Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
Vom Netzwerk:
der Gegenstand zoologischer Forschungen. Und weiterhin beißen sich Forscher vor allem an der Tierwelt der die Wallacea dominierenden zentralen Insel Celebes die Zähne aus.
    Von tiefen Seegräben und landfesten Brücken: Wie war das doch gleich noch mit Celebes: »Während die Insel arm ist an der tatsächlichen Zahl ihrer Arten, ist sie doch wundervoll reich an eigentümlichen Formen; viele davon sind sonderbar oder schön und in einigen Fällen absolut einzig auf dem Erdenrund«, schreibt Wallace in seinem Reisebericht. Celebes gebe ein Beispiel, »das in hervorragender Weise zeigt, wie interessant das Studium der geographischen Verbreitung der Tiere ist. Wir können sehen, dass ihre gegenwärtige Verbreitung auf der Erde das Resultat von all den neueren Veränderungen ist, welche die Oberfläche erlitten hat.«
    Es gehört zweifellos zu Wallace’ Genie, dass er die Ursachen für dieses faunistische Rätsel erahnt – und dass sein Ansatz zur Lösung bis heute im Kern korrekt ist. Denn sie liegt nicht allein in der oberflächlich sichtbaren Geographie des Inselarchipels begründet, sondern gleichermaßen in seinem Untergrund und seiner Vergangenheit. Bald nach seiner Rückkehr nach England widmet sich Wallace im Juni 1863 in einem seiner ersten Vorträge vor der Royal Geographical Society in London der »physikalischen Geographie« des Archipels, wie es damals heißt. Ausgehend von den beiden Regionen mit ihrer unterschiedlichen Tierwelt, markiert als Indo-Malayische Region westlich und Austro-Malayische Region östlich der mit einem roten Strich gezogenen magischen Linie, vermutet Wallace im Untergrund des Archipels zwei grundlegende Vorgänge am Werk. Einerseits, so glaubt er, wurde eine einst zusammenhängende kontinentale Fauna durch die Aktivität von Vulkanen zerrissen. Er zeichnet als fette rote Linie eine ganze Kette von Vulkanen ein, die sich wie Perlen quer durch den gesamten Archipel erstrecken. Die Tätigkeit dieser Vulkane könnte, so argumentiert Wallace, die einstmals zusammenhängende Landmassen in isolierte Teile zergliedert haben – und mit ihr die Tierwelt.
    Als einen zweiten wichtigen Vorgang diskutiert er die Ausbreitung der Tiere über Landbrücken. Dabei nutzt Wallace eine Erkenntnis, die er dem britischen Geologen George Windsor Earl verdankt. Der hat bereits zwischen 1832 und 1834 vor allem die westlichen Inseln des indischen Archipels (wie dieser bei ihm noch heißt) bereist und darüber ein ganzes Buch verfasst. Vor der Geographischen Gesellschaft in London hält Earl 1845 einen Vortrag zur physikalischen Struktur und Anordnung dieser indischen Inseln. Als Wallace zwischen seinen beiden großen Expeditionen in England ist, hört er Earl im Februar 1853 erneut über die Besonderheiten dieser Region vortragen. Später, aber da sind wir schon im August 1859, wird Wallace auch durch Charles Darwin auf die Arbeiten von Windsor Earl aufmerksam gemacht; doch da kennt er dessen Einsichten nicht nur, sondern nutzt sie bereits für seine Erklärungen.
    Earl verbindet geologische und geographische Befunde und weist auf die Existenz von zwei großen Landmassen als untermeerische Fortsätze der jeweiligen Kontinente hin, die er – erstmals, und dafür gebührt ihm ausdrücklich Anerkennung – mit einer gestrichelten Linie in entsprechenden Karten einzeichnet (wie dies bis heute getan wird). Die eine Landmasse, die sämtliche große Inseln im Westen des Archipels miteinander verbindet, bezeichnet Earl als Great Asiatic Bank (heute nennen wir es den Sundaschelf). Bali indes gehört laut seiner Karte schon nicht mehr dazu – ein Irrtum, wie sich zeigen wird. Am anderen Ende des Archipels umfasst die Great Australian Bank nicht nur den gleichnamigen Kontinent im Norden, sondern auch Neuguinea (der Sahulschelf); und zwar unter Einschluss der Aru-Inseln (aber nicht der Kai-Inseln, wie hier gleich hinzugefügt sei). Dazwischen liegen isoliert die große Zentralinsel Celebes und die versprengten Eilande der Molukken. »Diese durch Tiefenmessungen ermittelten Bänke setzen das Festland fort«, schreibt Earl 1845, »und als solche verdienen sie mehr Beachtung, als ihnen bislang beigemessen wurde, denn wie sich herausstellt, hat sämtliches Land, das sich von diesen Bänken ausgehend erhebt, den gleichen Charakter wie jene Kontinente, an die sie sich anfügen.« Es ist ein Schlüsselsatz, denn zur Begründung weist Earl darauf hin, dass auch Tiere und Pflanzen der jeweiligen Regionen ähnlich sind.
    Als

Weitere Kostenlose Bücher