Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
Cranston hat so viel, dass er uns etwas abgeben kann. Aber darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen. Im Moment muss ich mich um andere Dinge kümmern.«
    »Tja, vielleicht denkst du dabei ja auch mal an mich!«
    Ich weiß nicht, ob es die Dunkelheit war oder einfach meinen wahren Gefühlen entsprach, aber plötzlich hatte ich die Schnauze voll.
    »Wozu die Mühe?«, fragte ich. »Du tust doch nichts anderes, als ständig nur an dich selbst zu denken. Da muss ich das doch nicht auch noch machen.«
    Christy wich zurück, als hätte ich sie geschlagen. Kurz wurde ich von Schuldgefühlen gepackt. Gerade als ich den Mund öffnete, um mich zu entschuldigen, hob sie den Fuß, streifte einen Schuh ab und warf ihn so fest sie
konnte nach mir. Ich duckte mich, so dass der Schuh über meinen Kopf hinwegflog und gegen die Schranktür knallte. Der zweite Schuh folgte. Diesmal versagten meine Reflexe, und Christy zielte genauer. Der harte Holzabsatz traf mich am Arm. Fast hätte ich die Joints fallen lassen.
    »Verdammt, Christy! Das hat echt wehgetan!«
    »Gut so, Arschloch! Freut mich, dass es wehtut!«
    »Leck mich.«
    »Leck dich doch selbst, Robbie! Du bist ein Riesenarsch. Ich habe die Nase voll von dem Scheiß. Komm bloß nicht wieder hier angekrochen. Du kannst verdammt nochmal draußen bei deinen neuen Freunden schlafen.«
    Sie schrie mir immer noch Beschimpfungen hinterher, als ich die Wohnung verließ. Ich blieb gerade noch lange genug, um mir in der Küche die Flaschen mit dem Sprit zu schnappen. Während ich die Treppe runterlief, rieb ich mir den getroffenen Arm und hoffte, dass mein Ärger bald nachlassen würde. Für das, was jetzt kam, brauchte ich einen klaren Kopf.
    Russ wartete draußen auf mich. Er nickte mir zu und zog fragend die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
    Ich seufzte. »Du hast das gehört?«
    »Ja, habe ich. War irgendwie schwer zu überhören.«
    »Scheiße.«
    »Nimm’s nicht so schwer und sei nicht sauer auf Christy. Ich glaube nicht, dass das wirklich sie war, verstehst du? Es war …« Er deutete mit der Hand Richtung Dunkelheit. »… das. Wie auch immer es in unsere Köpfe reinkommt.«

    »Ich hoffe es, Russ. Ich hoffe wirklich, dass du Recht hast, denn viel mehr von dem Scheiß ertrage ich einfach nicht.«
    Fünfzehn Minuten später versammelten wir uns mitten auf der Straße. Ein paar unserer Freiwilligen mussten Zweifel bekommen haben, denn sie tauchten nicht wieder auf. Wir warteten noch ein paar Minuten auf sie, aber sie kamen nicht. Am Schluss waren wir dreizehn Leute. Da waren natürlich ich, Russ und Cranston, außerdem T und seine vier Freunde (die alle wild entschlossen waren, nachdem sie ihre Bezahlung bekommen und sowohl den Wodka als auch den Gin angebrochen hatten). Wir bekamen Verstärkung durch Ms. Stevens, eine Englischlehrerin, die sehr hübsch war, obwohl sie seit einigen Tagen nicht geduscht hatte, kein Make-up trug und ihre Haare einfach unter ein Baseballcap gestopft hatte. Außerdem gab es noch den übergewichtigen Netzwerksystemanalytiker Clevon, der ungefähr in meinem Alter war und anscheinend erst seit einem knappen halben Jahr in Walden lebte. Der Nächste war ein Typ, der ein Baseballcap mit der Aufschrift Earnhardt lebt trug und sich als Drew vorstellte. Er hatte seinen Kumpel Clay und eine Frau namens Anna dabei. Ich erkannte Anna von meinen Lieferfahrten. Sie war eine Kurzstrecken-Lastwagenfahrerin und bestellte immer an den Wochenenden Pizza bei uns. Ihren Namen hatte ich bis jetzt nicht gekannt – bloß ihre Adresse und ihren Beruf. (Der Laster stand immer vor dem Haus.) Die drei redeten so unverfangen miteinander, dass man auf eine lange Freundschaft schließen konnte. Drew und Clay waren schätzungsweise Mitte
vierzig. Anna wahrscheinlich auch, aber die Jahre – oder die gefahrenen Kilometer – hatten bei ihr sichtbare Spuren hinterlassen.
    Neben unseren menschlichen Helfern hatten Drew und Clay ihre Jagdhunde mitgebracht: zwei Beagle und einen fetten, alten Hund, dessen schwarzes Fell bereits graue Streifen durchzogen. Drew schlug vor, dass wir die Hunde ebenfalls an uns binden und dann als Erste reinschicken sollten. Ich musste zugeben, dass das eine ziemlich gute Idee war, und war einverstanden.
    Cranston seufzte. »Ich würde sagen, wir sollten anfangen, Robbie, bevor ich doch noch kneife.«
    »Ja«, nickte ich. »Wir können es wohl nicht länger aufschieben. «
    Auf der Straße versammelten sich einige Leute, andere spähten aus

Weitere Kostenlose Bücher