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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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Gefilde erreichte. Sollte die Flechette nicht wieder auftauchen und auch keine Verbindung herstellen, würde die H'zzarrelik entschwinden wie ein Geist in der Nacht und die gesammelten Daten sowie die Gefangenen den Narseiller Behörden übergeben.
    Auf die Flechette und ihre Narseiller Crew konnte man notfalls verzichten.
    Legroeder versuchte, nicht darüber nachzugrübeln, während sie tief in den Golen Space eindrangen und sich immer weiter von etwaiger Hilfe entfernten. Palagren, der vor ihm im Netz saß, summte eine Melodie, als sei er sich keiner Gefahr bewusst. Ker'sell im Kiel führte gemurmelte melancholische Selbstgespräche. Keiner der beiden hatte Legroeder zu erkennen gegeben, inwieweit sie Deutsch vertrauten. Aber Legroeder konnte sich ausrechnen, was sie dachten.
    Sie flogen durch Wolkengirlanden; allmählich verwandelte sich die Atmosphäre eines strahlend hellen sonnigen Nachmittags in einen Himmel voll dunkel dräuender Gewittertürme. Vorsichtig wichen sie dem Unwetter aus. Sie waren immer noch dabei, den Umgang mit dem Schiff zu lernen und wollten nicht zu wagemutig oder zu forsch vorpreschen.
    Erleichtert atmete Legroeder auf, als sie die Stabilisatoren setzten und sich von der Narseiller Ersatzcrew im Netz ablösen ließen.
    *

    Der Wachposten vor der Tür behauptete, Deutsch habe seine Kabine nicht verlassen, seit Legroeder herausgekommen war. »Es sei denn, er hat sich durch das Ventilations-System davongemacht«, ergänzte der Narseil mit rauer Stimme und unbewegter Miene. Legroeder fragte sich, ob das ein Scherz sein sollte.
    Er betätigte das Türsignal. Als keine Antwort erfolgte, drückte er gegen die Klinke. Die Tür glitt auf, und er trat ein in den schummrig beleuchteten Raum. Drinnen roch es wie in einer Sauna. »Freem'n?« Das einzige Licht stammte von dem rubinroten Kristall in den Händen des Cyber-Riggers. Deutsch hockte immer noch an seinem Platz. Er schien keinen Muskel gerührt zu haben. Aber der Kristall glühte intensiver als zuvor und warf einen blutroten Glanz über Deutschs halb metallisches Gesicht.
    »Freem'n?«
    Eine lange Pause trat ein. Schließlich bemerkte er, dass der Blick des Piraten sich auf ihn richtete – doch er sah ihn nicht mit den verspiegelten Augen an, sondern mit den beiden peripheren visuellen Sensoren oberhalb der Wangenknochen. Die Implantate gleich hinter den optischen Zellen flackerten erratisch.
    Die Lautsprecher krächzten: »Rigger Legroeder.«
    »Ja. Geht es Ihnen gut?«
    »Nein«, beschied ihn Deutsch mit einer Reihe von Klicklauten.
    »Brauchen Sie Hilfe?«
    Eine geraume Weile schien Deutsch wie erstarrt. Legroeder überlegte, ob er medizinischen Beistand anfordern sollte, als Deutsch wieder zu sprechen anfing. »Sind Sie sich absolut sicher, dass Sie in unsere Basis eindringen wollen?«
    Legroeder hob die Hände. »Der Entschluss steht fest, ohne Wenn und Aber. Aus diesem Grund kamen wir hierher.«
    Obwohl Deutschs Augen keine Regung verrieten, drückte sein Mund eine schmerzliche Empfindung aus. »Ich will nicht wieder zurück in dieses elende Dasein.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Legroeder. »Deshalb unternehmen wir die Mission. Um zu unterbinden, dass diese Raubzüge und Versklavungen bis in alle Ewigkeit weitergehen.«
    »Und Sie hoffen, etwas über dieses Schiff zu erfahren … die Impris ?«
    »Ja.« Legroeder zögerte. »Außerdem haben wir Grund zu der Annahme, dass es in Ihrem Außenposten Leute gibt, die unser Anliegen unterstützen.«
    Deutsch schürzte die Lippen. »Ihr Kommandant sprach von einer Widerstandsbewegung.«
    »Mit der wir hoffentlich Kontakt aufnehmen können. Doch ungeachtet dessen erledigen wir unsere Mission.« Legroeder räusperte sich. »Was darf ich dem Kommandanten über Sie berichten? Werden Sie mit uns kooperieren?«
    Deutsch stieß einen Seufzer aus. Als er dann sprach, klang seine Stimme grüblerisch, als sei er tief in Gedanken versunken. »Es ist merkwürdig. Ich habe den Eindruck, als sei es meine Bestimmung, Ihnen zu helfen. Warum ich so empfinde, kann ich beim besten Willen nicht erklären. Und ich weiß nicht, auf welche Weise ich Ihnen von Nutzen sein könnte. Aber dieses Gefühl kommt aus den Tiefen meiner Seele.«
    Legroeder war verblüfft.
    »Ich habe lange darüber nachgedacht«, fuhr Deutsch fort. »Und eine Entscheidung getroffen.«
    »Wie lautet die?«
    Deutsch atmete schwer. »Hoffentlich begehe ich keine Torheit. Aber ich helfe Ihnen, den Außenposten zu erreichen. Was danach kommt …

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