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Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Hause nehmen und behalten. Willst du sie einfach auf der Straße aussetzen? Die Lage ist auch so schon schlimm genug, wir brauchen nicht noch ein Rudel verwilderte Hunde in den Straßen.«
    Sie zog einen Schmollmund und schwieg.
    »Denk es doch mal durch«, flüsterte ich und strich ihr übers Haar. »Du weißt, dass ich Recht habe.«
    Sie antwortete immer noch nicht, und weil ich ein
Vollidiot bin, beließ ich es dabei. Ich ging davon aus, dass sie wissen müsste, dass ich Recht hatte. Klar, sie war stinkig, aber sie würde auch erkennen, dass alles, was ich gesagt hatte, nur logisch war.
    Da irrte ich mich gewaltig.
     
    Das leise Knirschen des zurückgleitenden Sicherheitsriegels und das Klappern der Sicherheitskette weckten mich. Verwirrt machte ich ein Auge auf und war mir nicht sicher, ob ich das wirklich gehört oder nur geträumt hatte. Nachdem ich so ein paar Sekunden in der Dunkelheit gelegen hatte, hörte ich, wie die Wohnungstür leise zugezogen wurde und im Treppenhaus gedämpfte Schritte erklangen.
    Alarmiert setzte ich mich auf und suchte tastend nach Christy. Ich dachte, jemand wäre in unsere Wohnung eingebrochen und würde sich jetzt wieder zurückziehen. Vielleicht hatte ihn irgendetwas verscheucht. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass jemand zu Hause war. Christys Seite des Bettes war leer. Das Laken war an der Stelle, wo sie geschlafen hatte, noch warm. Das Kissen war eingedrückt.
    »Scheiße.«
    Ich sprang aus dem Bett und zog eine schmutzige Jeans und ein abgerissenes T-Shirt an. Dann griff ich nach meinem Baseballschläger.
    »Christy?«
    Keine Antwort. Das einzige Geräusch war mein eigener Herzschlag, der mir in den Ohren dröhnte.
    »Christy? Süße? Bist du okay?«

    Wieder nur Stille. Ich lief aus dem Schlafzimmer und durchsuchte die Wohnung, aber sie war leer. Christy war weg. Verzweifelt suchte ich wieder und wieder und sah voller Angst auch an Stellen nach, an denen sie unmöglich sein konnte, wie unter dem Bett oder hinter dem Kühlschrank. (Wir hatten alle verderblichen Lebensmittel entsorgt, aber der Kühlschrank roch trotzdem noch komisch.) Keine Spur von ihr. Ich rief nach ihr, und meine Stimme hallte von den Wänden wider. Sie klang fremd. Schließlich stieß ich mir am Couchtisch so heftig den Zeh an, dass der Nagel einriss, und brach auf dem Boden zusammen. Ich wollte weinen, tat es aber nicht. Eine kranke Mischung aus Angst und Verzweiflung stieg in mir auf. Meine Lippen schienen geschwollen zu sein, und mein Herz raste.
    Beim vierten Anlauf fand ich den Zettel, den sie für mich zurückgelassen hatte. Er war mit Kreppband an die Wohnungstür geklebt. Ich schnappte mir eine Taschenlampe und las den Brief. Christy schrieb, dass ich sie nicht verstehen würde und dass sie das einfach tun müsse, genau wie mein zweiter Ausflug zum Stadtrand etwas gewesen sei, was ich hatte tun müssen. Außerdem versicherte sie, dass sie so schnell wie möglich zurückkommen würde, dass ich mir keine Sorgen machen sollte und dass sie mich liebte.
    »Verdammte, blöde …«
    Ich konnte den Satz nicht einmal beenden. Meine Wut und die Angst waren von reiner, blinder Panik verdrängt worden. Ich legte den Baseballschläger auf den Boden. Dann zerknüllte ich den Brief, warf ihn weg und rannte
aus der Wohnung, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Als ich Russ’ Wohnung erreicht hatte, hämmerte ich gegen die Tür und rief seinen Namen, bis er aufmachte.
    »Robbie?« Gähnend blinzelte er mich an. »Herr im Himmel, was ist denn los? Was ist passiert? Wie spät ist es?«
    »Christy ist weg. Sie ist gegangen. Sie ist irgendwo da draußen, auf dem Weg Richtung Stadtmitte. Du musst mir die Pistole leihen, Mann.«
    »Was?
    »Christy ist weg, Mann!«
    Russ trug einen abgewetzten, schmutzigen Bademantel, der offen stand und den Blick auf seinen Bauch freigab. Jetzt kratzte er sich am Bauchnabel und starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Was soll das heißen, sie ist weg? Habt ihr euch gestritten? «
    »Ja. Nein. Irgendwie. Das ist eine lange Geschichte, Mann, und ich habe keine Zeit. Ich muss ihr hinterher, bevor etwas passiert. Kann ich mir bitte die Waffe ausleihen? «
    Russ zögerte. Er starrte mich an, dann schaute er über meine Schulter, als erwartete er, dass Christy hinter mir auftauchen würde. Dann sah er mir wieder in die Augen.
    »Klar, Robbie. Du kannst sie haben. Ich brauche nur einen Moment, okay? Komm doch rein.«
    Ich folgte ihm in seine Wohnung, und er

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