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Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition)

Titel: Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Glaubrecht
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finanziert jeweils die nächste Reise und Exkursion. So arbeitet sich Alfred Russel Wallace sammelnderweise von West nach Ost durch den Archipel – ein Amateur mit Ambitionen und dem Anspruch, hinter das Artenrätsel zu kommen.
    Die Sammlung, die er dabei zusammenträgt, ist außergewöhnlich groß. Tatsächlich sind es mehr Objekte, als selbst große Naturkundemuseen wie etwa das in London zu dieser Zeit besitzen. Was man wissen muss: Wallace legt während seiner Expedition zwei Sammlungen an, die er sorgfältig getrennt hält. Allein seine Privatsammlung, in der er sich auf Vögel, Schmetterlinge, Käfer und einige Landschnecken beschränkt, umfasst etwa 20000 Insekten von etwa siebentausend Arten und rund 3000 Vögel von etwa tausend verschiedenen Arten. In seiner Dublettensammlung sind es insgesamt, wie Wallace eigens auflistet, nicht weniger als 125660 Einzelstücke – vom Käfer bis zum Krokodil, vom imposanten Orang-Utan bis zum handtellergroßen Ornithoptera -Falter, vom schillernden Paradiesvogel zur Perlmuttschnecke. Kein anderer Naturforscher seiner Zeit, vor ihm oder nach ihm, bringt allein einen solchen biologischen Schatz zusammen. Von Darwins nicht mehr als 5400 zoologischen Gegenständen seiner »Beagle« -Reise wollen wir hier nicht reden. Dennoch ist ein weiterer Vergleich hilfreich. Als Wallace’ früherer Begleiter Henry Walter Bates nach mehr als einem Jahrzehnt am Amazonas zurückkehrt, hält er seine exakt 14712 Exemplare, von denen etwa 8000 für die Wissenschaft neue Arten sind, nach eigenem Bekunden für eine Sammlung, »wie sie kein Naturkundler zuvor oder danach« gesammelt hat. Er irrt offenkundig angesichts dessen, womit Wallace kurz darauf zurückkehrt.
    Das meiste, was Wallace sammelt, sind Insekten, zusammen mehr als 110000 Stücke, die er fängt, nadelt, trocknet, verschifft und verkauft; die dann in den Kabinetten anderer viktorianischer Sammler landen, die aber über die Jahre auch von Forschern bearbeitet werden. Charakteristisch insbesondere für die Stücke in seiner Privatsammlung sind kleine runde und blaue Etiketten, auf denen sorgfältig der jeweilige Fundort vermerkt ist. Er sammelt mehr als achtzigtausend Käfer (es sind 83200, Wallace ist auch hier sehr genau) mit siebentausend Arten. Zweitausend sind es allein von der Insel Borneo, die Hälfte davon sammelt er dort im Umkreis von nur ein paar Kilometern. Insgesamt erweisen sich etwa neunhundert davon als neue Arten. Allein seine Käfersammlung wird am Naturhistorischen Museum in London dreißig Schubladen füllen. Wallace fängt auch etwa dreizehntausend Schmetterlinge, anderthalbtausend Arten allein wieder auf Borneo. Er entdeckt neue Arten des prächtigen Vogelschwingen-Falters Ornithoptera, mit Flügeln so groß wie Handteller. Dazu noch viele weitere neue Arten, allein 50 neue Pieridae und 96 der 130 bekannten Arten der Papilionidae, wie Wisssenschaftshistoriker später akribisch vermerken; dreiundzwanzig sind es allein von Borneo. Dazu kommen 900 Arten von Hautflüglern – Bienen und Wespen also, aber auch 280 verschiedene Ameisen, darunter wohl an die 200 neue Arten. Nur eine von vielen ist die nach ihm benannte Wallace-Riesenbiene. Zu Wallace’ Zeiten als Megachile pluto beschrieben, trägt dieser zu den Mörtelbienen gestellte Hautflügler heute den nicht eben leichtgängigen Namen Chalicodoma (Eumegachilana) pluto. Vollkommen schwarz und mit geradezu bedrohlich anmutenden Kiefern, ist sie die größte der Bienen weltweit. Die Weibchen werden beinahe vier Zentimeter lang.
    Wallace trägt außerdem 400 Säuger und Reptilien zusammen, überdies noch 7500 Muscheln und Schnecken. Vergessen wir nicht einen besonderen Schatz seiner Sammlung: die 8050 Bälge von Vögeln, die er zurückbringt; erlegt mit feinem Schrot, um das Gefieder zu schonen. Unter diesen Trophäen, die dazu immer erst durch gewaltsamen Tod werden, finden sich auch die begehrten Paradiesvögel, etwa der von ihm auf der Gewürzinsel Bacan entdeckte und nach ihm benannte Semioptera wallacei; im Deutschen wird er leider etwas ignorant nur mehr Bänderparadiesvogel genannt. Alle diese Vogelbälge werden am Britischen Museum von den Vogelkundlern, aber auch von Wallace selbst eingehend studiert. Sie haben die Artenkenntnis über den Archipel erheblich bereichert. Nehmen wir nur die Greifvögel der Region, von denen Wallace 72 der 87 bekannten Arten sammelt, oder die 84 Arten an Tauben, die er besonders schätzt. Insgesamt sind es 212 neue Vogelarten,

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