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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Zimmer war es zu dunkel, um ihr Gesicht erkennen zu können, aber der Ton in ihrer Stimme und die unruhige Art, wie sie auf der Matratze herumrutschte, verrieten mir, dass Christy rot wurde. Plötzlich stieg eine kalte Gewissheit in mir auf, unter der sich noch viel kältere Wut verbarg. Brandon war wahrscheinlich irgendein Kerl, mit dem sie es getrieben hatte. Das musste es sein. Wie lange war das gelaufen? Sie hatte gesagt, sie wäre nach der Arbeit dort vorbeigegangen. Wie oft hatte sie ihm wohl einen geblasen und seine verdammte Ladung geschluckt, nur um dann nach Hause zu kommen und mich mit genau diesen Lippen zu küssen, an denen noch sein Sperma klebte?

    Ich packte das Bettlaken und begann, vor Wut zu zittern. Dann realisierte ich, dass Christy wieder sprach, und der Bann wurde gebrochen. Es war nur die Dunkelheit gewesen, die mit mir spielte und meine Emotionen lenkte wie die Fäden einer Marionette. Christy betrog mich nicht. So etwas würde sie niemals tun.
    »… dir los?«
    Ich zwang mich dazu, mich zu entspannen. »Was? Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst.«
    »Ich habe gefragt, was zur Hölle mit dir los ist? Ich dachte schon, du hättest einen Anfall.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Tja, hörst du mir dann mal zu, oder was?«
    »Natürlich, Süße. Tut mir leid. Ich war nur kurz abgelenkt. Also, wer war Brandon nochmal?«
    »Das ist der Typ, der in der Zoohandlung arbeitet. Mehr nicht.«
    Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. »Hey, ist ja cool.«
    »Wie dem auch sei, die Dunkelheit ist über Nacht gekommen, richtig? Wenn sie die Futterspender und Tränken also wie immer aufgefüllt haben, könnten einige der Tiere noch am Leben sein.«
    »Vielleicht«, nickte ich. »Zumindest die Schlangen könnten noch leben, ja. Die fressen doch nur ab und zu mal was, oder?«
    »Klar, die Schlangen sowieso. Aber auch andere Tiere. Sie könnten noch leben und sind jetzt da drin gefangen. Und dagegen will ich etwas unternehmen.«
    Ich hob abwehrend die Hände. »Wow, Christy. Moment
mal. Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir nicht mehr da rausgehen. Das ist zu gefährlich. Und wer weiß, wie es inzwischen im Stadtzentrum aussieht. Es ist viel besser, hierzubleiben und …«
    »Du warst draußen«, unterbrach sie mich missmutig. Ihr Gesicht wirkte neutral. Sie versuchte, sich ihre Stimmung nicht anmerken zu lassen. Versuchte, die plötzliche Verwirrung und ihre Wut auf mich nicht zu zeigen. Versuchte, ein Pokerface aufzusetzen.
    Aber Christy war immer eine beschissene Pokerspielerin gewesen, weshalb ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit ihr Strippoker spielte.
    »Christy …«
    »Verdammt nochmal, Robbie! Warum war es dann bitte in Ordnung, als du losgezogen bist, weil du von der Idee besessen warst, etwas unternehmen zu müssen? Und jetzt, wo ich das Gleiche tun will, soll es verboten sein? Leck mich.«
    »Jetzt komm wieder runter«, erwiderte ich mit ruhiger Stimme. »Es tut mir leid. Du hast ja Recht, das hat etwas von Doppelmoral. Aber du verstehst das nicht, Baby. Du hast nicht gesehen, was da draußen abgeht.«
    »Nein, aber ich kann es hören. Ich liege hier im Bett und kann hören, was da draußen los ist, Robbie. Und es passiert auch nicht länger nur nachts. Langsam wird den Leuten klar, dass sie nicht mehr auf den Schutz der Dunkelheit warten müssen, weil es sowieso die ganze Zeit scheißdunkel ist.«
    »Ganz genau. Und aus diesem Grund sollten wir hierbleiben. Hier drin ist es sicherer.«

    »Ich muss das einfach tun, Robbie. Du verstehst das nicht.«
    »Dann probier’s doch mal und erkläre es mir.«
    »Kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es einfach nicht. Das ist eben etwas, das ich tun muss. Wenn du mich lieben würdest, würdest du das verstehen. Und du würdest mich unterstützen.«
    Ich seufzte genervt. »Ich liebe dich, Christy. Eben deshalb macht mich der Gedanke, dass du da rausgehst, so wahnsinnig – noch dazu nur wegen ein paar Viechern, die vielleicht schon längst tot sind.«
    »Sie sind nicht tot! Das habe ich dir doch schon erklärt. Sie …«
    »Ich weiß.« Wieder hob ich die Hände. »Ich habe es gehört. Sie haben automatische Futterspender und Tränken. Aber was ist, wenn die inzwischen leer sind? Und selbst wenn nicht, ist es das Risiko wert? Ich meine, selbst wenn der Großteil von ihnen wirklich noch lebt, was willst du denn mit ihnen machen, wenn du sie erstmal freigelassen hast? Du kannst sie bestimmt nicht alle mit nach

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