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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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verschwunden, Robbie. Und nicht nur die. Der Mond, die internationale Raumstation, die ganzen beschissenen Satelliten. Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, wie viele Satelliten die Erde umkreisen? Und jetzt sind sie nicht mehr da. Alle weg. Es ist, als hätte die Dunkelheit die auch verschluckt. Als wäre Walden der letzte Hort der Schöpfung, der ganz allein in einer riesigen, schwarzen Leere treibt …«
    Seine Stimme brach, und er begann zu schluchzen. »Sie können nicht weg sein«, flüsterte ich. »Wenn sie verschwunden wären, wären wir tot. Ohne die Sonne könnten wir nicht leben.«
    »Könnten wir nicht, nein. Und wenn der Mond plötzlich verschwinden würde… na ja, sagen wir einfach, das würde diesen Planeten auf eine Art und Weise durchdrehen lassen, die du dir gar nicht vorstellen kannst. Aber schau selbst. Sie sind nicht da.«
    »Es muss eine logische Erklärung dafür geben.«
    Falls Russ mich gehört hatte, zeigte er es nicht.
    »Was ist passiert?«, murmelte er. »Oh mein Gott, was ist hier los?«
    Bevor ich antworten konnte, dröhnte ein Schuss in der Dunkelheit. Es klang sehr nah, und instinktiv duckten
wir uns. Das Echo hallte über das Dach, und meine Ohren rauschten.
    »Verdammt, das war nah.«
    Russ nickte. »Viel zu nah. Nebenan oder unten.«
    Ich rannte zur Dachkante und schaute hinab. Die Straße war jetzt fast leer, aber um eine der Feuertonnen stand immer noch eine kleine Gruppe. Sie starrten und zeigten alle auf unser Haus oder auf das nebenan – in dem Tom Salvo lebte, der Typ, den ich am Morgen kennengelernt hatte.
    Russ tauchte neben mir auf. Er schien sich zumindest vorerst von seinem Schock erholt zu haben.
    »Kannst du was sehen?«, fragte er.
    »Die Leute da unten zeigen auf unser Haus. Ich muss nach Christy sehen. Und du solltest besser nachschauen, ob es Cranston gutgeht.«
    Ich wollte zur Feuertreppe laufen, aber Russ hielt mich auf.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte er. »Wenn jemand eingebrochen ist, könnte er noch da unten sein. Und ich wette, er ist bewaffnet, denn ich weiß, dass Christy und du keine Waffe besitzen, und ich glaube auch nicht, dass Cranston eine hat.«
    »Scheiße, du hast Recht. Hast du eine Waffe?«
    Er nickte. »Mehrere. Ich hole sie. Es hat keinen Sinn, da unvorbereitet reinzugehen.«
    »Aber Christy …«
    »Du kannst ihr wesentlich besser helfen, wenn du eine Waffe hast, Robbie.«
    »Dann komm.«

    Wir ließen unsere Becher stehen und stiegen, so schnell es in der Dunkelheit möglich war, in seine Wohnung hinunter. Russ lief zu seinem Schlafzimmerschrank und holte einen Pistolenkasten heraus. Schnell schloss er ihn auf und entnahm ihm einen .357er und einen .38er Taurus Revolver. Er klappte die Trommeln auf. Beide Waffen waren geladen. Dann gab er mir den .38er.
    »Hohlspitzgeschosse«, erklärte er. »Besonders starke Mannstoppwirkung. Ziel auf die größten Körperteile wie Brust oder Bauch. Keine Warnschüsse, und schieß nicht, um nur zu verletzen. Wenn du die Waffe auf jemanden richtest, solltest du auch bereit sein, ihn zu töten. Okay?«
    Ich schluckte schwer, nickte jedoch. »Okay. Mann …« »Sei vorsichtig. Eine solche Waffe hat keine Sicherung. Leg den Finger nicht an den Abzug, solange du ihn nicht drücken willst. Du weißt doch, wie man schießt, oder?«
    Ich nickte wieder. »Ja, ich war ein paarmal auf dem Schießübungsplatz.«
    »Dann los.«
    Er nahm mir die Taschenlampe ab und schaltete sie aus. Wir gingen möglichst leise, aber schnell nach unten. Vor meiner Wohnung blieben wir stehen. Die Tür war noch immer geschlossen, und von drinnen kam kein Laut. Russ legte einen Finger an die Lippen, nickte mir zu und trat beiseite. Ich griff nach dem Türknauf. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis sich meine Finger darum schlossen. Russ hob seinen Revolver. Ich öffnete die Tür und bekam von Christy eine derart heftige Ohrfeige verpasst, dass mein Gesicht brannte.
    »Aua!«

    »Wo zur Hölle warst du, Robbie?«
    Russ atmete auf. »Mann, Christy, ich hätte dich fast erschossen.«
    Sie schaute auf die Waffe in meiner Hand, dann auf die von Russ. Ihre Augen weiteten sich überrascht. »Ich bin von einem Schuss geweckt worden. Wart ihr das etwa?«
    »Nein«, versicherte ich. »Aber es war sehr nah. Wir dachten… na ja, ist auch egal, was wir dachten. Bleib einfach hier und schließ die Tür ab.«
    »Was? Keine Chance, Robbie. Du bist …«
    »Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit dir zu streiten, verdammt. Bleib hier, sei leise und

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