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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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wie er selbst einem Rigger nur selten zuteil wurde. Als das Schiff den Great Barrier-Nebel passierte, hielten auch die Erfahrensten unter den Sternenreisenden vor Überraschung den Atem an.
    Überblendung:
    Dasselbe Schiff, trotz der vielen Jahrzehnte, die es unterwegs war, in makellosem Zustand, gleitet durch Dunstschleier wie ein Gespenst in einem nebelverhangenen Moor – klagende Hilferufe aussendend und arglose Besatzungen anderer Schiffe ins Verderben reißend.
    Schnitt:
    Ein Piratenschiff nähert sich dem Schiff, das eine Rettung versucht …
    Schnitt:
    Verzweiflung. Schwärze. In der Dunkelheit ein Mann, Legroeder, der unermüdlich den Himmel beobachtet, auf der Suche nach Antworten, auf der Suche nach der verschollenen Impris …
    (Ich kenne dieses Schiff) , murmelte der andere Rigger.
    Verdutzt blickte Legroeder ihn an. (Tatsächlich? Was können Sie mir darüber berichten?)
    (Ich habe davon gehört, aber ich selbst habe es noch nie gesehen.) Deutsch zögerte. (Im Außenposten weiß man mehr darüber.)
    Legroeder bemühte sich, gelassen zu bleiben. (Glauben Sie, es gäbe eine Möglichkeit …?)
    (Nein, nein …) Deutsch sperrte sich gegen die Frage, und ehe Legroeder einen neuen Anlauf nehmen konnte, sprach Deutsch weiter; er tauchte seine Bühne in helles Scheinwerferlicht, wich der Frage nach der Impris aus und lenkte ihn mit anderen Erinnerungen, anderen Geschichten ab …
    *

    Eine Zeit lang unterhielten sie sich miteinander, dann merkte Legroeder, wie seine Konzentration nachließ; Fragen, die er gern stellen wollte, entfielen ihm, ehe er sie formulieren konnte.
    (Wir müssen aufhören) , meinte er und zog seine Gedanken allmählich aus dem glühenden Kern des Kristalls zurück. Er rieb sich die Augen und gewöhnte sich langsam wieder an die Realzeit und den Realraum in Deutschs Kabine.
    Deutschs verspiegelte Augen glitzerten, als Legroeder den Kristall vorsichtig in das Etui zurücklegte. Legroeder vermochte nicht zu entscheiden, ob Deutsch ihn ansah oder immer noch in seinen rubinroten Kristall starrte. »Das war höchst … interessant«, sagte Legroeder. »Aber jetzt muss ich gehen. Morgen haben wir einen schwierigen Tag vor uns.« Er zögerte. »Vielen Dank.«
    Deutsch rührte sich nicht, als hätte er ihn gar nicht gehört. Doch als Legroeder sich zum Gehen wandte, grollte die Stimme des Cybers. »Es war mir ein Vergnügen.«
    Legroeder verließ die Kabine und begab sich in sein Quartier. Als er sich auf seine Koje warf, bemerkte er zu seiner großen Verblüffung, dass er drei Stunden in der Gesellschaft des Cyber-Piraten verbracht hatte. Und während er eindöste, wurde ihm bewusst, dass das Erlebnis noch lange nicht zu Ende war. Die kommende Nacht würde ihm viele Träume bescheren.
    Eine Menge Träume …

KAPITEL 19 – Ins Herz der Finsternis

    Noch lange, nachdem der andere Rigger gegangen war, verlor sich Freem'n Deutsch in der Welt seiner Meditations-Kristalle. Den Abschiedsgruß an Legroeder übernahm das Implantat für generellen Service, das immer dann einsprang, wenn seine Gedanken abschweiften und er sich nicht um die gesellschaftlichen Gepflogenheiten kümmern konnte.
    Und seine Gedanken befanden sich wahrlich auf Wanderschaft. Er grübelte über die Visionen nach, die Legroeder ihm gezeigt hatte, und die eigene Erinnerungen wachriefen.
    Zu seiner Verblüffung vergegenwärtigte er sich, dass er sich total vor seiner Vergangenheit abgeschottet hatte. Vergessen war sein Dienst als argloser ziviler Rigger, der die Freiheit und den Gefühlsrausch im Netz nach Kräften genoss. Vergessen die Zeit, bevor man sein Schiff stürmte, ihm die Beine wegbrannte, und sein Leben nur noch aus Dunkelheit, Gefangenschaft und Sklavenarbeit bestand. Sein Schicksal glich dem von Legroeder, und dessen Geschichten erzeugten in ihm die Vorahnung von einer noch entsetzlicheren Zukunft …
    Augenblicklich bemühte sich die Matrix seiner Optimierer, diese düsteren Visionen zu bekämpfen, sie daran zu hindern, explosionsartig auszubrechen und sein seelisches Gleichgewicht aus dem Lot zu bringen. Doch es wollte nicht recht klappen; seine Phantasien ließen sich nicht länger unterdrücken. Nun, da sie einmal freigesetzt waren, brachen sie sich unaufhaltsam Bahn, um ihn körperlich und geistig zu quälen. Er empfand Abscheu und Übelkeit.
    Opfer zu sein war schlimm genug; doch noch schlimmer war es, wenn man selbst als Angreifer agiert hatte. Seine Gefühlswelt wurde von einem finsteren Mahlstrom mitgerissen,

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