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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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– Auf zu den Asteroiden

    Von dem Zeitpunkt an, als der Schlepper sie auf einen schnellen Auswärtskurs gebracht hatte, dauerte die Reise zum Asteroidengürtel noch drei Tage. Die Schlafkabinen waren kaum größer als Schränke, deshalb verbrachten Legroeder, Harriet und Morgan die meiste Zeit zusammen in dem beengten Passagier-Abteil. Conex und sein Co-Pilot Zan, ebenfalls ein Halcyon, blieben weitgehend für sich und sahen ihre Fluggäste nur bei den Mahlzeiten.
    Als Passagier eines Raumschiffs kam Legroeder sich vor wie das fünfte Rad am Wagen. Am liebsten hätte er seine Hilfe bei der Schiffsführung angeboten, obwohl sie lediglich durch den Normalraum reisten und kein Rigger erforderlich war. Stattdessen brüteten er und die anderen über McGinnis' Unterlagen, grübelten über die Fragen nach, die McGinnis ihnen nicht mehr hatte beantworten können. Von Zeit zu Zeit begaben sie sich an das Aussichtsfenster der Lounge und spähten angestrengt zurück auf Faber Eridani, als rechneten sie damit, von der Polizei oder ihrem unbekannten Feind verfolgt zu werden.
    Überwältigt von den vielen Einzelheiten der hundert Jahre alten Ermittlung hörte Legroeder nach einer Weile auf zu lesen. Er saß einfach nur da und blickte durch das Fenster hinaus in die Tiefen des Alls, derweil seine Gedanken zu fernen Sternen schweiften. Er sehnte sich nach seinem Satz Perlenmantras, den er einst besessen hatte, und die die Piraten ihm abgenommen hatten: Juwelen mit psychogenerativen Kräften, die er oft zur Meditation benutzt hatte. Derweil er ihnen nun nachtrauerte, verlor er sich in seinen Erinnerungen – dachte an Freunde, die ums Leben gekommen waren, an zerstörte Hoffnungen und Träume …
    »Einen Penny für Ihre Gedanken, Legroeder.«
    Er blinzelte und drehte den Kopf.
    Morgan Mahoney hatte sich neben ihn gesetzt. »Seit einer Stunde rühren Sie sich nicht. Ich hatte schon befürchtet, Sie könnten tot sein.« Sie musterte ihn aufmerksam und runzelte die Stirn. »Tut mir Leid, wenn ich Sie störe.«
    »Nein – es ist alles in Ordnung.« Nichts war in Ordnung. Aber er wollte sich mit ihr unterhalten; wenigstens dazu war er imstande.
    »Sind Sie besorgt wegen Ihrer Freundin?«
    Er zuckte die Achseln. »Natürlich. Aber ihr gilt nicht meine einzige Sorge.«
    »Das kann ich gut verstehen. Hoffentlich schaffen wir es bis zum Asteroidengürtel, ohne von den Behörden eingeholt und kollektiv ins Kittchen gesteckt werden. Ich gebe zu, dass ich noch nie zuvor geflüchtet bin. Es macht mir Angst.«
    Legroeder legte den Kopf in den Nacken und spähte zur Decke der winzigen Lounge empor. Sie glitzerte. Wer, zum Teufel, hatte die Idee gehabt, sie mit einem funkelnden Anstrich zu überziehen? »Kein Wunder«, murmelte er und dachte daran, wie lange er sich schon auf der Flucht befand.
    Ein Signal ertönte; Morgan stand auf, ging zu der Küchennische und kam mit einer Kanne frisch gebrühten Tees zurück. Während sie Tassen verteilte, sagte sie: »Entschuldigen Sie meine Neugier, aber ich wüsste gern, wie Ihr Leben früher verlaufen ist.«
    »Früher?«
    »Ehe die Piraten Sie gefangen nahmen. Woher kommen Sie, seit wann sind Sie Rigger? Wie war Ihre Familie?«
    Plötzlich hörte Legroeder ein Brüllen in seinen Ohren. Er schloss die Augen und versuchte, das Geräusch zu ignorieren. Vor der Gefangennahme …
    »Verzeihung – habe ich …? Es tut mir Leid. Ich wollte nicht taktlos sein.«
    »Schon gut … schon gut …«, flüsterte er. Sein Leben vor der Gefangenschaft … es lag Äonen zurück. In einer anderen Welt. Einem anderen Universum. Ihm schien, als hätte es vor der Gefangennahme kein Leben gegeben. Allein von der Anstrengung, den Nebel zu durchdringen und nach Erinnerungen zu forschen, wurde ihm schwindlig. Seine Kindheit hatte er auf dem Planeten Claire Marie verbracht; wenig später ging er nach New Tarkus. Als Erwachsener hatte er eigentlich keine Heimatwelt gehabt, obwohl Chaening's World eine Zeit lang einem Zuhause ziemlich nahe kam. Schließlich würgte er hervor; »Wieso interessiert Sie das?«
    »Na ja … vielleicht, damit ich Sie ein bisschen besser kennen lerne«, erwiderte Morgan leicht verwirrt. Sie reichte ihm eine Tasse Tee. »Ist das nicht der übliche Grund für solche Fragen?«
    Legroeder nahm die Tasse entgegen. »Wahrscheinlich. Aber Sie haben mir auch nichts über sich erzählt. Was Sie alles getan haben, ehe wir uns trafen.«
    »Oh.« Morgen räusperte sich und nahm wieder Platz. »Ja, also

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