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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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aus zur in Sichtweite liegenden Nachbarinsel Gilolo (heute Halmahera) übersetzt, wird er erneut der papuanischen Bevölkerungsgruppe begegnen, die er zuvor während seiner Expedition auf die Kai- und Aru-Inseln am Rande des Archipels angetroffen und mit denen er Monate verbracht hat. »Eine sorgsame Prüfung überzeugte mich, dass dieses Volk sich radikal von allen malayischen Rassen unterscheidet«, konstatiert er. Gilolo wird gleichsam sein ethnographisches Lombok und bestätigt, was ihm erstmals am Strand von Kei Besar aufgefallen war.
    Also zeichnet Wallace eine zweite, diesmal eine ethnologische Linie in seine Karte des Archipels; sie ist allgemein weitaus weniger bekannt. Diese »Rassengrenze«, wie sie damals noch genannt wird, verläuft weiter östlich als die Faunenscheide, die Wallace vor allem anhand der Vogelwelt und einiger anderer Tiere festlegt. Diesmal schließt sie Timor (aber nicht Roti) und Aru im Süden ein, umkreist Sumba in elegantem Bogen und verläuft in der engen Meeresstraße westlich von Gilolo weiter nach Norden. »Hier also hatte ich die wahre Grenzlinie zwischen der malayischen und Papua-Rasse aufgefunden, und zwar an einem Orte, an dem kein anderer Autor sie erwartet hat.« Er sei über die Entdeckung sehr erfreut, fährt er fort, »da sie mir den Schlüssel zu einem der schwierigsten Probleme der Ethnologie gab und mich in den Stand setzte, an vielen anderen Orten die zwei Rassen voneinander zu trennen und die Mischlingsformen zu analysieren«. Zwar stimmten die faunistische und die ethnologische Demarkationslinie nicht exakt überein, wie man nun aus seiner Karte unschwer erkennen könne, schließt Wallace seine Betrachtung, »aber ich denke, die Nähe dieser Trennlinien ist dennoch eine bemerkenswerte Tatsache und weitaus mehr als bloße Koinzidenz«.
    Ein Rätsel für sich – die Insel Celebes: »Ich verließ Lombok am 30. August und erreichte Makassar in drei Tagen. Mit großer Befriedigung betrat ich ein Ufer, welches ich seit Februar vergeblich zu erreichen versucht hatte, und wo ich mit so vielem Neuen und Interessanten bekannt zu werden erwartete.« Für Wallace ist die merkwürdig k-förmige große Insel, die mitten im Archipel ihre fingerartigen Halbinseln in beinahe alle Richtungen streckt, so etwas wie ein »land of promise«, das Gelobte Land. Kaum jemand vor ihm hat auf Celebes gesammelt und so erhofft er sich von dort eine reiche Ausbeute neuer, unbekannter Arten. Zudem ist die Insel eine zentral gelegene Drehscheibe auch für seine weiteren Reisen gen Osten an den Rand des Archipels.
    Doch Wallace wird von Makassar bald enttäuscht. Die holländische Ansiedlung sei zwar »hübsch und reinlich«, so berichtet er, aber »ringsherum dehnen sich die flachen Reisfelder aus, jetzt kahl und trocken und hässlich mit schmutzigen Stoppeln und Unkraut bedeckt«. Auf Celebes fehlt das Bewässerungssystem der Balinesen, das die Wirkung eines beständigen Frühlings hervorruft. Vor allem aber ist das kultivierte Flachland höchst unergiebig, was den Fang neuer und bisher unbekannter Arten angeht. Tatsächlich habe er niemals ein weniger einladendes Land gesehen als die Umgebung von Makassar, berichtet Wallace an Stevens in London. »Die Reisfelder im Umkreis von einigen Meilen gleichen englischen Stoppelfeldern im Spätherbst und bargen ebenso wenig wie diese Vögel oder Insekten.«
    Wallace beschließt, landeinwärts zu gehen, von Ali und Charles Allen begleitet. Bald entdeckt er in den Wäldern am Rande der Ebene einige für ihn neue Vogelarten, die nur für diese Insel charakteristisch sind. Darunter ist auch ein Kuckucksverwandter, der Gelbschnabel-Malkoha (oder Phoenicophaeus calyorhynchus mit lateinischem Namen), der ein hell kaffeebraunes Gefieder hat, einen großen, brillantgelb, rot und schwarz gefärbten Schnabel und einen langen Schwanz »von schön metallischem Purpur«. Wallace fängt an den Wasserfällen des Maros-Flusses auch einige neue Formen der großen Ornithoptera -Falter und sechs Pracht-Exemplare von Papilio androcles, einem der größten Schwalbenschwanz-Schmetterlinge der Erde (er wird heute zur Gattung Graphium gestellt). Er beschließt, längere Zeit in der Nähe dieses Waldes zu bleiben, und versichert sich der Hilfe des örtlichen Rajas, um dort in einem Dorf eine Hütte beziehen zu können. Für anderes als neue Arten hat er aber selbst dann keine Augen, als er den lokalen Fürsten in dessen Residenz aufsucht. Bezeichnend, wie Wallace in seinem

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