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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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Motorradjacke vom Haken und verschwand.
     
    Ich fuhr eine Weile ziellos durch die Gegend. Es war inzwischen dunkel draußen. Die Straßenlichter flackerten und spiegelten sich in dem regennassen Asphalt. Abgebrochene Zweige und Blätter lagen im Rinnstein. Es hatte offensichtlich im Laufe des Abends einen Gewittersturm gegeben, nicht nur bei mir zu Hause.
    Irgendwann kam ich vor der Tür des »Sommerabends« zum Stehen. Zögerlich ging ich hinein, obwohl ich ahnte, dass Skye nicht da sein würde. An den Tischen saßen ein paar Männer, in der Ecke auf der Couch schlief jemand. Hinter dem Tresen stand eine Frau, die ich noch nicht kannte. Sie sah mich verwundert an, als ich eintrat.
    »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte sie, nachdem ich mich an einen der Tische gesetzt hatte. »Du siehst nicht so aus, als könntest du dir das Essen anderswo nicht leisten.«
    »Ich bin nur zufällig hier vorbeigekommen. Skye ist nicht da, oder?«
    »Nein. Sie ist schon weg. Du musst schon mit mir vorliebnehmen.« Sie schmunzelte. Sie sah gar nicht so schlecht aus, um die Vierzig, lockiges, brünettes Haar, das sie aufgesteckt trug. Bei ihrem Lächeln zeigten sich zwei kecke Grübchen in den Wangen.
    »Das ist nicht so schlimm«, antwortete ich.
    Sie lachte. »Das kann man auch netter formulieren, aber ich nehm das mal als Kompliment. Willst du einen Tee oder Kaffee? Scotch führen wir hier nicht.«
    »Ich weiß. Nein, danke. Kanntest du eigentlich Rose und Loreen?«
    Die Überraschung in ihrem Gesicht ließ sie noch jünger aussehen. »Die beiden Straßenmädchen? Ja, ich kannte sie. Fast jeder hier kannte sie.«
    »Kannten sich die beiden auch? Ich meine, waren sie Freundinnen oder so?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich kann mich nicht erinnern, sie mal hier drin zusammen gesehen zu haben. Warum willst du das wissen?«
    »Nur so. Ich wundere mich, wieso ausgerechnet die beiden verschwunden sind. Was sie verbindet.«
    »Das ist eine gute Frage.« Sie sah nachdenklich auf ihre Hände. »Das ist keine gute Gegend. Vor zehn Jahren gab es hier schon mal eine Mordserie. Da hat ein irrer Killer reihenweise die Mädchen erstochen. ›Der Ripper von Harrington‹ hieß er damals in der Zeitung. Das war schlimm. Eine Zeit lang war in diesen Straßen mehr Polizei präsent als sonst im ganzen Jahrzehnt. Sie haben ihn dann erwischt, auch wenn elf Mädchen vorher dran glauben mussten. In dieser Gegend wundert mich gar nichts mehr.«
    Ich nickte. Mich eigentlich auch nicht, obwohl ich vor zehn Jahren in Übersee war und vom Ripper nur aus den Briefen meiner Eltern gehört hatte.
    »Und jetzt? Verschwindet oft jemand? Die Zeitungen berichten kaum noch über diese Gegend, außer es wird jemand auf der Müllkippe gefunden. Aber sonst?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nur das Übliche. Eine Messerstecherei pro Abend ist schon drin. Hin und wieder eine Vergewaltigung, aber bei Nutten scheint das nicht zu zählen. Nein, in den Zeitungen ist nie etwas, aber es passiert genug. Und wenn hin und wieder ein Obdachloser verschwindet, kräht kein Hahn danach. Da ist es bequemer anzunehmen, dass er vielleicht in eine andere Stadt gegangen ist, nach New York oder Atlantic City.«
    Sie klang verbittert. Als würde sie diesen Job schon viel zu lange machen.
    »Seit wann bist du hier?«
    »Ich hab die Einrichtung mit aufgebaut. Sie entstand damals nach den Ripper-Morden. Seit drei Jahren leite ich sie. Du hast mich noch nie gesehen, ts ts ts.« Sie zeigte wieder ihre Grübchen und streckte mir ihre Hand hin. »Mein Name ist Jasmine.«
    »Ich bin Alex.« Ich schüttelte ihre Hand, die weich und fest zugleich war.
    Sie stand auf. »Komm wieder, Alex, wenn du Zeit hast. Wir können immer nette Männer wie dich gebrauchen. Ich auf jeden Fall.« Sie zwinkerte mir zu. Ich lächelte zurück und stand ebenfalls auf.
    Wenn ich schon hier war, konnte ich versuchen, noch mehr über Loreen und Rose in Erfahrung bringen.

Diplomatische Verwicklungen
     
    Ich trieb mich ein wenig auf der Straße herum und versuchte, mir die unzähligen  eindeutigen Einladungen der Nutten und Stricher vom Halse zu halten und dennoch so viel wie möglich über die weiße Limousine in Erfahrung zu bringen. Ein kleiner Stricher, der so dünn war, dass ich ihn auf den ersten Blick hinter einer Straßenlaterne fast nicht gesehen hätte, brachte mich schließlich weiter.
    »Das war eine Party für die Regierung«, sagte er und kratzte sich an seinem schmutzigen Hals.
    »Wie kommst du

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