Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
größere Stück wirbelte hinaus in die Nacht. In ihrem blindwütigen Zorn stand Schwester Ulicia keuchend da, einen nutzlosen Stummel in der Hand. Kahlan erwartete, sie würde sie nun töten, aber irgendwie war ihr das längst egal. Sie hatte keine Möglichkeit zu fliehen, hatte keine Zukunft mehr. Wenn sie nicht einmal mehr um das Leben eines unschuldigen jungen Mädchens kämpfen konnte, hatte das Leben für sie jeden Sinn verloren.
    »Ulicia!«, raunte Armina dieser leise zu und packte sie am Handgelenk. »Die Kleine kann sie sehen - genau wie dieser Kerl im Wirtshaus.«
    Schwester Ulicia, von dem Gedanken sichtlich aufgeschreckt, musterte ihre Begleiterin mit starrer Miene. Schwester Armina beschwor sie mit eindringlichem Blick. »Wir müssen herausfinden, was hier geschieht.« Schwester Cecilia, das Gesicht verzerrt zu einem verdrießlichen Funkeln, weil sie Schwester Arminas Bemerkung nicht mitbekommen hatte, trat näher und pflanzte sich vor Kahlan auf. »Wie kannst du es wagen, dich einer Schwester zu widersetzen! Wir werden dem Gör bei lebendigem Leib die Haut abziehen und dich zwingen, dem Spektakel zuzusehen, um dir eine Lektion zu erteilen.«
    »Schwester?«, fragte das Mädchen. »Ihr seid alle Schwestern?« Auf einmal schien die Nacht unglaublich still. Kahlans Welt drehte sich, sodass ihr übel wurde. Mit jedem Atemzug war ihr, als drehten sich Messer zwischen ihren Rippen. Ihr Gesicht war von den schmerzhaften Schlägen tränenüberströmt. Obwohl sie nicht zu zittern aufhören konnte, weigerte sie sich noch immer, das Mädchen loszulassen.
    Schwester Ulicia warf den abgebrochenen Stummel des Eichenstabes fort. »Ja, wir sind Schwestern. Und?«, fragte sie voller Argwohn.
    »Tovi hat mir aufgetragen, nach euch Ausschau zu halten, aber ich finde, ihr seht gar nicht aus wie Tovis Schwestern.« Alles erstarrte.
    »Tovi?«, fragte Schwester Ulicia vorsichtig nach. Das Mädchen nickte, lugte dann hinter Kahlans Schulter hervor. »Das ist eine ältere Frau. Ziemlich dick, dicker als ihr alle, und eigentlich sieht sie gar nicht aus, als war sie eure Schwester. Jedenfalls trug sie mir auf, nach ihren Schwestern Ausschau zu halten. Sie sagte, ihr wärt zu dritt und hättet noch eine andere Frau bei euch.«
    »Und warum sollte ein junges Mädchen wie du sich bereit erklären, zu tun, worum Tovi es gebeten hat?«
    Das Mädchen strich sich das dunkle Haar aus dem Gesicht. Nach anfänglichem Zögern antwortete sie. »Sie hält meinen Großvater gefangen. Sie hat gesagt, wenn ich nicht mache, was sie sagt, würde sie ihn töten.«
    Ein Lächeln ging über Ulicias Gesicht - ein Lächeln, wie sich Kahlan das einer Schlange vorstellte. »Sieh an. Schätze, du kennst Tovi also tatsächlich. Und wo ist sie nun?«
    Kahlan stemmte sich mit einem Arm hoch. Das Mädchen wies hinüber zur Landzunge. »Dort. Sie ist in einem Raum voller alter Bücher. Sie hat mich gezwungen, ihr zu zeigen, wo die Bücher aufbewahrt werden.«
    Schwester Ulicia und die beiden anderen wechselten einen Blick. »Womöglich hat sie die zentrale Stätte in Caska schon gefunden.« Schwester Armina gluckste erleichtert auf und versetzte Schwester Cecilia leutselig einen Klaps auf die Schulter, die die Geste erwiderte.
    »Wie weit ist es bis dorthin?«, wollte Schwester Ulicia plötzlich voller Ungeduld wissen.
    »Wenn wir gleich morgen früh bei Tagesanbruch aufbrechen, werdet ihr noch zwei, wenn nicht drei volle Tage brauchen.«
    Schwester Ulicia spähte einen Augenblick lang in die Dunkelheit. »Zwei oder drei Tage …« Sie wandte sich wieder um. »Wie heißt du?«
    »Julian.«
    Schwester Ulicia versetzte Kahlan einen Tritt in die Seite; der unerwartete Stoß wälzte sie von dem Mädchen herunter. »Na schön, Julian, du kannst dir Kahlans Bettzeug nehmen, sie wird es nicht benötigen. Zur Strafe wird sie die ganze Nacht stehen.« »Bitte«, sagte Julian und legte Kahlan eine Hand auf den Arm, »wenn sie nicht gewesen wäre, hättet ihr jetzt niemanden mehr, der euch zu Tovis Aufenthaltsort führen könnte. Bitte bestraft sie nicht. Sie hat euch doch einen Gefallen getan.« Schwester Ulicia dachte einem Moment lang nach. »Ich sag dir was, Julian. Da du dich so tapfer für unsere unbotmäßige Sklavin eingesetzt hast, werde ich dich darüber wachen lassen, dass sie sich die ganze Nacht über nicht hinsetzt. Sollte sie trotzdem ungehorsam sein, werde ich ihr eine Tracht Prügel verpassen, dass sie für den Rest ihres Lebens unter Schmerzen hinken

Weitere Kostenlose Bücher