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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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geändert zu haben scheint, immer noch derselbe.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Vom Wesen her war es seine Aufgabe, die Gemeinde zu führen und zu lehren. Und das ist immer noch seine Aufgabe, nur ist heute seine Gemeinde weniger formbar, weniger folgsam, weniger interessiert und sogar weniger bereit, sich führen zu lassen. Der Beruf ist viel schwerer geworden, Mr. Leventhal, als er es früher war, und auch viel, viel schwerer als der Unterricht an einem College, wo Ihre Tätigkeit als Lehrer sich auf eine begrenzte Zahl von Kursen zu bestimmten Zeiten mit Prüfungen und Notengeben beschränkt.»
    «Ja, warum wählen Sie dann aber das Rabbinat, statt am College zu unterrichten?», fragte der junge Mann forschend.
    Der Rabbi lächelte, weil er wusste, dass er nun seine eigene Antwort gefunden hatte. «Wir sagen, es ist schwer, Jude zu sein, und ich meine, es ist noch schwerer, Rabbiner zu sein, weil der eine Art professioneller Jude ist. Aber haben Sie das nicht in Ihrem eigenen Leben schon festgestellt, Mr. Leventhal: Je schwerer die Aufgabe, desto größer ist die Befriedigung, sie zu erfüllen?»
    51
    Der Rabbi klingelte schüchtern an der Wohnungstür von Hendryx. «So, Sie sind das», sagte Sergeant Schroeder angriffslustig. «Mit Ihnen hab ich ein Wörtchen zu reden.»
    «Das hat Zeit, Sergeant», sagte Bradford Ames. «Kommen Sie rein, Rabbi.»
    Das Zimmer war strahlend hell von mehreren Scheinwerfern erleuchtet. Beamte in Zivil maßen, fotografierten und bestäubten Gegenstände, um Fingerabdrücke abzunehmen. Ames erklärte, dass Hendryx’ Verwandte von der Westküste kommen und seine Sachen abholen wollten, und es ihre letzte Chance sei, die Wohnung noch einmal gründlich zu untersuchen.
    «Was ist mit der Kommode? Soll ich die Schubladen fotografieren, Sergeant?»
    «Ja, jede einzeln. Dann haben wir gleich ein Inventar.»
    Ames zeigte auf das Bett. «Setzen Sie sich, Rabbi. Da sind Sie aus dem Weg. Ich akzeptiere übrigens Ihre Erklärung der Kathy-Dunlop-Story, aber andererseits muss ich Ihnen sagen, dass Ihre kleine Ermittlung im Excelsior -Motel – na ja, das hängt von Ihrem Ergebnis ab.» Er ließ sich keinen Ärger anmerken, sein Ton war aber merkbar kühl.
    Der Rabbi berichtete, was er erfahren hatte – dass keiner im Motel Roger Fine gesehen und an dem Tag die Telefonzentrale nicht funktioniert hätte. «Es hätte ihn also niemand von außerhalb anrufen können.»
    Schroeder rieb sich die Hände. «Das ist ja geradezu großartig. Ganz großartig.»
    Auch Ames lächelte zufrieden. Mit etwas freundlicherer Stimme erklärte er: «Verstehen Sie, wenn es anders gewesen wäre, wenn die Hoffnung auf ein Alibi bestanden hätte, dann hätte Ihre Fragerei den Gedanken im Kopf des Zeugen festsetzen oder ihn erst darauf bringen können.»
    «Ich hatte eigentlich nach Kathys Geschichte kein Alibi erwartet. Sie erinnerte sich nur an die Zeit, zu der sie ihn im College angerufen hat. Allerdings meinte sie, wenn Fine gerade jemand getötet hätte, würde er ihr kaum unmittelbar danach einen Besuch abgestattet haben.»
    «Trotzdem gibt es in der Literatur Fälle», sagte Ames, «in denen gerade das geschehen ist. Soweit ich informiert bin, soll es dem Liebesakt ein gewisses Flair verleihen.»
    «Am nächsten Tag», fuhr der Rabbi fort, «hab ich Fine im Gefängnis besucht und es nachgeprüft, weil Kathy ja was vergessen haben könnte. Aber er wollte nicht, dass die Sache herauskam, ich meine, dass er bei ihr gewesen war. Auch wenn ihm das zu einem Alibi verhelfen würde, wollte er es nicht benutzen. Um selber festzustellen, ob Miss Dunlops Bericht stimmte, wollte ich mit den Leuten vom Motel sprechen.»
    «Ihre Gründe kann ich verstehen», gab Ames zu, «aber diese Ermittlung hätte der Polizei überlassen bleiben müssen.»
    «He, Sarge», rief der Fotograf, «die unterste Schublade ist leer.»
    Ames ging zu ihm. Der Rabbi schloss sich ihm an; er hatte nicht das Gefühl, dass ihm befohlen worden war, auf dem Bett sitzen zu bleiben. «Die Schublade hat er sicher für die schmutzige Wäsche gebraucht», sagte Ames. «Im Hotel mache ich das auch immer so.»
    «Das glaube ich nicht, Sir», sagte Schroeder. «Im Bad steht dafür ein Wäschekorb.»
    «Dann hatte er vielleicht nichts, was er da unten hineintun konnte.»
    «Aber alle anderen Schubladen sind ziemlich voll, fast voll gestopft», stellte der Rabbi fest.
    «Ach?» Ames kicherte. «Es sieht so aus, als brauchten wir den Talmudtrick, von dem Sie mir erzählt

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