)
ja nie, was diesmal in und um Mors so alles passieren würde.
Bei dieser Gelegenheit sah der Junge zum ersten Mal Mennos Helm, den er bisher nie zu Gesicht bekommen hatte. Er unterschied sich erheblich von Rurigs prächtigem glänzenden Ritterhelm mit dem Federbusch und Ragnors einfachen schwarzen Helm, den ihm Karl, der Schmied, zum Dank geschenkt hatte. Mennos Helm war eigentlich nur eine schlichte, mit Leder gefütterte Eisenkappe, die einen Nacken- und Wangenschutz aus starkem Leder besaß.Als sich der Junge neugierig erkundigte, warum Menno einen so leichten Helm trug, der offensichtlich viel weniger stabil war, als ihre Helme, erläuterte ihm Menno lächelnd, dass die Helme der Seefahrer grundsätzlich leichter gebaut waren. Mit einem spöttischen Seitenblick auf Rurigs gewaltigen schweren Panzerhelm meinte er grinsend, dass man auf See sofort ertrinken müsste, wenn man mit so einem Monster ins Wasser fiel. „So ein ‚Ritterhelm‘ ist nur vernünftig, wenn man auf einem Pferd mit einer Lanze geradeaus reitet”, erläuterte er. „Dein Helm”, dabei deutete er auf Ragnors Helm, „ist wohl der vernünftigste Kompromiss zwischen meinem und Rurigs Helm. Es ist ein typischer Helm eines Schwertkämpfers zu Fuß. Er vereinigt Stabilität und Bequemlichkeit in einer vernünftigen Weise und wird meist von Söldnern und Festungssoldaten benutzt.”„Menno hat recht”, bestätigte Rurig die Ausführungen Seemanns. „Aber”, setzte er schmunzelnd hinzu. „Leider ist man in der Regel bei der Auswahl eines Helmes nur selten vernünftig, sondern behält seine alten Gewohnheiten bei, wie du an mir und Menno sehen kannst.”
Auf ihrem Weg nach Mors begegneten sie kurz vor der Passhöhe einer Handelskarawane, die von fünf Händlern mit Gefolge gebildet wurde und von zehn Söldnern eskortiert wurde. Die Händler waren auf dem Weg in den großen Wald, um Handel zu treiben. Der Karawanenführer, ein drahtiger Kaufmann aus Kis, erklärte ihnen, dass die Überfälle auf Händler im großen Wald derart zugenommen hätten, dass man nur noch in bewaffneten Gruppen reisen konnte. Auch die Übergriffe auf das Grenzland jenseits des Passes hätten im letzten halben Jahr ständig zugenommen.
„Da haben wir bei unserer letzten Jagd ja richtig Glück gehabt, dass wir keiner marodierenden Bande begegnet sind”, meinte Menno beim Weiterreiten, nachdem sie sich vom Karawanenführer verabschiedet hatten. Auf Passhöhe hielten sie kurz an, um auf Mors hinunterzublicken. Den Jungen durchlief es heiß und kalt, als er die Stadt erblickte, in der er seine geliebte Ana wiedersehen würde. Er war auch schon sehr gespannt, ob sich der Bürgermeister tatsächlich an die Abmachungen mit Rurig gehalten hatte. Er war in diesem Punkt nicht so zuversichtlich wie Rurig, der sich absolut sicher war, dass von dieser Seite keinerlei Gefahr mehr drohte.
Als sie sich dem äußeren Zaun näherten, bemerkten sie einige Veränderungen an den Wachsoldaten. Die schlampige Lässigkeit der sechs diensttuenden Stadtsoldaten war einer nervösen Aufmerksamkeit gewichen. Ihre Waffen und Uniformen waren instandgesetzt und ohne Flecken oder Rost und einige Lücken im Holzzaun, welcher das Vorgelände der Stadt sicherte, waren frisch repariert worden.
Als sie am Durchgang zwischen den beiden hölzernen Signaltürmen anhielten, trat der Wachhabende heraus und Rurig pfiff überrascht durch die Zähne. Das war kein schlampiger Angehöriger der Bürgermiliz oder ein Söldner, sondern ein schneidiger Leutnant des dritten königlichen Belagerungsregimentes.„Guten Morgen Herr Leutnant”, begrüßte Rurig den Wachhabenden. “Ist während unserer Abwesenheit ein Krieg ausgebrochen, oder warum sind Soldaten des Königs in Mors?”„Kein Krieg”, antwortete der Offizier knapp, „nur Banden von Gesetzlosen, die im Grenzland marodieren.” Kritisch musterte er die vorzügliche Bewaffnung der drei Reiter und bemerkte dabei Rurigs Ritterhelm, der an seinem Sattelhorn hing. Auf eine kurze Handbewegung von ihm umstellten die sechs Stadtsoldaten blitzschnell die drei Reiter und bedrohten sie mit ihren Hellebarden.Rurig lächelte anerkennend über die präzise Aktion und meinte freundlich und ganz ruhig: „Sehr aufmerksam, Herr Leutnant und mein Kompliment. Sie haben den schlappen Haufen ja ganz schön auf Vordermann gebracht. Aber ich kann sie beruhigen. Der Helm gehört tatsächlich mir. Ich bin Rurig da Kaarborg, ein Leibritter der Krone.” Zur Bestätigung reichte
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