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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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gleichzeitig fühlte er sich erleichtert. Er hatte sie lange genug verdrängt.
    Auf der gegenüber liegenden Bühne grübelt Rigger Freem'n Deutsch über das Gesehene nach (Es hat mich sehr aufgewühlt ), erklärt er mit einer Spur von Unsicherheit. (Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich …?) Seine Stimme ebbte ab. Dann gingen bei ihm die Scheinwerfer an.
    *

    Ein paar Herztakte lang tat sich gar nichts.
    Dann taucht im Licht des Scheinwerferkegels ein schwerfälliger Frachter auf – und ein Kaperschiff pirscht sich längsseits heran. Es gab keinen Kampf, nachdem erst einmal das Feuer eröffnet wurde – lediglich auf der Brücke des Frachters, unerklärlicherweise, als der Captain die Nerven verlor und seinen Männer zubrüllte, sie sollten Widerstand leisten …
    Wie bei Legroeder, so wirkten auch in dieser Szene die Konturen verwischt, weil es sich um rekonstruierte Erinnerungen handelte. Deutsch stieg gerade aus dem Netz, als der Kampf auf der Brücke begann. Er dauerte nicht lange, nur ein paar wütende Schreie, ein paar grelle Blitze aus Lasergewehren, und dann …
    Brennende Schmerzen, gefolgt von einem Gefühl der Taubheit …
    Deutsch stürzte zu Boden, und er merkte, dass seine Beine ihn nicht mehr trugen. Schwärze umfing ihn …
    *

    Zweimal kam er wieder zu sich. Einmal für einen kurzen Augenblick, als die Korridore polternd an ihm vorbeijagten und sich in einem Schwindel erregenden Winkel krängten. Etwas Entsetzliches war passiert, er wusste nur nicht was; in seinem Kopf nistete ein alles verhüllender Nebel, sodass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Dann versank er abermals in tiefste Finsternis.
    Das nächste Mal wachte er in einem schmalen Lazarett-Bett auf, gepeinigt von gespenstischen Emotionen. Dort, wo früher seine Beine gewesen waren, befand sich jetzt nichts mehr. In seinem Kopf summten die neuen Implantate, testeten die Verknüpfungen mit den technischen Geräten, die in seinen Körper integriert wurden …
    *

    Legroeder war masslos verblüfft. (Man hat Sie gerettet? Die Piraten, die mich gefangen nahmen, hätten Sie einfach krepieren lassen.)
    (Die, die mich griffen, hätten es auch getan. Dass ich noch lebe, verdanke ich meinem Crewkameraden Jose …)
    (Auch ein Rigger?)
    (Ja. Er schleppte mich wie einen Sack; erzählte ihnen, ich sei der beste Rigger in der Flotte; sie dürften mich nicht verlieren. Er riskierte sein Leben, indem er sich für mich einsetzte.)
    Legroeder staunte über so viel Courage. Hätte er diesen Mut aufgebracht? (Wo ist Jose jetzt?) Es lief ihm eiskalt über den Rücken. (War er bei unserem Gefecht etwa auf der Brücke …?) Deutschs Gedanken verdüsterten sich, die Lichter auf seiner Bühne wurden gedämpft. (Er starb auf seinem ersten Flug mit der Piratenflotte. Ich glaube, er wollte es so. Hinterher tat es ihm Leid, dass er mich gerettet hatte; er litt darunter, dass die Korsaren uns in ihre Dienste pressten.) Mir ging es genauso, versuchte Legroeder zu flüstern.
    (Einmal musste es ja so kommen. Denn wer das Schwert nimmt …)
    *

    Das Kaperschiff Flechette fliegt durch die scharlachrot glühenden Wolken des Flux, und die Schlacht beginnt. Flammen züngeln um den Bug, Blitze zucken, dröhnender Lärm hallt durch den Flux. Der Cyborg-Captain auf der Brücke ist versessen aufs Kämpfen.
    In Deutschs Kopf ertönte ein leises, misstönendes Geräusch; ein Implantat oder sein Instinkt warnten ihn, dass irgendetwas nicht stimmte. Als der Captain den Befehl zum Töten gab, verstärkte sich der Ton in seinem Kopf, wurde penetranter, wie um ihn aufzufordern, den Kampf zu unterbinden. Einen Augenblick lang glaubte er, eine Nachricht der höchsten Dringlichkeitsstufe zu empfangen, doch dann versank alles im Chaos …
    Schnitt:
    Der blendende Glast eines Flux-Torpedos, dann das Übelkeit erregende Aufbäumen des Flux, in dem das Netz zerreißt. Qualm und Trümmer füllen die Brücke. Leute schreien; der Captain klebt buchstäblich an der hinteren Wand, die Augen stieren ins Leere – er ist tot. Die eingeschrumpften Leichen der Crewmitglieder – das Strahlenbombardement hat das Wasser in ihren Zellen verdampft.
    Deutsch taumelte aus der Fluxfeld-Kammer, in der er vor der Explosion geschützt war. Mit fassungslosem Entsetzen reagierte er auf das Bild der Verwüstung – bis er gar nichts mehr fühlte, weil seine Implantate seine Wahrnehmung einschränkten, damit er überhaupt funktionsfähig blieb. Doch den Anblick seiner Rigger-Kameraden, die in ihren Stationen

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