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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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mich mit einem Lächeln und ließ mich drei Minuten warten, bevor ich zu Mr. Kennedy vorgelassen wurde.
    Er war ein großer, kräftiger Mann mit einem eiförmigen Kopf, der nur noch leichten Flaum statt Haare aufwies. Er reichte mir die Hand und schüttelte sie kräftig, bevor er auf einen Stuhl zeigte, auf den ich mich setzen durfte.
    »Von welcher Zeitung sind Sie?«, fragte er neugierig.
    Ich musste ihn enttäuschen. »Ich arbeite für eine private Sicherheitsfirma und untersuche den Mord an Ihrem ehemaligen Mitarbeiter Paul Soderman.«
    Sofort wich der souveräne Ausdruck aus seinem Gesicht. »Er ist ermordet worden? Wann und wie?«
    Ich hatte keine Ahnung, ob ich das überhaupt sagen durfte oder ob ich damit der Polizei ins Handwerk pfuschte. Aber wenn ich etwas erfahren wollte, musste ich wenigstens mit ein paar Fakten aufwarten. Und außerdem war ich Augenzeuge und hatte nichts unterschreiben müssen, was mir Stillschweigen verordnete. Er war quasi in meinen Armen gestorben.
    »Er wurde gestern Abend erschossen.«
    »Oh Gott.« Der Mann wirkte ehrlich geschockt. »Hatte Paul Familie?«
    »Ich denke nicht.«
    »Hat sein Mord etwa etwas mit dem unglückseligen Zwischenfall im Löwenkäfig zu tun?«
    »Das versuchen wir herauszufinden. Was wissen Sie über ihn?«
    Ich sagte bewusst »wir«, damit er das Gefühl bekam, dass ich mit der Polizei oder zumindest mit einem Team im Rücken arbeitete.
    »Nicht viel. Er war einer meiner zweihundertvierzig Mitarbeiter des Zoos, ich weiß nicht über jeden Bescheid.«
    »Er war Alkoholiker.«
    Kennedy nickte. »Das war mir bekannt, aber mehr ...« Er schien in seinen Erinnerungen zu kramen. Doch dann schüttelte er den Kopf und sah mich mit einem schiefen Lächeln an. »Meistens bleiben einem nur die außergewöhnlichen Mitarbeiter im Kopf, außergewöhnlich schlecht oder außergewöhnlich gut. Der Durchschnitt rutscht einem durch. Also nehme ich mal an, dass er immer pünktlich war und seine Arbeit gemacht hat. Von der Löwengeschichte mal abgesehen. Tut mir leid.«
    »Wissen Sie etwas von einer Klage oder einem Rechtsstreit, in den er verwickelt gewesen sein könnte?«
    Kennedy schüttelte den Kopf.
    »Wissen Sie, ob er einflussreiche Richter und Anwälte kannte?«
    Wieder Kopfschütteln.
    »Wissen Sie, ob er gerne gefeiert hat?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, ob er ein Jäger war?«
    Auf einmal leuchtete ein Licht der Erkenntnis in seinen Augen. »Das hat er mal erzählt. Er gehe auf die Jagd, hat er gesagt. Er kenne viele Jäger, die das Hobby liebten wie er. Richtig, das sagte er.«
    »Wissen Sie, wo er jagte?«
    »Hier in den Wäldern, nehme ich an.«
    »Hat er vielleicht erwähnt, welche Jäger mit ihm gemeinsam jagen?«
    Kopfschütteln. »Es war nur ein kurzes Treffen zur Eröffnung des neuen Afrikahauses, in dem auch Jagdtrophäen ausgestellt werden. Da hat er es ein paar Mitarbeitern und auch mir gegenüber erwähnt. Daran erinnere ich mich.«
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Wochen. Er schien gerade erst angefangen zu haben. Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
    Er legte bedauernd den Kopf schief.
    Auch bei meinen nächsten Fragen war es nicht viel, was er beisteuern konnte, daher bedankte ich mich bald bei ihm und ging.
    Ich befragte noch ein paar Kollegen im Zoo, aber die meisten wussten ebenso wenig. Daher fuhr ich zurück in Sodermans Straße und klingelte am Nachbarhaus.
    Ein dickes pausbäckiges Gesicht öffnete und lugte vorsichtig heraus.
    »Was wollen Sie? Wir kaufen nichts.«
    »Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen zu Ihrem Nachbarn stellen.«
    »Sind Sie ein Cop?«
    »Nein, privater Sicherheitsdienst. Darf ich hinein?«
    Ich zeigte ihr meinen Ausweis, da öffnete sie die Tür und ließ mich passieren. Die Frau war genauso breit wie hoch. Wie sie vor mir ging, erinnerte sie mich an ein Walross, das sich vorwärts schob. Im Wohnzimmer blieb sie stehen und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in einen Sessel fallen, der dabei ein entsetztes Quietschen von sich gab.
    »Bei Paul ist gestern eingebrochen worden, ich habe es gesehen. Der Typ war groß und schlank wie Sie. Wollen Sie dazu etwas wissen?«
    Nein, wollte ich nicht. Darüber wusste ich Bescheid. Sie hatte mich gesehen, aber offensichtlich sah sie so schlecht, dass sie mich nicht erkannte. »Es geht um seine Bekanntschaften. Wissen Sie, ob er eine bedeutende Persönlichkeiten wie Politiker oder Richter kannte?«
    »Wieso kannte?«
    Sie wusste es noch nicht. Ich klärte sie kurz über die

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