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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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darauf?«
    »Das Kennzeichen war wie das von einem aus der Regierung.«
    »Ein Diplomatenkennzeichen?«
    »Genau. Hast du mal einen Dollar?«
    Ich gab ihm einen Zehner, den er gierig einsteckte.
    »Hast du den Fahrer gesehen?«
    »Nein, nur das Auto und das Kennzeichen. Willst du, dass ich dir einen blase?«
    »Nein, das möchte ich nicht. Hast du dir das Kennzeichen vielleicht gemerkt?«
    Er schüttelte den Kopf und kratzte sich wieder. »Willst du ihn reinstecken? Das kostet aber mehr. Oder soll ich ihn dir reinstecken?«
    »Nein, danke, das ist nicht nötig. Wohin ist das Auto gefahren?«
    »Ich habe nicht hingesehen. Ich glaube, es war ein DJ drin. Ich wusste nicht, dass die Regierung auch einen DJ beschäftigt. Aber wenn die Party machen, ist das ja klar.«
    Er redete Nonsens, vermutlich aufgrund seines exzessiven Drogenkonsums.
    »Sie werden keinen DJ geschickt haben, aber danke für deine Aussage.«
    »Hast du mal einen Dollar?«
    »Ich habe dir schon zehn gegeben.«
    »War ein Versuch. Und du willst ihn wirklich nicht reinstecken?«
    »Nein, will ich nicht. Pass auf dich auf.«
    Ich ging zurück zu meinem Motorrad, das unangetastet vor dem »Sommerabend« auf mich wartete, und ärgerte mich ein  bisschen über die verschwendete Zeit. Immerhin wusste ich nun, dass die Limousine ein Diplomatenkennzeichen besaß. Das war das einzige Ergebnis des Abends. Wenn der Stricher nicht kompletten Blödsinn erzählt hatte. Wie mir diese Erkenntnis, falls sie stimmte, weiterhelfen sollte, den oder die Mörder der Nutten zu finden, wusste ich allerdings nichts.
    Als ich gerade meinen Helm aufsetzen wollte, bemerkte ich einen Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er kam mir bekannt vor. Er schien mich auch zu bemerken, und just in dem Moment, als er sich abwenden wollte, erkannte ich ihn: Harry Whitewater, ein Kumpel von der Highschool. Ich konnte sehen, dass auch er mich erkannte und schnell aus meinem Sichtfeld fliehen wollte, es sich jedoch anders überlegte.
    »Hey Al«, sagte er und kam auf mich zu. »Lange nicht gesehen.«
    »Hallo Harry. Wie geht’s?« Ich hatte ihn eigentlich fragen wollen, was ihn in diese Gegend verschlagen hätte, aber es war wohl klar, warum er hier war. Und dass er das niemals zugeben würde. Jedenfalls nicht ohne Folter.
    »Mir geht’s prima. Ich arbeite als Controller, bin verheiratet, zwei Kinder.  Ich mache nur einen kleinen Abendspaziergang.«
    Klar.
    »Und wie geht’s dir?« Er sah mich mit diesem typischen Gesichtsausdruck an, passend zu seiner Stimme, der besagte, dass es ihn eigentlich einen Dreck interessierte, wie es mir ging. »Bist du in das Geschäft deines Alten eingestiegen? Ich hab lange nichts von dir gehört.«
    »Nein, ich hab mir auf Kosten des Staates die Welt angesehen: Somalia, Afghanistan, Irak. Ich bin erst seit zwei Jahren zurück. Meine Eltern kommen auch ohne mich zurecht.«
    »Militär? Cool.« Seine Stimme stand im krassen Gegensatz zu seiner Aussage. »Hast du mal was von den anderen gehört?«
    Die anderen waren unsere Highschool-Clique von sieben jungen Kerlen, die damals die Welt aus den Angeln heben wollten. Harry, Ethan, Dylan, Joshua, Tyler, Luke und ich. Nach dem Schulabschluss hatten wir uns geschworen, uns regelmäßig zu treffen und über unser Leben auf dem Laufenden zu halten. Ich hatte von keinem je wieder etwas gehört. Studium, Ausbildung und das Leben nahmen einfach viel zu viel von uns in Anspruch.
    »Nein, habe ich nicht. Du?«
    »Ethan ist Arzt in Kalifornien, zweimal geschieden, aber es geht ihm super. Tyler hat Phoebe geheiratet, du weißt, seine Flamme von damals, sie kämpfen sich so durch. Und Luke ist Broker in New York, war Broker, er hat im Crash alles verloren und sich umgebracht.«
    »Scheiße.«
    »Ja, du sagst es. Von den anderen weiß ich nicht viel. Ach doch, Dylan hat es mit seiner Band nicht geschafft, er ist Immobilienmakler geworden und verdient das große Geld. Habe ich gehört, aber ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.«
    Dylan wollte immer Rockstar werden, wie so viele pubertäre Jungs, die glaubten, dass ein Musiker reihenweise die Mädels aufreißen könne. Er war sogar richtig gut gewesen, seine Band hatte im letzten Jahr den Schulcontest gewonnen, was ihm als Sänger und Gitarrist tatsächlich die Mädchenherzen reihenweise zufliegen ließ. Wir waren damals so neidisch auf ihn gewesen. Und so stolz. Jetzt verscherbelte er also Häuser, und seine Stimme pries wurmstichige Dielenböden an, statt

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