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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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Reisebericht diesen Besuch beim Raja schildert.
    »Mehrere junge Weiber, einige seine Töchter, andere Sklavinnen, standen umher; ein paar arbeiteten an einem Gestell an Sarongs, aber die meisten faulenzten. Hier müsste ich eigentlich (wenn ich dem Beispiel der meisten Reisenden folgte) zu einer glühenden Beschreibung der Reize dieser Dämchen, der eleganten Kostüme, welche sie trugen, und der Gold- und Silber-Verzierungen, mit denen sie geschmückt waren, abschweifen. Die Jacke oder der Überwurf aus Purpur-Gaze würde in einer solchen Beschreibung vortrefflich figurieren, indem der wogende Busen darunter zum Vorschein kommt, und ›funkelnde Augen‹ und ›pechschwarzes Haargeflecht‹ und ›zierliche Füßchen‹ müssten freigiebig dazwischengestreut werden. Aber ach! Die Rücksicht auf die Wahrheit erlaubt mir nicht, allzu bewundernd auf solchen Gemeinplätzen mir freien Lauf zu lassen«, schreibt Wallace. Zwar sähen die Prinzessinnen ganz gut aus, »allein weder ihre Persönlichkeiten noch ihre Gewänder hatten jenen Anschein von Frische und Reinlichkeit, ohne den keine anderen Reize mit Vergnügen betrachtet werden können. Alles hatte ein schmutziges und fades Aussehen, für ein europäisches Auge sehr wenig gefällig und unköniglich.« Dann also doch lieber wieder schöne Schmetterlinge und die Jagd auf Vögel.
    Allerdings rückt die Regenzeit näher, die bald weitere Reisen ins Inland der Inseln verhindert. Dieses ist bislang nicht erforscht worden, und selbst hier, nahe der Küste, haben die Leute kaum einmal zuvor einen Europäer gesehen. »Eine höchst unangenehme Folge davon war, dass ich sowohl Menschen als auch Tieren zum Schrecken diente«, berichtet Wallace später einigermaßen zerknirscht. »Wo ich ging, bellten die Hunde und schrien die Kinder, die Frauen liefen fort und die Männer starrten mich an, als wäre ich ein fremdartiges und furchtbares Kannibalen-Monstrum. Selbst die Packpferde an den Straßen und Wegen schreckten zur Seite, wenn ich mich näherte, und liefen in den Dschungel; und jenen entsetzlich hässlichen Tieren, den Büffeln, konnte ich mich nie nähern; nicht etwa aus Furcht und meiner eigenen Sicherheit wegen, sondern wegen der anderer. Zuerst streckten sie die Hälse vor und starrten mich an, brachen dann bei näherem Ansehen von ihren Halftern und Spannseilen los und rannten über Hals und Kopf fort, als ob ein Dämon hinter ihnen her wäre, ohne Rücksicht auf das, was ihnen in den Weg kam.« So versteckt sich Wallace regelmäßig abseits des Pfades im Wald wie ein Dieb auf Hinterwegen, sobald ihm Büffel begegnen, die etwas tragen oder ins Dorf getrieben werden, »bis sie vorüber waren, um eine Katastrophe zu vermeiden, welche nur das Missfallen, mit welchem ich schon betrachtet wurde, vermehrt hätte. Niemand konnte vorhersagen, wel ches Unheil sie Kindern und Häusern zugefügt hätten, wenn ich zwischen ihnen spazieren ginge.« Kaum besser als mit den Büffeln ergeht es Wallace bei seinen Ausflügen in den Wäldern im Süden Celebes oft genug mit den Einheimischen selbst. »Kam ich plötzlich an eine Quelle, an der Frauen Wasser schöpften oder Kinder badeten, so war eine schnelle Flucht die sichere Folge; und da das Tag auf Tag geschah, so war es nicht gerade sehr angenehm für jemanden, der es nicht liebt, gehasst zu werden, und der es nicht gewöhnt war, sich wie ein Ungeheuer behandelt zu sehen.«
    Das magische Land in der Mitte – die Wallacea: Aus einem anderen Grund aber ist Wallace vor allem enttäuscht von Celebes, nachdem er den äußersten Süden und Norden der Insel noch mehrfach besuchen wird. »Die Insel Celebes liegt im Zentrum des Archipels«, schreibt er; umgeben von Borneo im Westen, der Timor-Gruppe im Süden, den Molukken im Osten und den Philippinen im Norden. »Bei dieser Sachlage ließe sich natürlich erwarten, dass die Naturprodukte dieser Centralinsel bis zu einem gewissen Grade den Reichtum und die Mannigfaltigkeit des ganzen Archipels darbieten würden, während wir nicht viel individuelle Züge in einem Lande vermuten werden, welches so gelegen ist, dass es vorwiegend dazu geeignet scheint, Einwanderungen von allen Seiten rundherum aufzunehmen.« Verblüfft stellt Wallace fest, dass gerade das Gegenteil von dem der Fall ist, was er erwartet hat. Da ist zum einen das sonderbare Fehlen bestimmter Gruppen auf der Insel. Celebes erweist sich unter allen großen Inseln des Archipels als die ärmste, was die Anzahl der von ihm gefundenen

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