Am Ende der Angst
eintreffenden Beamten. Sie sah mich kaum an und widmete sich stattdessen intensiv der Leiche des Zoowärters. Burt kümmerte sich um mich, während ein paar Beamte die polizeilichen Nachtsichtgeräte auspackten und damit in den Wald gingen und ihn zumindest im näheren Umkreis der Leiche durchsuchten.
»Was hast du hier gemacht?«, wollte Burt zuerst wissen.
Ich beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich habe den Mann observiert, weil ich der Meinung war, dass er mit den Morden zu tun hatte. Tatsächlich verließ er heute Abend das Haus und wurde von einem schwarzen Mercedes ohne Kennzeichen abgeholt. Ich habe den Wagen aber unterwegs verloren und bin auf gut Glück weitergefahren. Da hörte ich Schüsse und der Mann kam aus dem Dickicht auf mich zu.«
»Wieso mischst du dich in eine laufende Ermittlung ein? Bist du wahnsinnig?«
»Ihr habt ihn laufen lassen, da dachte ich, kann ich mich um ihn kümmern.«
»Wir mussten ihn laufenlassen, weil wir nichts gegen ihn in der Hand hatten. Das heißt nicht, dass jeder x-beliebige Kerl ihn verfolgen und Nachforschungen anstellen darf.«
»Es kann mir aber auch keiner verbieten, ihn zu verfolgen. Das ist ein freies Land.« Ich wurde bockig.
»Du kannst froh sein, wenn wir dich nicht wegen Behinderung der Justiz festnehmen.«
»Ich habe niemanden behindert. Ich habe euch zu seiner Leiche gebracht. Ohne mich wäre er vielleicht erst in ein paar Tagen auf der Müllhalde oder im Löwenkäfig gefunden worden.«
»Werd nicht frech, Alex. Du kannst froh sein, dass wir bisher so nachsichtig mit dir umgingen. Fiona will bestimmt nicht noch einen Tadel wegen dir einstecken.«
Es tat mir leid, dass Fiona wegen mir Ärger bekommen hatte und ich hätte mich gern bei ihr noch einmal für mein Verhalten entschuldigt, doch sie sah mich nicht an.
»Ich dachte, ein französischer Diplomat steckt hinter den Morden, dazu musste ich etwas überprüfen.« Ich klang schon wesentlich kleinlauter.
»Und selbst wenn, du kannst gegen einen Diplomaten ohnehin nichts ausrichten. Gegen die kommen nicht einmal wir an.«
»Ich weiß.«
»Also, was hast du hier gesehen und gehört?«
»Zwei Schüsse, als ich aus dem Auto gestiegen war. Es können auch mehr gewesen sein, die ich im Wagen nicht gehört habe. Er hat jedenfalls vier Eintrittswunden.«
»Du hast also an der Leiche rumgefummelt?« Burt knurrte fast.
»Natürlich. Ich musste doch sehen, ob er noch lebt und Erste Hilfe braucht. Doch es war nichts mehr zu machen. Er war tot. Mehr habe ich nicht getan.«
»Aus welchem Gebüsch kam er?«
Ich zeigte es ihm, doch gerade als er ein Schildchen zur Markierung aufstellen wollte, ertönten Rufe von den Beamten, die den Wald nach Spuren durchkämmten.
Das Funkgerät von Burt knackte: »Wir haben noch eine Leiche gefunden. Ein junges Mädchen, Teenager. Übersät von Schusswunden.«
»Habe verstanden«, erwiderte Burt und sah mich an.
»Weißt du was davon?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Keine Ahnung.«
Und das war die Wahrheit.
Allein
Die Leiche war übel zugerichtet. Ich stand wie angewurzelt, als sie aus dem Wald gebracht und im Wagen abtransportiert wurde. Das Opfer war fast noch ein Kind, jung und unschuldig. Der ganze Körper war von Schusswunden zerfetzt und voller Blut, allerdings fehlte ihr der Schuss direkt in die Stirn. Immerhin den hatten sie ihr erspart. Aber wahrscheinlich war sie sowieso schon vorher verblutet.
Die Stimmung der Polizisten mir gegenüber hatte sich gewandelt. Waren sie mir vorher genervt und teilweise aggressiv gegenübergetreten, schlug mir auf einmal eisige Kälte entgegen. Als würden sie mich persönlich für den Tod des Mädchens verantwortlich machen.
Burt befragte mich noch kurz zu ihr, aber ich konnte ihm nichts sagen. Gar nichts. Irgendwann schien er mir zu glauben, dass ich von ihrem Tod keine Ahnung gehabt hatte und ließ von mir ab. Er bat mich aber dennoch, mit ins Revier zu kommen.
Bald darauf fuhr der ganze Konvoi zurück nach Harrington.
Es war weit nach Mitternacht, als wir eintrafen. Die Leiche ging direkt in die Gerichtsmedizin, wo sie von Kates Kollegin untersucht wurde. Ich musste hinauf an Burts Schreibtisch, wo er meine Aussage umständlich in den Computer tippte und dann auch noch meine Unterschrift forderte. Als er mit mir fertig war, ging ich ein Büro weiter zu Fiona. Sie sah müde aus. Ich hätte sie am liebsten in den Arm genommen, aber ihr abweisender Blick hielt mich davon ab. Sie hatte mir noch nicht
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