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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sie hustete und spuckte. Er schüttelte sie. »War es das, was Ihr gemeint habt?« Richard blinzelte verdutzt. Er stand aufrecht da, seine Kleider waren trocken. Vor ihm stand Shota, ebenfalls vollkommen trocken. Seine Hände ruhten noch immer an den Seiten.
    »Reiß dich zusammen, Richard.« Sie sah ihn herausfordernd an. »Du bist noch immer ein wenig in deinen Träumen gefangen.« Richard blickte um sich. Es stimmte; er war ebenso wenig durchnässt wie Shota. Nicht eine Locke ihres kastanienbraunen Haares war nicht an ihrem Platz. Als er zu Nicci hinübersah, glitt ein fragender Ausdruck über ihre Stirn. Shota hatte offenbar recht, es war tatsächlich nur ein Traum gewesen, genau wie seine Hinrichtung, genau wie der Anblick Kahlans. Er hatte sich nur eingebildet, Shota an die Gurgel gegangen zu sein. Trotzdem verspürte er noch immer den Wunsch. »War es das, was Ihr gemeint habt, als Ihr sagtet, Kahlan werde ein Ungeheuer zur Welt bringen?«, wiederholte Richard seine Frage, ein wenig gefasster jetzt, aber nicht minder bedrohlich. »Ich weiß doch nicht einmal, wer diese Kahlan überhaupt ist.« Richards Kiefermuskeln spannten sich, als er die Zähne aufeinanderbiss und sich vorstellte, er hätte sie tatsächlich bei der Kehle gepackt. »Beantwortet meine Frage! War es das?« Shota hob warnend einen Finger. »Glaub mir, Richard, du möchtest wirklich nicht, dass eine Hexe deinetwegen verstimmt ist.« »Und Ihr wollt Euch nicht meinen Zorn zuziehen, also antwortet endlich. War es das, was Ihr gemeint habt?«
    Sie strich die Ärmel ihres Kleides glatt und wählte ihre Worte mit Bedacht. »Zunächst einmal habe ich dir anhand der ganz unterschiedlichen Dinge, von denen ich dir berichtet habe, bereits mehrfach aufgezeigt, was ich vom Strom der Ereignisse in der Zeit sehe. Aber ich erinnere mich weder an diese Frau namens Kahlan noch daran, jemals mit ihr zu tun gehabt zu haben. Daher weiß ich auch nicht, von welcher Weissagung oder von welchem Vorfall du sprichst, denn daran erinnere ich mich ebenso wenig.« Shotas Züge nahmen jenen Ausdruck düsterer Bedrohlichkeit an, der ihn daran gemahnte, dass er mit einer Hexe sprach, deren bloßer Name die meisten Menschen in den Midlands bereits angstvoll erzittern ließ. »Du aber wagst dich in besagtem Strom der Ereignisse in Richtung Zukunft vor, zu wichtigen und höchst gefährlichen Dingen.« Verdrießlich runzelte sie die Stirn. »Was genau meinst du mit einem … Ungeheuer von einem Kind?« Richard wandte sich um und starrte in die stillen Wasser des Brunnens, während er sich noch einmal die entsetzlichen Dinge in Erinnerung rief, die er gesehen hatte. Er brachte es nicht über sich, es laut auszusprechen, brachte es nicht über sich, vor den anderen zu gestehen oder auch nur anzudeuten, dass Shota einst eine Weissagung abgegeben hatte, die bedeuten konnte, dass Kahlan ein von den Ungeheuern der Imperialen Ordnung gezeugtes Kind zur Welt bringen würde. Es war, als könnte es durch sein offenes Eingeständnis bereits zur Tatsache werden, und diese Vorstellung war so quälend, dass er den Gedanken einfach von sich wies und stattdessen eine andere Frage stellte.
    Er wandte sich wieder zu ihr um. »Was hatte es zu bedeuten, dass ich meine Gabe nicht über den Zorn auf den Plan rufen konnte?« Shota seufzte schwer. »Eins musst du begreifen, Richard. Ich habe dir keine Vision eingegeben. Ich habe nichts weiter getan, als deine eigenen verschütteten Gedanken zu befreien. Zu dem, was du gesehen hast, kann ich mich schon deshalb nicht äußern, weil ich gar nicht weiß, was du gesehen hast.«
    »Warum solltet Ihr dann …«
    »Ich weiß nur eins: Du bist derjenige, dem es obliegt, der Imperialen Ordnung Einhalt zu gebieten. Ich habe nur geholfen, deine unterdrückten Gedanken an die Oberfläche kommen zu lassen, um dir das Verständnis zu erleichtern.«
    »Das Verständnis von was?«
    »Von dem, was du verstehen musst. Was das sein könnte, ist mir ebenso wenig bekannt wie das, was du vor deinem inneren Auge gesehen hast und was dich so verstört hat. Man könnte sagen, ich bin nichts weiter als die Überbringerin. Die Nachricht selbst habe ich nicht gelesen.«
    »Aber Ihr habt mich Dinge sehen lassen, die …« »Nein, habe ich nicht. Ich habe den Vorhang für dich aufgezogen, aber der Regen, den du durch das Fenster gesehen hast, ist nicht mein Werk. Du versuchst, mir die Schuld für den Regen in die Schuhe zu schieben, statt einfach die Tatsache zu akzeptieren, dass

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