Am Ende der Angst
verziehen. Ich wollte gerade etwas sagen, als das Telefon klingelte.
»Hast du schon was?«, fragte Fiona in den Hörer.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung erzählte etwas, Fiona schüttelte den Kopf. »Aha … ja … alles klar … Danke.« Dann legte sie auf. Sie sah mich zum ersten Mal an. »Du hast wirklich nichts mit dem Tod des Mädchens zu tun?«
»Nein!« Ich war entsetzt, dass sogar meine Freundin dachte, ich wäre ein Schwerverbrecher. Was war in den letzten Stunden oder Tagen schiefgelaufen?
»Sie hat sechzehn Eintrittswunden, die meisten Schüsse wurden aus größerer Entfernung abgegeben. Zeitpunkt des Todes etwa 9 Uhr abends. Wo warst du zu dem Zeitpunkt?«
Ich schluckte. Sie glaubte mir nicht. »Ich habe den Löwenbändiger verfolgt. Du kannst mein Auto an einer Kreuzung stehen sehen, wenn du die Videos von den Kameras an den öffentlichen Plätzen abrufst.«
»Das Opfer war dieses Mal keine Nutte, lebte auch nicht auf der Straße. Ihre Kleidung war vom Feinsten und sauber, vom Blut mal abgesehen. Die Finger- und Zehennägel manikürt. Ein Kind aus besserem Hause.«
»Kein Gnadenschuss?«
»Nein. Sie erhielt neben all den anderen einen direkten Schuss ins Herz.«
»Es hat sechzehn Schüsse lang gedauert.«
»Vermutlich. Und ein paar schreckliche Stunden vor dem Tod. Das Mädchen wurde brutal vergewaltigt, wie die andere.«
»Welche andere?«
»Die Prostituierte von der Müllkippe auch. Sie hatte ebenfalls schwere Verletzungen im Vaginalbereich.«
»Das hast du mir gar nicht erzählt.« Ich klang vorwurfsvoll.
»Ich muss dir nicht alles erzählen, genau genommen dürfte ich dir überhaupt nichts erzählen, da dies eine laufende Ermittlung ist. Du weißt ohnehin schon viel zu viel. Und zweitens erzählst du mir ja auch nichts. Zum Beispiel, wieso du Paul Soderman verfolgt hast.«
Ich nannte ihr den Grund, den ich bei Burt angegeben hatte, doch sie war damit nicht zufrieden.
»Das erklärt noch immer nicht, wieso du so interessiert an diesem Fall bist. Und erzähl mir nicht wieder, du kannst deinen Auftraggeber nicht nennen. Das ist Bullshit.«
Ich zögerte für einen Moment und überlegte, ob ich ihr vielleicht die ganze Wahrheit erzählen sollte, doch dann entschied ich mich anders.
»Ich kann dir den Auftraggeber nicht nennen«, sagte ich daher nur.
Fiona schüttelte den Kopf. »Geh, Alex, bitte geh. Und bitte komm nicht nach Hause. Ich kann momentan nicht mit dir leben. Es macht mich verrückt, ständig zu rätseln, warum du das mit mir machst, dass du dich so verschließt und mich für dumm verkaufst. Lass mich bitte in Ruhe. Ich melde mich bei dir, wenn ich weiß, wie ich in Zukunft mit dir umgehen werde.«
Sie senkte ihren Kopf und sah in ein paar Papiere, die vor ihr lagen.
Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Ich fühlte mich wie von einem Bulldozer überrollt. Sie hatte mich gerade aus meiner eigenen Wohnung geschmissen. Aber wenn ich ganz ehrlich war, hatte sie auch allen Grund dazu.
Daher fasste ich mich und verließ wortlos ihr Büro.
***
Ich mietete mich in einem kleinen Hotel in der Nähe vom »Sommerabend« ein, allerdings lag es noch auf der »guten« Seite der Stadt. Dort, wo der Busbahnhof Harrington mit dem Rest des Landes verband und das Kongresszentrum zu Tagungen einlud.
Das Zimmer war günstig, wurde aber trotzdem nicht im Stundentakt abgerechnet.
Ich fiel sofort aufs Bett und schaltete den Fernseher an, um mich abzulenken.
Meine Theorie, die Morde seien dadurch verbunden, dass die Nutten bei ihrem Job auf einer Party etwas entdeckt hatten, was sie nicht hätten sehen dürfen, geriet durch den Tod des jungen Mädchens gehörig ins Wanken. Sie passte nicht ins Bild. Oder doch? War sie ebenfalls auf der Party gewesen? War sie ein gutsituiertes Partygirl?
Dass Paul Soderman sterben musste, weil er zu viel wusste, war mir klar. Er war zur Gefahr geworden, vielleicht hatten sie Angst, dass er beim nächsten Verhör etwas ausplaudern würde.
Was war eigentlich mit dem Jäger, der zuerst verhaftet worden war? Befand sich der wieder auf freiem Fuß?
Ich wollte mein Handy zücken, doch dann besann ich mich und griff zu dem etwas unappetitlich aussehenden Telefon auf dem Nachttisch. Ich rief Burt an.
Der wollte gerade das Revier verlassen und antwortete dementsprechend ungehalten, als ich ihn nach dem Verbleib des Jägers fragte.
»Der bleibt in Haft, bis eine Jury darüber entscheidet, ob er es war oder nicht«, sagte er, dann legte er
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