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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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haben sich, Mr Wallace, nicht nur als ein erstklassiger Naturforscher erwiesen, sondern auch als ein guter Geologe.« Er danke ihm nochmals für seinen höchst interessanten und instruktiven Beitrag. Ein letztes Mal Applaus. Erst später auf dem Heimweg gerät Wallace geradezu außer sich vor Freude. Er hat es geschafft! Die hervorragendsten Gelehrten der Londoner Fachgesellschaften zollen seinen Arbeiten Respekt. Auch die Zoologen, Entomologen und Anthropologen sind dann später von seiner Darstellung der Naturkunde und Naturgeschichte des Malayischen Archipels begeistert, die er anlässlich ihrer Sitzungen präsentiert. Wallace, der Schulabbrecher, Landvermesser und naturkundliche Autodidakt, ist nach langen Jahren des Reisens und Forschens endlich da angekommen, wo er immer hinwollte – auf dem Olymp der viktorianischen Naturforschung.
    Der Reisebericht über den Malayischen Archipel: Zur Zeit von Wallace’ Rückkehr ist das allgemeine Interesse an Reiseberichten aus fernen Teilen der Welt in England groß; am besten ist es natürlich, man kann seine Schilderungen mit Abenteuern und Gefahren garnieren. David Livingstone hat die Victoriafälle des Sambesi im östlichen Afrika entdeckt; Richard Burton und John Speke, nach ihrer Entdeckung des Tanganjikasees, haben sich aufgemacht, die Quellen des Nils zu finden und zu erforschen. Im nördlichen Kanada versucht eine Expedition nach der anderen, das Schicksal von Sir John Franklin aufzuklären, und hofft auf Spuren der Verschollenen, die sich aufgemacht hatten, die Nordwestpassage zum Pazifischen Ozean zu finden.
    Die Welt scheint beinahe größer geworden zu sein, jedenfalls für ein an fernen Ländern und Kulturen interessiertes Publikum. Da ist man froh über jemanden, der den vielen hereinflutenden Einzelbefunden einen Erklärungsrahmen zu geben vermag; der es erlaubt, die vielen neuen Tatsachen einzuordnen. Wallace liefert mit der Biogeographie – der zoologischen Geographie, wie es bei ihm heißt – einen solchen Rahmen. In den ersten Jahren nach seiner spektakulären Mitentdeckung der Evolution ist es ein an sich erstaunliches Faktum, dass er vorerst kaum ein Wort darüber schreibt, sondern sich weitgehend auf die Biogeographie konzentriert. Zwischen 1858 und 1863 entsteht eine Serie von Arbeiten, die diese Disziplin begründen helfen; mehr noch als jene beiden Kapitel, die Darwin dazu in seinem Artenbuch schreibt.
    Bereits von unterwegs hat Wallace im März 1859 seine Vorschläge zur besseren Abgrenzung zwischen der asiatischen und australischen Region an den englischen Ornithologen Philip Sclater geschickt, die dieser im ersten Band seiner gerade neu gegründeten Zeitschrift »Ibis« abdruckt. Sclater hat aufgrund der Vorkommen von Vögeln weltweit eine Einteilung in sechs zoologische Regionen als Ergebnis »allgemeiner Gesetze der Verbreitung« vorgeschlagen, noch fest im Schöpfungsglauben wurzelnd. Wallace sieht das natürlich vor dem Hintergrund von Abstammung und dynamischer Entwicklung. »Dies, so denke ich, klärt die Frage der Abgrenzung beider Faunenreiche«, schreibt er an Sclater, als er ihn auf die Faunenscheide mitten im Archipel aufmerksam macht. Im Laufe des Jahres 1859 arbeitet Wallace seine Idee weiter aus und schickt einen ausführlicheren Aufsatz »On the Zoological Geography of the Malay Archipelago« diesmal direkt an Charles Darwin, der den Artikel an das Journal der Linnean Society weiterleitet. Dort wird es bei der letzten Dezember-Sitzung 1859 verlesen und dann im darauf folgenden Jahr 1860 gedruckt. Nochmals, aber jetzt unter Kenntnisnahme der meisten Zoologen, weist Wallace auf die zwei großen Faunenregionen mit deutlich unterschiedlicher Tierwelt hin, die an der später nach ihm benannten Scheidelinie zwischen Bali und Lombok und westlich von Celebes aufeinandertreffen. Trotz ähnlicher klimatischer und ökologischer Verhältnisse gibt es mithin mitten im Archipel eindeutig unterschiedliche Tierwelten. »Solche Tatsachen lassen sich nur durch eine mutige Anerkennung großräumiger Veränderungen an der Erdoberfläche erklären«, erklärt Wallace seinen Lesern. Nicht Gottes Laune platziere die Arten dort; vielmehr lägen die Ursachen in der Geschichte des Raumes und der Evolution, im Wandel der Arten und in geologischen Umwälzungen.
    Im Sommer 1863, ein Jahr nach seiner Rückkehr, stellt er dann bei jenem eingangs geschilderten denkwürdigen Treffen die geologischen Ursachen für die Vorkommen der Tiere vor. Dank seiner

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