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Am Ende der Angst

Am Ende der Angst

Titel: Am Ende der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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stehen, um mich daran zu laben, sondern ging schnurstracks weiter. Dabei hielt ich die Augen auf den Boden gerichtet, um nach Spuren zu suchen, und achtete aus dem Augenwinkel auf abgebrochene Zweige oder zerrissene Kleidung an den Zweigen der dornigen Brombeerhecken oder der Bäume am Wegesrand. Doch ich konnte nichts entdecken.
    Ein alter Schuh lag in einem schmalen Bachlauf, der den Pfad kreuzte, aber der musste schon seit Jahren hier liegen, so alt und verschlissen war er. Wildschweinspuren entdeckte ich und begegnete einem Reh, das seelenruhig auf einer Lichtung stand und mich beobachtete, bis ich aus seinem Sichtfeld verschwunden war.
    Es lag ein beruhigender Frieden über diesem Wald, so dass ich fast meine Probleme mit Fiona und der Welt vergaß. Vögel zwitscherten ohne Unterlass, der Wind rauschte in den Baumwipfeln und ließ die Blätter im Sonnenlicht funkeln. Der Boden schmiegte sich weich und sanft an meine Stiefel. Im Dickicht raschelten Mäuse und Zeisige. Doch der Frieden war trügerisch. Denn unter diesen Bäumen starben Menschen. Und irgendein Geheimnis schlummerte in ihren Schatten, für das gemordet wurde.
    Der Pfad verzweigte sich. Rechts oder links?
    Ich weiß nicht, was es war, was mich den linken Abzweig einschlagen ließ. Er erinnerte mehr an einen Wildwechsel als an einen richtigen Weg. Vielleicht war es der Geruch von Blut, den ich unbewusst wahrnahm, oder ich sah etwas durch die Bäume schimmern, was nicht dahin gehörte. Jedenfalls bemerkte ich schon von weitem die Fußspur auf dem weichen Waldboden. Es waren die Abdrücke eines nackten Fußes, die den Weg kreuzten und weiter durch das Gestrüpp Richtung Nordosten führten. Wer lief schon barfuß durch den Wald? Freiwillig bestimmt niemand. Vielleicht eine Nutte, die floh und dabei erschossen wurde.
    Wie elektrisiert folgte ich der Spur durch das Dickicht. Jetzt entdeckte ich auch abgeknickte Zweige und abgerissene Blätter. Auf einem Ast am Boden fand ich einen getrockneten Tropfen Blut. Etwa hundert Meter lief die Spur durch den Wald, durch Dickicht, Zweige und Äste hindurch und über weichen Waldboden, doch dann hörte sie plötzlich auf. Ich sah mich gründlich um, konnte sie aber nicht mehr finden.
    Frustriert wollte ich mich an einen Baumstamm lehnen und Luft holen, als ich eine gerade Struktur durch die Bäume hindurch entdeckte. Ich konnte nicht genau erkennen, was es war. Es hatte die Farbe der Bäume, war allerdings zu gerade, zu menschengemacht.
    Vorsichtig ging ich darauf zu und zog meine Waffe. Es war nichts zu hören. Nur in der Ferne grollte Donner. Die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern, was vermutlich am näher kommenden Gewitter lag. Oder ich näherte mich gerade dem Schlund der Hölle. Das Ding schimmerte immer deutlicher durch die Bäume, und bald konnte ich erkennen, was es war: eine Jagdhütte, etwa zehn Meter lang und sieben Meter breit und aus Baumstämmen bestehend, so dass sie sich hervorragend in die Umgebung einfügte. Ein kleines Fenster befand sich auf jeder Seite, Richtung Westen gab es eine Tür.
    Ich klopfte. »Ist da jemand? Hallo?«
    Meine Waffe hielt ich schussbereit nach vorne.
    Doch niemand antwortete.
    »Hallo? Ist jemand zu Hause?« Wieder klopfte ich.
    Es blieb alles still.
    Vorsichtig drehte ich am Türknauf. Mit einem leisen Quietschen öffnete sich die Tür.
    Mit vorgehaltener Waffe ging ich hinein und blinzelte in die Dunkelheit. Drinnen befand sich niemand. Ruhig steckte ich die Pistole wieder weg. Ich musterte den großen Raum, in dessen Mitte sich ein alter, staubiger Tisch befand, aber keine Stühle. Der Boden war schmutzig, in den Ecken hingen Spinnweben. Die Hütte sah nicht so aus, als wäre sie in den vergangenen Wochen benutzt worden.
    Ich drehte mich um meine eigene Achse, um jeden Winkel der Hütte zu erfassen. Dabei blieb mein Blick an einem Stück Stoff hängen, das achtlos in der Ecke lag. Ich hob es auf. Es war ein Strumpfhalter. Mir stockte der Atem. Auf dem Stoff war deutlich ein blutiger Fingerabdruck zu erkennen. Er roch leicht nach Parfüm. Das Kleidungsstück lag also noch nicht allzu lange hier. Vorsichtig steckte ich es in meine Jackentasche. Danach beugte ich mich erneut zum Boden. Ich sah rotbraune Tropfen. Eingetrocknetes Blut.
    »Was machen Sie hier?« Eine scharfe Männerstimme riss mich aus meinen Untersuchungen. Schnell fuhr ich herum und wollte meine Waffe ziehen, doch ich spürte bereits einen Gewehrlauf am Ohr.
    »Hände von der Waffe«, sagte die

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