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Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens

Titel: Am Ende des Schweigens - Link, C: Am Ende des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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er hatte sofort geantwortet, er sei für niemanden von der Presse zu sprechen.
    »Nein, ich glaube, das ist keiner von der Presse. Er sagt, es ist wichtig. Es geht um jemanden von der Familie.«
    Welche Familie? hatte er zynisch und verzweifelt gedacht, die einzige Person, die von meiner Familie noch übrig ist, liegt im Krankenhaus und ringt mit dem Tod.

    Er war dennoch hinuntergegangen, und dann hatte sich der dünne junge Mann als Keith Mallory vorgestellt und gesagt, er sei der Freund von Ricarda Wahlberg.
    Leon hatte sogleich erklärt, Ricarda sei nicht unter den Opfern des Massakers, denn er war überzeugt gewesen, daß Keith deshalb gekommen war. Aber wie sich herausstellte, wußte Keith das bereits.
    »Ich weiß, wo sie ist«, erklärte er, »und ich meine, jemand sollte sich um sie kümmern. Von mir läßt sie sich nichts sagen.«
    »Dafür ist eher Jessica Wahlberg zuständig«, sagte Leon.
    Keith sah ihn an. »Jessica hat überlebt? Und …«
    Leon wußte, was er fragen wollte. »Nein. Alexander Wahlberg ist tot.«
    »Oh, Scheiße«, murmelte Keith. Er sah Leon hilfesuchend an. »Sie sitzt in einer Scheune, die zu einem verlassenen Bauernhof gehört, und ist nicht ansprechbar. Ißt nichts, trinkt nichts. Reagiert fast gar nicht. Ich kann nichts für sie tun. Mein … mein Vater hat gerade einen schweren Schlaganfall erlitten, wir wissen nicht, wie das ausgeht, meine Mutter hängt total durch, und meine Schwester will nicht, daß alles nur ihr überlassen bleibt. Ich kann einfach ganz schlecht im Moment von daheim weg.«
    »Ich verstehe«, sagte Leon. Er empfand Keith als wirklich sehr sympathisch. »Ich werde Jessica Bescheid sagen. Könnten Sie mir den Weg zu dem Gehöft beschreiben?«
    Zwei Minuten später wußte er, wo sich Ricarda befand. Eine Ricarda, die ihr Freund als nicht ansprechbar beschrieben hatte, als einen Menschen, der nichts aß, nichts trank, auf nichts reagierte. Während er die Treppe hinaufstieg, um Jessica Bescheid zu sagen, fielen Leon die Tagebucheintragungen ein, die Patricia am Abend vor ihrem Tod vorgelesen hatte. Patricia mochte Dinge häufig dramatisiert haben, was diese von Ricarda verfaßten Texte anging, hatte sie sich jedoch offensichtlich an Fakten gehalten. Und die waren zutiefst erschreckend gewesen - um so mehr noch vor dem Hintergrund dessen, was kurz danach geschehen
war. Er überlegte, ob er Superintendent Norman Bescheid geben mußte. War das Verrat an seinem toten Freund Alexander? Oder einfach bittere Notwendigkeit angesichts einer ungeheuren Tragödie?
    Er war noch zu keinerlei Ergebnis gelangt, als er an Jessicas Zimmertür klopfte. Er beschloß, daß sie als Stiefmutter die Frage würde entscheiden müssen.
    8
    An diesem Tag überschlugen sich die Ereignisse.
    Superintendent Norman führte die Befragung von Phillip Bowen nicht, wie zunächst geplant, im The Fox and The Lamb durch, sondern nahm ihn zusammen mit Geraldine mit auf das Polizeirevier in Leeds. Inzwischen war das kleine Wirtshaus von Stanbury geradezu umlagert von Journalisten, und als Phillip und Geraldine zu dem wartenden Auto gebracht wurden, flammten überall die Blitzlichter auf. Längst hatten sich findige Reporter mit Mrs. Collins unterhalten, die inzwischen vor Wichtigkeit fast platzte, und so kannte man Phillips Namen und wußte, daß er sich unter Vortäuschung falscher Tatsachen bereits zwei Wochen zuvor in Stanbury House eingeschlichen und die Räumlichkeiten ausgekundschaftet hatte. Für die Presse stand er als Täter fest, heftiges Rätselraten herrschte nur um die Frage des Motivs. Inzwischen war auch bekannt, um wen es sich bei seiner äußerst attraktiven Begleiterin handelte.
    Norman schäumte später, als er die Zeitungen las. Die undichte Stelle konnte im Grunde nur jemand vom Personal des The Fox and The Lamb gewesen sein, aber was wollte man schon unternehmen gegen die Klatschlust der Leute? Geraldine Roselaugh wurde in den Schlagzeilen des nächsten Tages als berühmtes Fotomodell bezeichnet, wobei es niemanden interessierte,
daß zuvor noch kein Mensch je von ihr gehört hatte. Man wußte auch, daß es zwischen ihr und Phillip Bowen - über dessen private und berufliche und sonstige Hintergründe etwas in Erfahrung zu bringen den Journalisten in der Eile nicht geglückt war - recht eisig zugegangen war; Roselaugh war zwischendurch sogar aus dem gemeinsamen Zimmer ausgezogen und war bereits zur Abreise nach London entschlossen gewesen. Im letzten Moment schien es zu einer

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