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Am Ende der Ewigkeit

Am Ende der Ewigkeit

Titel: Am Ende der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Carver
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…«
    »Was ist? Hab ich was Verkehrtes gesagt?«
    Auf der anderen Seite der kleinen Lounge beobachtete Harriet mit amüsiertem Gesichtsausdruck ihre Tochter, die sichtlich nach Worten rang. »Tja, ich weiß nicht; über mich gibt es nicht viel zu erzählen.«
    »Warum nicht? Verläuft Ihr Leben denn so ereignislos? Oder ist es so spannend, dass man keine weiteren Personen einweihen darf?«
    Morgan errötete.
    »Hör auf, dich zu zieren und sag es ihm!«, mischte sich Harriet ein.
    »Was denn?«, fauchte Morgan. »Dass ich geschieden bin? Oder dass ich dreimal einen Anlauf nahm, um eine berufliche Karriere in Gang zu bringen?«
    »Bitte«, wehrte Legroeder ab. »Ich wollte keinen Streit beginnen …«
    »Schon gut, Legroeder«, wiegelte Harriet ab. »Morgan ist lediglich sehr streng mit sich selbst. Für ihre beruflichen Probleme konnte sie nichts, und sie gab niemals auf. Was die gescheiterte Ehe betrifft – na ja, ich war ihr kein gutes Vorbild.« Als Morgan ihre Mutter mit einem warnenden Blick streifte, zuckte Harriet die Achseln. »Ihr Vater ließ sich von mir scheiden, da war sie gerade mal sieben. Er hatte gute Gründe. Ich kümmerte mich nur um meine Karriere, und darüber habe ich – das muss ich zu meiner Schande gestehen – meine beiden Kinder vernachlässigt.«
    »Hast du vor, die ganze schmutzige Wäsche zu waschen?«
    »Entschuldige, Liebes. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Aber du hast mit dem Thema angefangen.«
    »Hab ich nicht. Ich fragte nur …«
    »Hören Sie«, fiel Legroeder ihr ins Wort. »Ich schlage vor, wir stöbern nicht länger in unseren jeweiligen Privatleben herum. Stattdessen erzähle ich Ihnen, was ich bei den Piraten erlebte. Das wird uns alle wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.«
    Harriet öffnete den Mund, um zu antworten, doch dann fing das Intercom an zu summen, und Conex' Stimme ertönte. »Mrs. Mahoney, wir erhielten soeben eine Nachricht von Mr. El'ken, die an Sie adressiert ist. Würden Sie bitte nach vorn kommen und sich die Botschaft ansehen?«
    »Danke, ich bin schon unterwegs!« Harriet setzte ihre Tasse Tee auf einem Beistelltisch ab. Sie stand auf und begab sich eilig auf die Brücke.
    Legroeder seufzte und sah Morgan an.
    »Nehmen Sie's meiner Mom nicht übel.«
    »Ich mag Ihre Mutter gut leiden.« Sein Blick wanderte in die Richtung, in der die Brücke lag, und er fragte sich, wie El'kens Antwort wohl lauten mochte.
    »Wenigstens beweist sie einen guten Geschmack bei der Auswahl ihrer Mandanten«, meinte Morgan und beschäftigte sich mit der Teekanne. »Ich habe Sie gefragt, weil ich wirklich neugierig bin. Aber wenn Sie nicht darüber reden wollen …«
    »Worüber sollte ich nicht reden wollen? Über mein Leben vor der Gefangennahme – oder die sieben Jahre in der Piratenfestung?« Er zuckte die Achseln, als sei der Unterschied irrelevant. Doch er merkte, wie er sich innerlich verkrampfte, und ihm war klar, dass noch viel Zeit vergehen musste, ehe er über beide Themen sprechen konnte. Merkwürdigerweise machte es ihm im Augenblick weniger aus, von den Piraten zu erzählen. Es war nicht unerquicklicher, als untätig herumzusitzen und darüber nachzudenken, ob er im Gefängnis landen würde. »Es war …«
    »Schwierig?«
    Er deutete ein Lachen an. »Ja – es war schwierig.«
    »Das war dumm von mir. Eigentlich wollte ich wissen, ob es Sie viel Mühe gekostet hat, ein Gefühl für Ihre eigene Identität zu bewahren, obwohl Sie Ihre Freiheit verloren hatten und ständig mit dem Tod rechnen mussten.«
    »Ja, sicher. Das Schlimmste war wohl, dass man mich zwang, an Bord ihrer Schiffe als Rigger zu dienen. Nicht, wenn wir Frachten beförderten. Aber wenn wir auf Plünderfahrt gingen …« Er schüttelte den Kopf, wie um die Erinnerungen los zu werden. »Am Entsetzlichsten fand ich die Raubzüge, bei denen andere Schiffe angegriffen und unschuldige Leute gefangen genommen oder getötet wurden.«
    Morgan stieß einen leisen Schrei aus.
    Legroeder zuckte die Achseln und bemühte sich, das Summen in seinem Kopf nicht zu beachten. »Wir konnten nichts dagegen tun – wer sich weigerte, wurde umgebracht oder einer Gehirnwäsche unterzogen. Und nicht nur wir …«
    »Was soll das heißen?«
    »Auf den Schiffen flogen immer Geiseln mit. Wenn wir nicht gehorchten, mussten die Geiseln dran glauben. Und es war nie eine leere Drohung.«
    Morgan schwieg.
    Nachdenklich fürchte Legroeder die Stirn. »Bis auf dieses eine Mal. Bei einer Gelegenheit

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